Dreamscape - Revoiced

Review

Wie große Spuren DREAM THEATER mit ihren frühen Werken, insbesondere mit „Images And Words“, hinterlassen haben, merkt man immer wieder. Ich kenne im Progmetal-Bereich geschätzte 1243222 Bands, die konsequent diese Linie weiter fahren. Im Endeffekt könnte man von der Pervertierung des Begriffes „Progressive Metal“ sprechen. Dem Wortlaut nach zu urteilen bedeutet „progressiv“ so in etwa fortschreitend bzw. neue Wege beschreitend. Was uns heute als progressiv verkauft wird, ist daher eher altbacken, da Anfang der 90er bahnbrechend und neuartig, sprich progressiv. Die Musik von DREAMSCAPE folgt diesem Prinzip, und ich kann es schon vorwegnehmen, dass die Klänge von „Revoiced“ nicht wenigen Fans von DREAM THEATER & Co. gefallen könnten. Die Produktion aus dem eigenen DREAMSCAPE-Studio geht auch ganz deutlich in diese standardisierte glasklare Richtung.

Die Vergleiche zu übermächtigen Vorbildern lassen sich musikalisch auch des Öfteren ziehen, doch DREAMSCAPE haben mehr zu bieten als nur einen weiteren müden Abklatsch. Dafür sind die musikalischen Fähigkeiten auch in kreativem, und nicht so wie bei manch einer anderen Band nur im technischen Bereich, klar ausgeprägt. Mit Ralf Stoll haben sie einen Sänger, der sein Handwerk versteht. Etwas mehr Energie, Emotionalität und Eigenständigkeit hätte ich mir da sicherlich gewünscht. Mit übertriebenem Gejaule wurde ich, trotz hohen und klaren Proggie-Vocals, zum Glück nicht gequält. Hie und da, gerade im gelungenen Opener „Thorn In My Mind“ erinnert er an James La Brie, bringt aber seine Performance generell recht ordentlich und routiniert rüber.

Die musikalische Fraktion geht erfreulicherweise nicht so verproggt an die Sache heran, wie man es vielleicht vermutet hätte. Klar beherrschen sie ihre Instrumente im Schlaf, aber Gitarren-Gewichse und ähnlich geartete Ego-Trips wird man hier nicht in großem Umfang finden. Die Melodie steht eindeutig im Vordergrund. Die Technik wird so weit es geht runter gefahren, und zu Gunsten der Melodie geopfert. Natürlich gibt es hier Soli in Hochgeschwindigkeitstempo, sie klingen dennoch niemals willkürlich und disharmonisch. Der Hauptkritikpunkt an der Musik selbst ist nicht nur die fehlende Eigenständigkeit. Es fehlen auch Hooklines mit „Aha“-Effekt, die letztendlich aus einem anständigen Song einen außergewöhnlichen machen würden. Dennoch ist „Revoiced“ zu den besseren Prog-Veröffentlichungen zu zählen. Die Fans von DREAM THEATER, VANDEN PLAS, SYMPHONY X etc. wird das sicherlich wenig interessieren, und diese dürfen hier sicherlich ein Ohr riskieren, wenn sie nicht schon längst von der seit 1986 existierenden Band Notiz genommen haben.

Allerdings muss hier dringend erwähnt werden, dass sich hierbei um ein Re-Release des 2005-er Werkes handelt, das um einen Song des neuen, dieses Jahr erscheinenden Werkes erweitert wurde. Das Video zu „When Shadows Are Gone“ als Bonus-Schmankerl komplettiert das Ganze. „Revoiced“ enthielt schon 2005 ohnehin nur das Material der ersten beiden Scheiben, das damals neu produziert, und vom neuem Sänger Roland Stoll eingesungen wurde. Sowas lässt natürlich „Revoiced“-2008 in einem ziemlich zwiespältigen Licht erscheinen. Daher habe ich persönlich überhaupt kein Verständnis für dieses Release. Wozu braucht man die Neueinspielung einer Platte, die nicht mal selbst neue Stücke zu bieten hatte? Das soll jetzt jeder im Stillen für sich alleine beurteilen. Das reguläre neue Album ist übrigens auch noch für dieses Jahr geplant. Für mich ist daher diese Veröffentlichung einfach pure Abzocke. Ein Re-Release zu einer Kompilation auf den Markt zu bringen, ist in Punkto Dreistigkeit einfach schwer zu überbieten.

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17.03.2008

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