Essence - Lost In Violence

Review

Wenn man Thrash der althergebrachten Art macht, stellt dieses Unterfangen oftmals eine Gratwanderung dar. Wie immer bei einer solchen Gratwanderung gibt es drei Möglichkeiten, was denn nun passieren kann. Erstens: rechts runter! Zweitens: links runter! Also in beiden Fällen der Absturz. Ob die dritte Möglichkeit tatsächlich die goldene Mitte darstellt… hmmm… zumindest wird diese voll getroffen; denn drittens: ein Bein links, ein Bein rechts!

Das tut in der Regel weh und da überdies ein höchst schmaler Grat zwischen überwältigenden Allgemeingültigkeitsriffs und banalem Belanglosigkeitsgeschrote liegt, ist der Weg der Mitte hinsichtlich Familienplanung höchst bedenklich.

Wer also nicht über ein herausragendes Gleichgewichtsgefühl verfügt oder anstatt dessen Eier aus Stahl sein Eigen nennt, hat schnell ein arges Problem. ESSENCE gehen den schmerzhaften Weg, aber der bedeutet auch, dass hier kein Absturz zur ein oder anderen Seite ansteht.

Erst einmal ist an “Lost In Violence“ wenig auszusetzen, denn die Dänen sind stets bemüht, die Abwechslung nicht zugunsten Geschwindigkeit oder Härte zu opfern. So gibt es neben Bassintros, Double-Bass-Einsatz und Backshouts immer wieder ruhigere Parts, nur um dann gleich wieder die Keule auszupacken. Also wird auch die Dynamik nicht vernachlässigt.
So hat man nach einem viel versprechenden Intro gleich zu Beginn aufgrund einer typischen Melodie das Gefühl, TESTAMENT hätten vergessen, einen Song auf “The Formation Of Damnation“ zu veröffentlichen; leider kann der Song das Versprechen aber dann doch nicht ganz halten und versumpft zu einem eher wenig inspirierten Mid-Tempo-Stampfer, der erst wieder mit verstärktem Einsatz der Leadklampfe an Spannung gewinnt. Überhaupt orientieren sich die Dänen gerade was die Sechssaiter (aber auch den Tieftöner) angeht an TESTAMENT und MEGADETH. Beileibe keine schlechten Referenzen, doch von deren Klasse ist man selbstredend noch eine gute Ecke weit entfernt.

Zudem hätte eine Straffung nicht nur dem Stück namens “Unlimited Chaos“ gut getan.
Mehr als die Hälfte der Tracks sprengt mitunter sehr deutlich die Fünf-Minuten-Grenze und ESSENCE sind leider noch nicht in der Lage, die Nummern über eine derartige Distanz interessant zu halten. So werden zwar immer Erinnerungen an MORTAL SIN und die Landsleute ARTILLERY wach, doch ist das Songwriting schlichtweg noch zu unausgegoren und die Riffs sind noch nicht nachhaltig genug, um mit deren Material Schritt halten zu können.

Sicherlich hat der junge Vierer ein recht sauber produziertes Thrash-Album abgeliefert, das handwerklich anständig vorgetragen durchaus seine starken Momente hat, aber leider aufgrund der vorgenannten Schwächen das Mittelfeld (noch nicht deutlich) verlassen kann.

Doch die hörbare Spielfreude und der offenbare Wille, durch Abwechslung gefallen zu wollen, zeigen, dass ESSENCE genug Stahl in der Unterbuxe haben und sich somit zur nächsten Gratwanderung aufmachen können…

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08.03.2011

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