Days Of Confusion - Yin & Out

Review

Aus Bukarest kommen DAYS OF CONFUSION mit ihrem Debüt-Album „Yin & Out“ daher. Und wer sich gerade denkt, das wir etwas spät dran sind mit der Platte, hat natürlich nicht ganz unrecht. Das Scheibchen ist ja auch schon vor einem Jahr erschienen, die Bemusterung erfolgte aber erst kürzlich. Aber besser spät als nie. Schon im Vorfeld der Veröffentlichung hatte die Band fleißig auf sich aufmerksam gemacht, unermüdlich gearbeitet und sich so einen Platz im Vorprogramm von KARNIVOOL gesichert. Daneben haben die Herren auch schon für ARCH ENEMY und sogar ACCEPT eröffnet. Die harte Arbeit sollte sich endlich auszahlen, wenn die Band mit ihrem Debüt ihr Schaffen bis dato resümieren würde.

DAYS OF CONFUSION – gar nicht mal so verwirrend

Aber was spielen die Rumänen überhaupt? Als Vorband von KARNIVOOL dürfte klar sein, dass wir uns im zeitgenössischen Metal mit progressiver Alternative-Schlagseite und einem Gespür für stimmungsvolle Melodien aufhalten. Die Musik ist dabei im vergleichbaren Maße atmosphärisch ausgefallen, wie man es von den Australiern oder meinetwegen auch SOEN erwarten würde. Dennoch klingen DAYS OF CONFUSION insgesamt etwas geradliniger und mehr dem Modern Metal als solchen zugetan. Auch zeigt man sich etwas mehr auf die handwerkliche Darbietung bedacht. Diese setzt sich in ihren technischeren Momenten zwischen die Stühle TESSERACT und CALUGULA’S HORSE, arbeitet allerdings eine deutlich eingängigere, gelegentlich auch poppige Alternative-Note mit ein. Um das auszubalancieren, haben die Rumänen dafür eine guten Schuss Hardcore in ihren Sound integriert, während die großzügig eingesetzten Math- und Djent-Versatzstücke immer wieder kompetent und verlässlich für Aufhorcher sorgen, gleichzeitig den luftigen Charakter des Sounds zu keinem Zeitpunkt untergraben.

Luftig meint in diesem Sinne jedoch keineswegs einen Mangel an Heaviness oder dergleichen, sondern einfach den Mangel an Straffheit innerhalb des Sounds selbst. Es steckt eine wahnsinnige Lockerheit in den Songs, wie sie ihrerzeit SIKH auf „One More Piece“ zelebriert haben. Und der Vergleich mit den Franzosen taugt sogar zu mehr: Der enorme, technische Anspruch der Rumänen wird gekonnt in diese lockeren Songs gepackt, in denen die Gitarristen sich zwar austoben können und das auch tun, die sie gleichzeitig aber an einer hinreichend kurzen Leine hält, um den Song als solchen nicht aus dem Blick zu verlieren. Stattdessen wird das enorme Potential für Grooves und Heaviness, das gerade der Djent-Komponente ihres Sounds innewohnt, voll ausgereizt. Und das alles geschieht innerhalb eines musikalischen Gerüsts, das sich auch nicht für ein paar süßlichere Momente zu schade ist. Aber kein Problem, selbst „The Guest“, dessen Kopf schon etwas sehr in den Wolken zu hängen scheint, wird durch die schürfenden Gitarren und besagter Hardcore-Würze nachhaltig geerdet und fügt sich so trotz hohem Glucose-Anteil wunderbar in die Trackliste ein.

Mit großen Songs hoch hinaus

Und dann sind natürlich die offensiveren, aggressiveren Moment der Platte, in denen DAYS OF CONFUSION schließlich so richtig ihre Muskeln zeigen. Schon das dem Intro folgende „War“ baut sich langsam aber sicher zu einem Ungetüm auf. Beim folgenden „Killing You Is Killing Me“ geht es mit den polyrhythmischen Ansätzen schon etwas mehr ans Eingemachte. „Dhakarta“ schielt mit den durch zahlreiche Pulls wie wabernd klingenden Gitarren schon etwas deutlicher in die atmosphärische New-Art-Rock Ecke. Doch den Höhepunkt erreichen die Rumänen mit dem passenderweise in der Albummitte – im Epizentrum, wenn man so möchte –  platzierten Doppel „Eternal Summer“ und  „Kagemusha“. „Eternal Summer“ ist ein vergleichsweise geradliniger Alternative-Kracher, der sich seine Einfachheit jedoch zunutze macht, um gekonnt auch einem Hammer-Refrain zuzusteuern und so den Testosteron-Spiegel anzukurbeln. Und dann ist da „Kagemusha“, das eine ernsthaftere Arschtrittvariante zur ausgelassenen Djent-Party von TWELVE FOOT NINJA darstellt. Der Song geht so hart in Mark und Bein, dass man direkt zum Eintracht-Fan mutieren und vor Freude jemanden aufs Maul hauen möchte. Im Grunde stellen DAYS OF CONFUSION damit genau das dar, was (BURNING DOWN) ALAZKA von Anfang an komplett über Bord geworfen haben: Eier!

Und tatsächlich steckt hier noch ein Konzept über das menschliche Bewusstsein drin. Einen enormen Aufwand hat die Band betrieben, um das zentrale Thema auch über die Grenzen der Musik per se hinaus spürbar zu machen, was neben verschiedenen Illustrationen sogar ein Brettspiel (!) mit einschließt. Man kann das Overkill oder Hingabe nennen, aber DAYS OF CONFUSION gehen mit ihrer Musik definitiv aufs Ganze und machen keine halben Sachen. Und so fühlt sich das gesamte Album auch an: Der Grat zwischen Technik und Eingängigkeit wird hier so souverän gewandert, das kann einfach kein Zufallsprodukt gewesen sein. Ein bisschen mag man im Zuge dessen die Spontanität Respektive Rohheit vermissen. Aber daran lässt sich ja noch arbeiten. Bis dahin ist „Yin & Out“ aber ein starkes Teil geworden, das jedem, der halbwegs offen für Modern-Kram ist, ans Herz gelegt sei. Wenn das so weiter geht, werden bei der Konkurrenz bald aber gehörig die Ohren klingeln…

Ihr Musikvideo zu „Eternal Summer“ ist im Übrigen eine Widmung an die Opfer der Tragödie, die sich im Rahmen der Release-Show von GOODBYE TO GRAVITY in Bukarest abgespielt hat.

09.02.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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