Crematory - Pray

Review

Galerie mit 14 Bildern: Crematory - Metal Hammer Paradise 2022

Sie haben sich neu erfunden! Die Songs sprühen vor Ideen und Energie. Es geht auch wieder in die härtere Schiene! Unglaublich, aber sie haben ihre elektronischen Samples abgelegt! – Nein, nein. STOPP! Das kann man sicher über irgendeine andere Band sagen, aber definitiv nicht von CREMATORY. Denn all das hat „Pray“ nämlich nicht. Nach vermeintlicher Auflösung des „Urgesteins des Gothic Metal“ im Jahre 2001, sind mittlerweile zwei weitere Alben, „Revolution“ und „Klagebilder“, erschienen. Nun gut, CREMATORY waren schon immer ein Fall für sich und ein Name, der bei einigen für Begeisterung und bei anderen für Zahnschmerzen sorgt. Letzterer Fall trifft auf mich zu, denn ihr neues Album „Pray“ hätte man nicht besser betiteln können. Denn man muss es wirklich anbeten, damit es endlich zu Ende ist.


„When Darkness Falls“, „Sleeping Solution“, “ Have You Ever“ – egal, welcher Song welchen Titel trägt, CREMATORY hätten die Lieder auch „Pray Nr. 1“, „Pray Nr. 2“, „Pray Nr. 3.“ etc. nennen können. Unterschiede bemerkt man nur wenige und die Songstruktur ist stets wie ein typischer Popsong aufgebaut: Intro – Gesangspart – Refrain – Gesangspart – Refrain – Refrain – Refrain. Zu viele Wiederholungen und das bei Songs, die auch schon mal gerne die 3:30-Popsonglängen sprengen, wirken auf die Dauer nicht nur ermüdend, sondern haben auch einen skip-freudigen Effekt auf meine Finger. Allerdings werden die eingängigen Refrains bei Fans einfacher Musik sicherlich Ohrwürmer hinterlassen. Für Gothic Metal-Liebhaber werden aber die Songs nicht genügend Biss haben und zu klar und wie aus der Konserve klingen. Selbst die eher härteren Songs (ja, die gibt es auch noch!) wie „Burning Bridges“ oder „Remember“ tragen nicht dazu bei, den Gesamteindruck von „Pray“ zu verbessern, da sie auch dem Schema F entsprechen. Ansonsten gibt es halt die typischen CREMATORY-Hymnen im Midtempo geboten. Zugegeben, einen Rückgang der Fusion mit Electrosounds gibt es tatsächlich, aber dafür packen die Keyboards mal so alles an Tönen raus, was sich an Tasten finden lässt. Da fällt auch der Wegfall an elektronischen Elementen nicht auf. Ein uninspirierter Keyboardteppich legt sich auf die eher im Hintergrund vor sich hinmurrenden Gitarren. Felix‘ Grunz-Stimme klingt auch nicht mehr so kräftig wie noch zu „Transmigration“-Zeiten und oft gelingt es dem „Aushilfssänger“ und Gitarrist Matthias, Felix die Schau zu stehlen. Er ist wohl noch der einzige Lichtblick im dunklen Universum von CREMATORY. Es fehlt einfach an diesem besonderen „Gothic Metal“-Gefühl und die damit einhergehende Atmosphäre, die „Pray“ leider nicht bietet.


Mich wundert es nicht, dass CREMATORY bei ihrem Comeback sogar die ersten Charterfolge feiern konnten und die höchsten Verkaufszahlen ihrer Karriere hatten. Sie können sich nämlich getrost in die Riege der anderen bekannten „Chart-Rockbands“ einreihen. „Back To The Roots“, „Gothic Metal“, „fette Gitarrenriffs“ – das sollen alles Schlagworte bei der Zielvorgabe zur Komposition der Songs gewesen sein. Doch weit gefehlt – diese Schlagworte sind wohl während der Produktion verloren gegangen. Besonderes gibt es nicht zu hören und mich würde es nicht wundern, demnächst morgens im Radio CREMATORY zu hören. Das Pulver haben die Herren und die Dame schon seit mehreren Jahren verschossen und ich hoffe, dass meine Gebete erhört werden und, sollte es noch ein neues Album von CREMATORY geben, bitte ich um eine Innovation in Sachen Weiterentwicklung. Aber mit einem Album wie „Pray“ darf man CREMATORY nicht mehr in das Genre „Gothic Metal“ packen, dafür ist es einfach zu sehr Pop.

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26.01.2008
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