Dirge - Hyperion

Review

Zum x-ten Mal läuft bei mir nun das sechste Album der französischen Post-/Sludge-Metaller DIRGE durch den Spieler und noch immer fällt es mir wahnsinnig schwer, ein zielgerichtetes Fazit zu ziehen. Während Proll-Rock-Gruppierungen wie die BÖHSEN ONKELZ “Reime aus dem Leben“ zitieren, ist die Musik der noch immer enorm industriell angehauchten Westeuropäer alles andere als rational oder gar einfach greifbar. “Hyperion“ ist zäh wie ein riesiges Fass voller Schlacke, geheimnisvoll wie Alice im Wunderland und tiefschürfend wie eine monumentale Entdeckung der menschlichen Historie. Und das Besondere dabei dürfte sein, dass DIRGE unheimlich oft musikalisch alles andere als überfordern, beziehungsweise selten überhaupt stark fordern.

Das macht “Hyperion“ bereits an dieser Stelle zu einem exzellent außergewöhnlichen Album, das mit bedächtig schleichenden Schritten ins Ohr geht, in den Innenwindungen des Körpers allerdings eine Resonanz auslöst, die ihresgleichen sucht. Bereits der schleppende Opener “Circumpolaris“ offenbart eine musikalische und emotionale Klangtiefe, in die man schnell oberflächlich, aber erst nach etlichen Durchläufen bis zum Kern eindringt. Die rüde Stimme von dem noch einzig verbliebenen Gründungsmitglied Marc T. bildet einen erschütternden Kontrast zur mystisch repetetiven Stimmung des grollenden Instrumentalkörpers.

Auch die Arbeit an den Klangwerkzeugen lässt sich von zweierlei Seiten aufdröseln. Auf der Einen wirkt “Hyperion“ in seiner Gesamtheit enorm monoton, unterstützt von dem über viertelstündigen Abschlusssong “Remanentie“. Die Gegenseite der Medaille ist ein Springbrunnen der Gefühle, den DIRGE ganz im Sinne anderer Genrekollegen wie ISIS oder NEUROSIS kreieren.  Setzt dann beim Stück “Venus Claws“ auch noch der verletzliche weibliche Gesang ein, dann fällt auf, welche Wirbelstürme die Franzosen doch mit geschickt intonierten Kleinigkeiten hervorrufen können. Im Grunde macht es überhaupt keinen Sinn, diese Scheibe unter musikqualitativen Gesichtspunkten zu analysieren oder gar zu sezieren, ist doch “Hyperion“ eine metallische Wellnessbehandlung, die durch die Tiefen des menschlichen Geistes führt. 

DIRGE sorgen mit ihrem Sechstwerk für existenzielle Fragen, für benebelte Traumreisen und eine melancholische Intensität und Schwere, an deren Umsetzung viele andere Bands scheitern.

11.03.2014

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