Death - Symbolic

Review

Galerie mit 15 Bildern: Death - Death To All Tour 2013

Mit „Symbolic“ hat Chuck Schuldiner – und wer 1995 eben zu DEATH gehört hat – ein Album veröffentlicht, das für mich persönlich zu den besten DEATH-Scheiben und zu den besten Metalalben überhaupt gehört.

Nach den beiden sehr komplexen und progressiven „Human“ und „Individual Thought Patterns“ ist „Symbolic“ wieder deutlich zugänglicher, ohne aber an Komplexität einzubüßen. Zu verdanken ist das hauptsächlich den grandiosen Melodien. „Symbolic“ ist voll gepackt mit Hits, bei denen es schwer fällt, einzelne hervorzuheben. Der Titeltrack ist mit seinem einleitenden Riff so etwas wie das „Raining Blood“ – oder besser: das „Postmortem“ – des progressiven Metal. Es gibt wenige so prägnante Intros. „Empty Words“ oder „Crystal Mountain“, man tut sich keinen Gefallen, sich hier entscheiden zu wollen.

Wie schon auf den vorangegangenen Alben ist das textliche Konzept von „Symbolic“ am Menschen und seinem kläglichen Dasein orientiert, beleuchtet aber nicht nur innere Zustände charakterlicher und psychologischer Natur, sondern auch Sozialkritisches. Ein Songtext wie der von „1,000 Eyes“ hat heute mehr und eine subtilere Aktualität, als Chuck das sicher jemals gedacht hätte: „Plunging into a new found / Age of advanced observeillance / A world-wide, foolproof cage / Privacy and intimacy as we know it / will be a memory“. In Zeiten, in denen die Diskussion um Privatsphäre vs. Post-Privacy schon in der Vergangenheitsform geführt werden muss, kann sich diese Passage 1:1 auf die idiotensicher zu bedienenden Endgeräte von Apple oder Dienste von Google oder Facebook übertragen lassen, und man würde damit nicht einmal etwas zum zitierten „foolproof cage“ hinzudichten. Dass wir uns diesen Käfig einmal selbst aussuchen würden, hätte sich Chuck sicher nicht ausgemalt.

Das sind zwar alles Momente, die auch ein George Orwell schon vor Jahrzehnten prophezeit hat – nur hat der sie lange nicht so wundervoll vertont. Gene Hoglan – an den Drums ein ebensolches naturwissenschaftliches Wunder wie die Tatsache, dass Hummeln fliegen können – rattert in einer Geschwindigkeit und Präzision, die einen nur staunen lässt. Dabei schafft er es, in jeden Song eine Fülle an Fills einzubauen, die einen bei seinem filigranen Beckenspiel an die Tonspur eines Mantel-und-Degenfilms denken lässt, bei dem D’Artagnan gerade Kardinal Richelieus Palastwache filetiert. Das ist großes Kino.

Ganz zu schweigen von Chuck himself, der sich Melodien zum Niederknien ausgedacht hat und sie in Taktfolgen verpackt hat, die man selbst nach dem x-ten Mal noch nicht begreifen kann. Wer einmal versucht hat, bei Songs wie „Symbolic“ oder „Zero Tolerance“ fehlerfrei den Takt mitzuzählen, wird sich danach gewünscht haben, Telekolleg II Mathematik nicht immer nur belächelt zu haben.

„Symbolic“ ist das perfekte Zusammenspiel von Technik und grandiosen Melodien und eine Platte, bei der die Musiker mit ihrem Gewichse nicht zeigen, was sie AUCH können, sondern ohne das die Platte gar nicht möglich wäre. Die Songs leiden aber nicht unter der unglaublichen Detailverliebtheit, sondern werden dadurch so vielschichtig, dass man selbst nach Jahren noch tiefer in die Platte einsteigen kann. Jemand, der mit DEATH noch nicht in Berührung gekommen ist (soll’s geben), hat mit dem Album sicher einen guten Einstieg. Und wird nicht mehr davon loskommen.

17.12.2011

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4 Kommentare zu Death - Symbolic

  1. Schmids sagt:

    Was soll ich sagen… Neben Master of Puppets ist dies Album DER Einstieg für mich in den Metal gewesen. Und ich bin seit dem nicht wieder von dieser ‚Droge‘ losgekommen. 🙂

    10/10
  2. metalfreak sagt:

    Inside crystal mountain, ein Wahnsinn.

    9/10
    1. Sane sagt:

      Irgendwann musste er ja mal Recht haben, ein Meisterwerk.
      Was Death an Spagaten geschafft hat ist für mich bis heute unerreicht: deathmetal mit sinnvollen Texten, diese perfekte Mischung aus Härte und Melodie, intensives songwriting mit kleineren Verschnaufpausen nur um dann wieder umso intensiver ins fressbrett zu schlagen, musikalischer Fortschritt ohne haltlos zu wirken, intensive vocals, starke Soli,Groove,Funk und ein kleines bisschen Gefrickel.
      Von mir kann man hier nichts objektives erwarten, Death sind nach wie vor meine alltime favourite -Band und trotz der vielen Worte über sie meiner Meinung nach noch unterschätzt.
      Liebe grüße, euer fanboy

      10/10
  3. MetalGerhardt sagt:

    Wow, was für ein Werk! Gefiel mir der Vorgänger doch etwas weniger, so kommt dieses Album dermaßen grandios daher, dass ich doch leicht überrascht war. Was Schuldiner hier für eine Wandlung durchzogen hat, ist kaum in Worte zu fassen. Er bleibt seinen todesmetallischen Wurzeln absolut treu, er bleibt auch weiterhin progressiv, sorgt jetzt aber mit einer großen Portion Melodik für so viel Abwechslung, dass man darüber nur begeistert sein kann. Das klingt wie die Death Metal Variante von Iron Maiden. Einen Großteil der Melodik macht natürlich die geniale Gitarrenarbeit aus und es ist der Wahnsinn, was man hier für geniale Soli zu hören bekommt. Die Songs haben nun eine längere Laufzeit und nehmen deshalb einige Wendungen, aber dies geschieht kontrollierter, als das zuvor der Fall war. Auf der einen Seite ist das leichter zugänglich, auf der anderen Seite immer noch höchst komplex. Hier reiht sich wirklich ein Highlight an das nächste und mit dem abschließenden Longtrack wird es noch mal richtig progressiv.
    Wer den brutalen Death Metal der Band mochte, wird damit vielleicht nicht ganz so zufrieden sein, aber es ist trotz seiner Melodik immer noch harte Musik. Hier bin ich zum ersten Mal mit dabei, wenn es darum geht ein Meisterwerk von dieser Band zu benennen!

    10/10