Dødheimsgard - Supervillain Outcast

Review

Dass sich die einstigen Black Metaller DØDHEIMSGARD seit einiger Zeit kurz und schmerzlos DHG nennen, sollte sich bereits herumgesprochen haben und auch, dass sie ihrem Black Metal mittlerweile einige genrefremde Elemente zufügen, welche die Musik eben nicht mehr als reinen Black Metal durchgehen lässt. Bereits das letzte Album „666 International“ zeigte mehr oder minder eindrucksvoll auf, dass auch im Black Metal Innovation und Verschmelzung mit eigentlich fremden Stilmitteln möglich ist. Zwar polarisierte die Band dadurch immer mehr, denn während sich Vertreter der reinen Lehre kopfschüttelnd abwandten, kamen neugierige und aufgeschlossene neue Hörer hinzu. Genug Schmackes hatte „666 International“ jedenfalls und selbst der Einsatz von elektronischen Elementen machte die Musik keineswegs sanfter oder entspannter.

2007. Mit verändertem Line-Up (vom Original-Line-Up ist nur noch Axeman Vicotnik dabei) und einem neuen Album wollen sich DHG das zurück erobern, was sie einige Jahre außer Acht ließen. Ihre musikalische Nische.

„Supervillain Outcast“ heißt das neue Werk und macht gleich nach den ersten Tönen klar, dass DHG nicht gewillt sind, weiche Pussies zu sein. Nach dem einleitenden Intro „Dushman“ blastet „Vendetta Assassin“ zu Beginn dem Hörer erstmal den Schmalz aus den Lauschlappen. Leider kann der Track die Anspannung nicht ganz halten und er verkommt ein wenig in dümpelnden Rhythmen. Lediglich die wiederkehrende Blast-Einlage gibt dem Stück die nötige Energie zurück. Gleich danach folgt leider der erste Ausfaller. „The Snuff Dreams Are Made Of“ könnte nicht belangloser sein. Ätzender Gesang, ätzende Riffs, keine Spannung. Gleich darauf zeigen DHG allerdings mit „Horrorizon“, wie sie Avantgarde Black Metal definieren. Schräges, disharmonisches Riffing und ein wahnsinnig rasender Blast-Refrain (?), der von unheimlichen Einzeltönen (vermutlich von einer Gitarre) untermalt wird. Total krank die Jungs. „Foe X Foe“ ist dann schon hart an der Grenze zum musikalischen Irrsinn. Von Samples und diversen Effekten durchzogen rappelt der Track vor sich hin, kann bei mir aber keinen nachhaltigen Eindruck schinden. Nach dem eher unwichtigen A-Capella-Zwischenspiel „Secret Identity“ gibt es mit „The Vile Delinquents“ eine erneute Lehrstunde in Sachen Avantgarde. Schräge Passagen werden ergänzt durch hyperschnelles Blast-Geballer und abgehackte Psycho-Riffs. Mit dem schräg vertrackten „Unaltered Beast“ und dem mit elektronischen Sounds untermalten „Apocalypticism“ folgen leider erneut zwei eher unterdurchschnittlich gute Songs, die von einem weiteren verzichtbaren A-Capella.Einwurf („Chrome Balaclava“) gefolgt werden. Gleich mit einem Blast steigt dann „Ghostforce Soul Constrictor“ wieder in die Vollen ein und präsentiert DHG von ihrer heftigsten Seite. Nachdem man sich an den Speed gewöhnt hat, legen die Burschen noch einen Zahn zu und spielen den Blast gleich darauf doppelt (!) so schnell, was dem Stück einen enormen Drive gibt. Total irre. Zwischendurch gibt es kurze, avantgardistisch anmutende Industrial-Elemente, im Ganzen gesehen jedoch ist dieses Stück eine ziemliche Granate. Beim folgenden „All Is Not Self“ regieren Elektronik und unverzerrte Töne. DHG versuchen vermutlich, eine krankhaft verträumte Atmosphäre zu erschaffen, was leider schon im Ansatz absolut in die Hose geht. Ein Skip-Track. Diese Band muss einfach einen an der Waffel haben. Sie pendeln zwischen geil und Schrott hin und her. „Supervillain Serum“ beginnt im ICE-Tempo, wechselt sich zu einem mit etlichen Samples durchzogenen Avantgarde-Böller, bei dem der für dieses Album typisch heisere Gesang von einer enorm tief verstellten Stimme ergänzt wird. Immer wieder kehrt der Blast zurück und die Double Bass bollert auch ordentlich auf den Hörer ein. „Cellar Door“ ist danach wieder eines dieser verzichtbaren Zwischenspiele, die aber wohl eher dazu gedacht sind, dem Hörer zwischen den recht unterschiedlichen Stücken Entspannungsfreiraum zu bieten. Den Abschluss bildet dann „21st Century Devil“, ein fast schon kommerziell anmutender Track, wenn nicht die extremen Vocals wären. Neben ein paar netten 08/15-Melodien der Gitarre und der Keys allerdings nichts, was mir zwingend erscheint.

Insgesamt gesehen ein sehr durchwachsenes Album, mit einigen Höhen, aber auch etlichen Tiefen. Eine Kaufempfehlung lässt sich definitiv nicht aussprechen, dazu ist „Supervillain Outcast“ viel zu sperrig, unförmig und zu trocken produziert. Selbst DØDHEIMSGARD-Anhänger sollten mit Vorsicht an die Scheibe gehen, denn auch die Zeiten von „666 International“ sind vorbei. Ich glaube, man muss schon einigermaßen bekloppt sein, um „Supervillain Outcast“ komplett gut zu finden. Deshalb mein Rat an alle, die sich auf das Album gefreut haben oder durch dieses Review neugierig geworden sind: Unbedingt vor dem Kauf Probehören!

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16.04.2007
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