Eisregen - Krebskolonie

Review

Galerie mit 22 Bildern: Eisregen - Grenzgang Tour 2023 in Frankfurt

Das ging aber schnell. Erst letztes Jahr erschien das Debut dieser Thüringer, die mich damals zwar aufhorchen ließen, aber noch nicht so richtig überzeugen konnten. Das lag damals besonders an den noch etwas unausgereiften Songs. Unter Verstärkung einer Violinistin versucht man es nun erneut, sein krankes Konzept dem Hörer mehr oder weniger überzeugend näherzubringen.

Dabei stellt sich Band garnicht mal so blöd an. Die Musik ist eine Melange aus verschiedenen Metal-Spielarten, allen voran Death Metal, auch wenn das Label jetzt wohl lieber das Wort „Black Metal“ hören würde. Aber das kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen, dazu fehlt das richtige Black Metal Feeling. Dafür hat man aber eine kranke Aura, die teilweise etwas gekünstelt wirkt, aber dennoch seinen Reiz hat. Was man von den teils gegrunzten, teils gekrächzten, Lyrics versteht, läßt nicht auf Lieder über Blümchen und Schmetterlinge schließen, eher liebäugelt man mit den Wortgeflechten alá TOTENMOND. Etwas zu kraß teilweise für meinen Geschmack, aber das muß wohl jeder mit sich selbst ausmachen.
Zurück zur Musik: Die Band versucht ihre Einflüsse geschickt zu verarbeiten und schafft etwas, was sie fast völlig frei von Vergleichen macht. Es ist wirklich wahr, die Band erinnert nur selten an Andere und erhielt somit ihre eigene Identität, etwas, was in letzter Zeit recht selten geworden ist. Besonders die Geige trägt zu dem eigenständigen Sound bei, setzt sie doch sehr oft Akzente, aber auch mit dem Klavier versteht es die Band umzugehen und setzt es geschickt ein. Alltäglich ist keiner der hier gebotenen Songs, auch wenn man zum Schluß hin etwas zu gleichförmig klingt und vielleicht noch etwas mehr an den Songs hätte feilen sollen. Dabei wirken einige Blastbeat-attacken etwas deplaziert, auch wenn sie doch zum Extremismus der Band beitragen. Besonders im ersten Drittel ist EISREGEN somit eine der besten deutschen Newcomer, die mit den ungewöhnlichen zwei Lieder „Krebskolonie“ und „Scharlachrotes Kleid“ zeigen, wozu sie fähig sind. Wäre von diesem Kaliber mehr auf dieser CD zu finden, müßte ich wohl etwas höher punkten.
Allerdings fischen EISREGEN nach den ersten vier Lieder im Trüben. Zwar sind die restlichen Lieder immer noch recht gut, halten aber nicht das Niveau der Vorgängersongs. Besonders das Finale „Thüringen“ gibt mir Rätsel auf. Soll es denn nun eine Verarschung von Volksmusik sein oder ein wirkliche Hymne an das Bundesland im Osten der Republik?

Die CD ist aber dennoch empfehlenswert, auch wenn die teils erzwungene Morbidität und das Pseudo-coole Auftreten der Band (alle Bandmitglieder sind mit Sonnenbrille ausgestattet. Ich wußte garnicht, daß es derart sonnig in Thüringen ist…) etwas nervt. Wer Krankes mag und dazu noch auf extremen Metal mit guten Melodien und Einfallsreichtum steht, kann durchaus sein Geld in diese Band investieren.

08.12.1998
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