Draugsól - Volaða Land

Review

„Volaða Land“ bedeutet übersetzt so viel wie „armes Land“, dabei weiß man gar nicht, was DRAUGSÓL aus Island zu meckern haben: Jüngst erst wurde bekannt, dass exakt 0,0 Prozent der Unter-25-Jährigen in Island daran glauben, dass ein Gott die Erde erschaffen habe, das größte politische Problem sind Steuerskandale, die Fußball-EM ist super gelaufen, und obendrein verfügt die kleine Insel über eine rege und qualitativ äußerst hochwertige Black-Metal-Szene. Wo sich ihre Landsleute wie SVARTIDAUÐI, CARPE NOCTEM, NAÐRA oder MISÞYRMING jedoch der meist okkulten, orthodoxen Black-Metal-Schiene verschrieben haben, da lassen es DRAUGSÓL aus der Hauptstadt Reykjavik – bei denen übrigens MANNVEIRA-Bassist Axel Franz Jóhannsson das Mikro bedient – etwas klassischer angehen.

DRAUGSÓL köcheln einen Eintopf voller Zutaten

So ist das nach dem Albumtitel benannte Intro noch das orthodoxeste Stück auf „Volaða Land“ und legt damit eine dünne, aber dennoch falsche Fährte. Denn sobald der erste „echte“ Song „Formæling“ startet, gibt es weniger das zu hören, was man mittlerweile wohl als „typisch isländisch“ bezeichnen darf, sondern leicht angethrashten, aber dennoch melodischen Black Metal in jener Art, wie sie heute von norwegischen Bands à la TAAKE oder RAGNAROK bedient wird. Das klingt auf dem digitalen Papier natürlich erstmal höchst unspannend, hat aber eine gewisse Wucht, und spätestens wenn sich in der zweiten Hälfte des Songs eine eindringliche, weinende Leadgitarre dazugesellt, die sich ein bisschen wie aus Polen anhört, darf man gespannt sein, wie es bei DRAUGSÓL weitergeht – ganz so einfach ist die Band wohl doch nicht zu kategorisieren.

Und weiter geht es dann mit „Bót Eður Viðsjá Við Illu Aðkasti“, der zunächst mit einer nordamerikanischen Verschmelzung von Black und Death Metal loslegt, im weiteren Verlauf jedoch wieder europäischer klingt, unter anderem durch disharmonisch anmutende Gitarrenläufe, die jedoch nicht so krass in die Dissonanz-Kerbe hauen wie die mancher DRAUGSÓL-Landsleute, zum Beispiel SVARTIDAUÐI. Im Mittelteil gibt es dann eine melodische Auflockerung zu hören und erneut setzt sich eine irgendwie polnisch klingende Leadgitarre tief in den Gehörgängen fest. „Spáfarir Og Útisetur“ startet akustisch und ist der einzige durchgängig melodische Track des Albums – und wohl auch der klassischste. „Váboðans Vals“ überzeugt erneut durch eine Menge Melodien, vor allem das an klassischem Metal orientierte Gitarrensolo kann was. Und das abschließende „Holdleysa“ setzt sich mit seinem weitestgehend durch den ganzen Song gezogenen, eindringlichen Midtempo sowie Gänsehaut-Klargesang ganz unverschämt in den Ohren fest, bevor DRAUGSÓL ihre Hörer der Ruhe nach dem Sturm überlassen.

Man darf auf das gespannt sein, was auf „Volaða Land“ folgen wird

Damit ist den Isländern mit ihrem Debüt sicherlich nicht das eigenständigste, das umreißendste, das emotionalste Black-Metal-Album gelungen, seitdem Euronymous dem Abbath seine Demo vorgespielt hat. Aber spannend ist „Volaða Land“ dennoch, und möglicherweise finden DRAUGSÓL auf ihrem weiteren Kurs ja noch ihre ganz eigene Geschmacksnote zwischen den ganzen unterschiedlichen Zutaten, die sie ihrem Eintopf hinzufügen. Man darf gespannt sein, was von den Herren noch kommt, bis dahin bleibt als Überbrückung „Volaða Land“ als gutes, aber nicht umwerfendes Debütalbum.

19.01.2017

Der metal.de Serviervorschlag

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1 Kommentar zu Draugsól - Volaða Land

  1. merlin-hst sagt:

    Also ich finde das Album ganz große Klasse. Auf jeden Fall eingängiger als Svartidaudi oder Misthyrming. Und definitiv innovativer als viele andere 0815 Scheiben. Also am besten selber reinhören. Ebenso wie man sich auch Zhrine mal anhören sollte.

    9/10