Black Cilice - Banished From Time

Review

Warnung vorweg: Der Portugiese hinter BLACK CILICE spielt Raw Black Metal und nimmt das „Raw“ ernst. Sehr ernst. Dementsprechend ist „Banished From Time“, das vierte Full-Length-Album des Projekts (neben etlichen Demos, EPs, Splits und Compilations), definitiv nichts für Leute, denen ein Schlagzeug gar nicht unnatürlich und eine Gitarre nicht fett genug klingen kann. Aber wer seinen Black Metal so richtig raw mag, wer seine Ohren gerne ob vieler, vieler Höhen im Sound bei voller Lautstärke bluten lässt, dabei aber dennoch Atmosphäre und Melodie hören mag, der ist beim Viertwerk von BLACK CILICE durchaus an der richtigen Stelle.

BLACK CILICE führt den Kurs fort, den er mit „Mysteries“ eingeschlagen hat

Denn auf „Banished From Time“ führt der Portugiese den Kurs fort, den er bereits auf seinem 2015er-Album „Mysteries“ eingeschlagen hat, ein Stück weg vom reinen Raw-Black-Metal-Gerödel à la früher NARGAROTH oder MOONBLOOD, wie es die ersten zwei BLACK CILICE-Alben „A Corpse, A Temple“ und „Summoning The Night“ dominierte, hin zu einem etwas emotionaleren, melancholischeren, ja depressiveren Zugang zum Black Metal. Klar, das harte Rauschen im Sound, die Höhenlastigkeit, das weitläufige Fehlen der Snare, das alles ist geblieben. Aber wie schon auf „Mysteries“, serviert der namenlose BLACK CILICE-Kopf das alles mit Riffstrukturen, die teilweise auch aus dem Depressive/Suicidal Black Metal stammen könnten, der eher klagend heulende denn wütend keifende Gesang tut sein Übriges, um diesen Eindruck zu untermauern.

„Banished From Time“: Melodisch, kalt, atmosphärisch … aber nicht perfekt

Dennoch ist BLACK CILICE auf „Banished From Time“ weit davon entfernt, nur suizidal zu leiden. Das Songwriting ist diverser als auf den meisten DSBM-Alben, von gewollter, depressiver Monotonie ist auf dem Album wenig bis gar nichts zu hören. Stattdessen gibt es fünf pointierte Stücke, drei davon länger, zwei um die Fünf-Minuten-Marke herum, meist sind alle rasant und flott, dabei aber immer melodisch und in Sachen Atmosphäre extrem kalt. Das klingt erstmal super, ist aber letztlich der einzige echte Kritikpunkt an „Banished From Time“: Der BLACK CILICE-Kopf zieht über nahezu die gesamte Spielzeit zweieinhalb Tempi durch (ganz schnell, ziemlich langsam und irgendwo dazwischen), womit das Material auf Dauer bei aller Melodie, Kälte und Atmosphäre ein bisschen eintönig wirkt.

Die Abwechslung kommt leider zu spät

Abwechslung diesbezüglich gibt es erst im abschließenden „Boiling Corpses“, in dem „Banished From Time“ tatsächlich nochmal eine andere Wendung nimmt: Der Song ist rhythmisch abwechslungsreich, die darin zu hörenden Melodien erinnern eher an die Polen MG?A als an typischen Raw Black Metal. Diese Abwechslung kommt aber leider erst, nachdem BLACK CILICE den Hörer mit einer knappen halben Stunde der immergleichen Figuren hat zweifeln lassen, ob da noch was passieren wird. Ein gelungener Abschluss des Albums ist der Song trotzdem – und insgesamt ist sicherlich das ganze Album gelungen. Es ist weit davon entfernt, perfekt zu sein (was bei Raw Black Metal sicherlich auch niemand erwartet), es wird die wenigsten Hörer rundum glücklich machen – aber gut anzuhören ist es dennoch. Genrefans mit Abstrichen empfohlen!

01.03.2017

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