Dødsengel - Interequinox

Review

Während die ersten drei DØDSENGEL-Alben noch im strammen Ein- bis Zwei-Jahres-Takt das Licht der Welt erblickten – den Höhepunkt markierte das Jahr 2010, in dem das norwegische Black-Metal-Duo nicht nur sein zweites Album „Mirium Occultum“, sondern auch gleich drei EPs veröffentlichte -, war es seit „Imperator“ von 2012 gleich fünf Jahre vergleichsweise still. Klar, 2015 spielten DØDSENGEL auf dem niederländischen Aurora Infernalis ihr erstes (und nach meinem Kenntnisstand bisher einziges) Konzert außerhalb ihrer norwegischen Heimat, es gab zwei Splits zu hören (2013 „Circambulations Of The Solar Inferno“ mit NIGHTBRINGER, 2014 „Capax Infiniti“ mit HETROERTZEN), und immerhin war „Imperator“ ja nun auch ein kreativ sicherlich vorerst erschöpfendes Doppelalbum mit zweieinhalb Stunden Laufzeit. Trotzdem ist das für DØDSENGEL-Verhältnisse recht wenig, was es zwischen 2012 und heute zu hören gab.

2017 legen DØDSENGEL endlich nach

Doch nun legen die Norweger nach. „Interequinox“ heißt das mittlerweile vierte Album der Band. DØDSENGEL wollen sich zwischen den Äquinoktien, also zwischen der Tagundnachtgleiche bewegen. Und in der Tat fällt es nicht schwer, auf „Interequinox“ Licht und Düsternis gleichermaßen auszumachen. Das soll nicht heißen, dass DØDSENGEL auf ihre alten Tage helle, lichte, gar fröhliche Momente in ihrer höchst eigenen Auslegung von orthodoxem Black Metal untergebracht haben – im Gegenteil. „Interequinox“ ist so finster, morbide, wahnsinnig und abgedreht, wie es bei der Band immer der Fall war. Nein, aber dennoch bewegen sich DØDSENGEL heuer besser denn je zwischen der unfassbar abstrakten, chaotischen Seite ihrer Musik (die im direkten Vergleich mit „Imperator“ zurückgeschraubt wurde) und der eingängigen Zucker-für-die-Ohren-Seite.

Darfs auch auf „Interequinox“ noch ein bisschen „Sun On Earth“ sein?

So lässt Bandkopf Kark auf „Interequinox“ zum Beispiel deutlich mehr von seinem teils wahnwitzigen, teils schlicht ergreifenden Klargesang hören. Waren die Clean-Vocal-Anteile auf den bisherigen DØDSENGEL-Alben ja meist verschwindend gering (der „Imperator“-Opener „Sun On Earth“ bildet die eine Ausnahme von der Regel), kommen diese auf „Interequinox“ in gleich mehreren Songs zu tragen. Direkt im Opener „Pangenetor“ haut Kark dieses aberwitzige, ähm, Gekreischsinge heraus, das auch „Sun On Earth“ schon zu einem der memorabelsten Black-Metal-Stücke des Jahrzehnts gemacht hat. Das soll jedoch nicht alles sein, in „Illusions“ und in „Emerald Earth“ stimmt er gar schöne, ergreifende Melodien an (dem Verfasser dieser Zeilen fällt es nicht leicht, bei der Hauptgesangsmelodie in letzterem Stück NICHT an ROD STEWARTs „Sailing“ zu denken), und das vorab bereits hörbare „Rubedo“ schlägt gar halbballadeske Töne an, fast im Sinne von WATAINs „They Rode On“.

Ist das jetzt untrue? Weniger hart? Weniger finster? Pah, Pustekuchen: DØDSENGEL wären nicht DØDSENGEL, würden sie nicht ihre lichteren, eingängigeren Momente, ihren Klargesang und ihre geraden 4/4-Take mit unfassbarem Chaos und wahnwitziger, okkulter Energie paaren – man höre „Prince Of Ashes“, man höre „Opaque“, oder man höre „Værens Korsvei“, das diese beiden Seiten miteinander verbindet. Die hörbaren Zuckerstücke und die schwer verdaulichen Chaossongs halten sich also ungefähr die Waage und lassen sich weniger genau voneinander trennen als auf früheren Veröffentlichungen dieser Band.

Ultrafinster, eingängig, chaotisch – bockstark!

Ansonsten ist DØDSENGEL einmal mehr ein absolut starkes Album gelungen. Zwischen ultrafinsterer Orthodoxie und eingängigeren Black-Metal-Häppchen zimmern die beiden Norweger eine stilistisch nahezu perfekte Melange ihrer beiden Seiten, und verbinden diese quasi dialektisch zu einem einzigen Großen und Ganzen. Eben so, wie auch im Inter-Äquinoktium nicht Tag und Nacht nebeneinander stehen, sondern gleichzeitig zusammen existieren.

Insofern mag „Interequinox“ das bisher ausgereifteste Album der Norweger sein – ausgereifter sogar als ihr 2012er-Mammutwerk „Imperator“. Leicht verdauliche Kost sind DØDSENGEL dabei natürlich auch 2017 nicht, aber wer erwartet das schon von diesem Projekt? Richtig: niemand so wirklich. Also: In den Momenten, wo der Black Metal auch mal anstrengend sein und fordern darf, drängen sich DØDSENGEL mit „Interequinox“ geradezu auf, und da können DODECAHEDRON, DEATHSPELL OMEGA und Konsorten gerne einpacken.

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12.05.2017

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1 Kommentar zu Dødsengel - Interequinox

  1. Garf sagt:

    Wahre Worte. Unterschreibe ich so komplett.

    9/10