Dunkelschön - Zauberwort

Review

Wer im Mittelalter-Rock pauschal nur kitschige und klischeebeladene Trallala-Stücke von anachronistischen Schunkelbarden vermutet, der wird sich auch von diesem Album keines besseren belehren lassen. Andererseits wird derjenige ohnehin einen großen Bogen um eine Band mit dem Namen DUNKELSCHÖN machen. Dabei ist das Gebotene muskalisch gar nicht so uninteressant. Zwischen klassichen Mittelalter-Märkten, beschwingtem Folk-Rock und sogar deutlichen Anleihen aus der europäischen Volksmusik (nein, wir reden hier nicht von Schlagern!), haben DUNKELSCHÖN auf ihrem fünften Album vor allem einen bunten Strauß hübscher Melodien im Gepäck.

Natürlich gelingt in diesem Genre nur wenigen Bands der schlafwandlerische Tanz auf dem schmalen Grat zwischen verträumtem Zauber und schmalzigem Kitsch so gut wie den Überfliegern SCHANDMAUL, deren Sänger Thomas Lindner das eigene Schaffen gerne augenzwinkernd als „Kasperle-Musik“ bezeichnet. Und hier liegt auch das größte Problem von DUNKELSCHÖN, denn teilweise stürzt man sich ziemlich tief in die zuckrige Klischee-Kiste. Auch der ein oder andere Reim wirkt arg gekünstelt, allerdings hat man da bei anderen deutschsprachigen Bands (unlängst sogar bei etablierten Spielmanns-Größen wie IN EXTREMO) schon wesentlich schlimmeres gehört.

Die erste Hälfte des Albums bietet einige recht flotte Folk-Rock-Stücke. Der Opener „Zauberwort“ und das klassische Schunkelstück „Flügelschlag“ können genauso überzeugen wie das Mini-Epos „Spielmann“. Die zweite Hälfte beginnt mit dem bretonischen Volkslied „Tri Martolod“ trotz reichlich „Trallala“ recht vielversprechend. Dann läutet jedoch die „lyrische“ Version von „Spielmann“, die dem Lied eine völlig andere, melancholischere Stimmung verpasst, den Schlussspurt ein. Und hier merkt man leider allzu sehr, wie DUNKELSCHÖN ein wenig die Puste ausgeht. Das Instrumental „La Nuit“ ist betont rockig, aber leider auch ziemlich austauschbar und belanglos, „Mutter“ und der Rausschmeißer „Es War“ sind absichtlich ruhig gehalten, dabei aber auch ziemlich langweilig und laden nicht nur zum Träumen, sondern geradezu zum Einschlafen ein.

Ein schlechtes Album ist „Zauberwort“ dennoch nicht geworden. Die Stücke sind sauber arrangiert und gleichermaßen transparent wie erdig produziert. Als Bonus finden sich zwei qualitativ überraschend gutklassige Live-Videos von einer Show in Saarbrücken im letzten Jahr, bei der die Band bereits vor den Aufnahmen die neuen Stücke „Zauberwort“ und „Spielmann“ dem Publikum vorstellte, auf dem Silberling. Das tighte Zusammenspiel und sympathische Auftreten kann sich absolut sehen lassen und lässt vermuten, dass die Band auf der Bühne nochmal eine ordentliche Schippe drauflegen kann. Genre-Fans dürften aber trotz einiger Schwächen auch am neuen Studio-Material von DUNKELSCHÖN ihre Freude haben.

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22.08.2011

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