Equilibrium - Armageddon

Review

Galerie mit 21 Bildern: Equilibrium - Schrei!Nachten Tour 2023 in Hamburg

Die Waagschale scheint sich auf die dunkle Seite zu neigen, von ausgewogenem Gleichgewicht oder gar friedlichem Beisammensein kann nicht die Rede sein. „Armageddon“ von EQUILIBRIUM hört man diese Stimmung deutlich an, die gute Laune weicht so manchem schroffen Ton und einigen erschreckend harten, aber wahren, Textzeilen. Das vorab veröffentlichte und groß auftrumpfende „Prey“ war sicher nicht die beste Wahl, um einen geeigneten Einblick zu bieten. Es hat sich viel getan, im Lager von EQUILIBRIUM. Wieder Veränderungen im Line-up, Bassistin Jen wechselte zu EVANESENCE, Makki (ex-SUIDAKRA) rückt nach und es gibt nun mehr englischsprache Texte. Aber in erster Linie darf der Hörer von einem gereiften Songwriting profitieren und wird überrascht sein, dass gerade diese Band eine gehaltvolle Platte geschaffen hat, die das aktuelle Zeitgeschehen treffend rekapituliert.

Schwert geputzt? Pferd gesattelt? Los geht das hier!

Mit Zitaten aus „Für einen militanten Pazifismus“ von Albert Einstein, legt „Armageddon“ los. Es ist traurig, dass die Botschaft von 1931 auch 2016 noch gleichermaßen dringlich ist. Sobald die ersten Töne von „Sehnsucht“ erklingen, kann sich der EQUILIBRIUM-Fan beruhigt zurücklehnen und weiß: Hier bin ich richtig, hier darf ich episch sein. Die Platte arbeitet sich erstmal an den negativen Seiten ab, unterstreicht die zwangsläufige Endlichkeit und provoziert ein Szenario, in dem sich die Erde auftut und falsches, heuchlerisches Pack in die Tiefe zieht. Musikalisch erwartet den Hörer hier noch EQUILIBRIUM-typisches Stakkato-Riffing, dicke Keyboard-Wände und marschierender Takt. Doch irgendwie schwingt das Gefühl mit, dass die Herren etwas ernster sind, als sonst und so manche Aussage provoziert einen dicken Kloß im Hals. Mit Li La Launebär ist hier erstmal nix.

„Born to be wild“ war gestern, EQUILIBRIUM sind „Born to be epic“

„Horizont“ lässt dann wieder die Lumpen am Stock tanzen und lockert „Armageddon“ etwas auf. Qualitativ verdammt nah an FINNTROLLschen Humppa-Klopfern, wamsen sich EQUILIBRIUM durch Doublebass-Gewitter begleitet von erzählenden Gitarrenmelodien. Das direkt anschließende und äußerst euphorisierende „Rise Again“ wird live den Pit zum Drehen und die Bierbecher zum Überschwappen bringen. Letzteres ist nicht so gut. Freilaufende Flöten und hektische Drums erfüllen genau ihren Zweck und verbreiten unmittelbar gute Laune.

Spätestens beim sehr speziellen „Born To Be Epic“ trennt sich die Spreu vom Weizen und auch der Nintendo-Ausraster von „Helden“ dürfte die meisten Zuhörer erstmal verwirren. Jede schnurrige Eigenart ist gut durchdacht, EQUILIBRIUM sind und waren nie eine Band die unkontrolliert Scherze ohne Sinn absetzte. Letztendlich sind es genau diese Momente, die sie so einzigartig und liebenswert machen. Robse bellt sich ansprechend durch die ganze „Armageddon“-Sause. Keine quiekenden, schrillen Schreie, stattdessen dominiert kantiger, roher Gesang die aktuelle Scheibe von EQUILIBRIUM. Neben dem gesprochenen Intro „Sehnsucht“, gibt es mit „Koyaaniskatsi“ gleich einen ganzen gesprochenen Song. Ein ergreifender Text, für jeden der noch fühlt und versteht, natürlich darüber hinaus auch äußerst dramatisch vertont.

Du brauchst deine Erde, doch die Erde braucht dich nicht

Die Band war immer um Aussage bemüht, trotzdem nimmt man EQUILIBRIUM in erster Linie als spaßige Band wahr. Das dürfte sich jetzt ändern, denn das Album ist in erster Linie musikalisch sowie konzeptionell überwältigend und macht nachdenklich. Wer EQUILIBRIUM bis jetzt nicht verstanden hat, wird sicher auch durch „Armageddon“ nicht zur Erleuchtung finden. Beim Weltuntergang seid ihr aber ausnahmslos alle dabei und die apokalyptische Abrechnung „Eternal Destination“, erneut mit gesprochen Worten von Robses Tochter Charly, würde gut als letzter Soundtrack passen. Zuhören, Nachdenken, Verstehen. Episch sein.

Shopping

Equilibrium - Armageddonbei amazon11,99 €
05.08.2016

Shopping

Equilibrium - Armageddonbei amazon11,99 €
Equilibrium - Armageddon [Ltd.Edition]bei amazon39,26 €

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36671 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Equilibrium auf Tour

10.05. - 11.05.24Durbuy Rock Festival 2024 (Festival)Amorphis, KK's Priest, Sonata Arctica, Feuerschwanz, Candlemass, Delain, Equilibrium, Heidevolk, The Raven Age, Exhorder, Xandria, Suicidal Angels, Insanity Alert und DisconnectedDurbuy Rock Festivalgelände, Bomal-sur-Ourthe
14.08. - 17.08.24metal.de präsentiertSummer Breeze Open Air 2024 (Festival)Aborted, Acranius, Aetherian, After The Burial, Amon Amarth, Ankor, Architects, Arkona, Asphyx, Before The Dawn, Behemoth, Blasmusik Illenschwang, Blind Channel, Bodysnatcher, Bokassa, Brothers Of Metal, Brutal Sphincter, Burning Witches, Callejon, Carnation, Cradle Of Filth, Crypta, Cult Of Fire, Dark Tranquillity, Dear Mother, Delain, Disentomb, Dymytry, Dynazty, Eclipse, Einherjer, Emmure, Enslaved, Equilibrium, Ereb Altor, Exodus, Evil Invaders, Feuerschwanz, Fixation, Flogging Molly, Future Palace, Guilt Trip, Heaven Shall Burn, Heretoir, Ignea, Imperium Dekadenz, Insanity Alert, Insomnium, J.B.O., Jesus Piece, Jinjer, Kampfar, Korpiklaani, Lord Of The Lost, Lordi, Madball, Megaherz, Memoriam, Mental Cruelty, Meshuggah, Motionless In White, Moon Shot, Moonspell, Myrkur, Nachtblut, Nakkeknaekker, Neaera, Necrophobic, Necrotted, Nestor, Obscura, Orden Ogan, Our Promise, Pain, Paleface Swiss, Pest Control, Rise Of The Northstar, Robse, Rotting Christ, Samurai Pizza Cats, Siamese, Sodom, Spiritbox, Spiritworld, Stillbirth, Subway To Sally, Suotana, Svalbard, Sylosis, Tenside, ten56., The Amity Affliction, The Baboon Show, The Black Dahlia Murder, The Butcher Sisters, The Night Eternal, The Ocean, Thron, Unearth, Unprocessed, Viscera, Voodoo Kiss, Warkings und WhitechapelSummer Breeze Open Air, Dinkelsbühl, Dinkelsbühl
03.10.24Septicflesh - Modern Primitive Tour 2024Septicflesh, Equilibrium, Scar Of The Sun und OceansGruenspan, Hamburg
Alle Konzerte von Equilibrium anzeigen »

3 Kommentare zu Equilibrium - Armageddon

  1. Ebbi sagt:

    In der Tat eine sehr gelungene Review, zu einem auch aus meiner Sicht sehr interessantem Album – gerade, wenn mensch Equi schon länger begleitet. Dem ersten Stirnrunzeln und Augenbrauenhochziehen in Anbetracht der eher ungewöhnlichen Aufmachung und Bestandteile des Albums folgten auch bei mir zunehmend zustimmendes Kopfnicken und Begeisterung. Und gerade „Born To Be Epic“ ist auch einer der Songs, der dies äußerst gut wiederspiegelt und mich jetzt kaum noch loslässt. Ich bin gespannt, wie die weitere Zukunft von Equi sich entwickeln wird.

    9/10
  2. karl arsch sagt:

    die ersten 30 sekunden vom ersten song/intro haben gereicht um die scheibe ganz schnell wieder aus zu machen.

    NEIN DANKE…

  3. JanA sagt:

    Leider haben sich Equilibrium hier einen absoluten Fehlgriff erlaubt, der sich stilistisch nun aber leider auch schon auf dem nächsten Album (Renegades) ausgebreitet hat. Mit Ach und Krach muss alles pseudo-episch gestaltet werden und sozialkritisch sein. Darunter leiden aber die Kreativität und Klasse, was die früheren Alben (Turis Fratyr, ganz besonders Sagas und auch noch Rekreatur) um Längen besser gemacht hat.
    Robse auf Englisch geht nun auch einfach gar nicht. Man merkt, dass er da keinen Spaß dran hat.

    2/10