Eisregen - Rostrot

Review

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„Uns bleibt nicht mehr viel Zeit, dann werde ich tun, was getan werden muss“ – das sind nicht nur die einleitenden Worte im Intro des neunten EISREGEN-Albums. Ein bisschen habe ich mich auch so gefühlt, als mir klar war, dass ich „Rostrot“ würde reviewen müssen – das tut immer ein bisschen weh im Geschmackszentrum meines Gehirns.

Aber diesmal geht’s, zumindest anfangs. Recht überraschend donnert „Schakal: Ode an die Streubombe“ mit Blasts, flinker Doublebass und dicken, alten Keyboardchören los. Der Vierminüter ist überraschend straight und hat tatsächlich mehr Black- als Gothic-Feeling. In eine ähnliche Kerbe schlagen „Blutvater“ und das ganz schön böse „Wechselbalg“ – alle drei Songs klingen zwar fast gleich, aber immerhin knackig.

Dass das nicht auf die Distanz von 50 Minuten so bleiben würde, war fast klar. Ansonsten bieten EISREGEN nämlich das, was schon auf dem Vorgänger „Schlangensonne“ nervenaufreibend war: Das schon von der vorhergehenden EP bekannte „Madenreich“ ist musikalisch brachial RAMMSTEINig und dabei textlich so dümmlich-nekrophil, dass ich aus dem Fremdschämen gar nicht mehr herauskomme. Vergleichbar geht’s auch weiter, nur dass der Großteil der folgenden Songs eher in die klimpernde Klavier-Gothicschiene passt. Das geht völlig gesichtslos („Ich sah den Teufel“), aber auch einigermaßen atmosphärisch-düster („Bewegliche Ziele“) oder fast romantisch-schön mit Klavier und Violine („Fahles Ross“) oder Akustikgitarre („Rostrot“). Den Tiefpunkt, in jeder Hinsicht, gönnen sich EISREGEN allerdings mit „Kathi das Kuchenschwein“ – ich bedaure jetzt schon, dass ich auf die offensichtliche Provokation eingehe und den Song hier gesondert erwähne – aber derart infantiler Schwachsinn gehört auf die Index-Liste, nicht die postpubertären Splatterfantasien früherer Alben. Hier fliegt die Band derart tief, dass ich mich unterm Laminat verstecken müsste, um nicht getroffen zu werden.

Übrigens heißt es im Intro dann noch: „Ich hab‘ noch zwei Kugeln. Eine davon ist für dich reserviert. Auf der anderen steht bereits mein Name“. Zugegeben gibt es Momente auf diesem Album, wo ich mir sicherheitshalber lieber beide in den Kopf gejagt hätte, damit ich ganz bestimmt nichts mehr höre. Auch solche, wo ich die komplette Band am liebsten in einer Reihe aufgestellt und das Magazin geleert hätte, damit dieses hier das letzte EISREGEN-Album ist, habe ich durchlebt. Am Ende muss ich aber feststellen: Obwohl das nie meine Band sein wird, ist „Rostrot“ nicht schlechter, eher besser, als „Schlangensonne“ oder viele andere Beispiele aus der langen Diskographie dieser Truppe. Hits gibts keine, dafür übliches oberes Mittelmaß. Die Kugeln bleiben also vorerst in der Knarre.

19.12.2011

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3 Kommentare zu Eisregen - Rostrot

  1. PaIn sagt:

    Alboin schreibt-alle drei Songs klingen zwar fast gleich-genau genauso wie die Prügel songs der scheiben davor-immer dasselbe wirklich war-Texte fremdschämen ist auch richtig-und der Gothic like und das billige key geklimper is auch schrott

    keine 7

    neee 5 Punkte reichen da

  2. Jello_Biavra sagt:

    Musikalisch geben mir Eisregen nichts, und die Texte finde ich genauso gut wie der Autor, aber dennoch stellt sich mir folgende Frage: Verdient es ein Album nicht, von jemandem rezensiert zu werden, der ihm nicht von vornerherein doch eher ablehnend gegenüber steht? Der andere Pol bilden natürlich Rezensionen unkritischer Fanboys.

  3. Paule sagt:

    ich war auch mal Eisregen-Fan. Bis Blutbahnen war alles ok. Das Rammstein-Ding auf Rostrot musste wirklich nicht sein.