Furze - Trident Autocrat

Review

Ja ja, lacht ihr nur. Ich werde mich hier ausnahmsweise mal nur mit der Musik dieser Band beschäftigen und alle asymmetrischen Äußerungen bezüglich eventuell seltsam anmutender Bandnamen (*hust*) einfach beiseite lassen.

Woe J. Reaper, der FURZE allein betreibt (was kein Wunder ist, denn ich glaube kaum, dass es selbst in Norwegen noch mehr ähnlich Kaputte gibt, die Musik machen), hat neuerdings beim englischen Label Candlelight seinen Hermann gemacht, das soeben seine beiden Alben „Necromanzee Cogent“ und eben „Trident Autocrat“ wiederveröffentlicht hat. Beide übrigens in schmucken Pappschubern. Soweit ich das beurteilen kann, hat sich am Sound der beiden Alben nicht viel getan, kein Remastering, keine Neueinspielungen. Hier ist das aber ausnahmsweise auch in Ordnung, denn „Trident Autocrat“ lebt, wenn auch etwas weniger als „Necromanzee Cogent“, von rüpelhaftem Rehearsalsound und ungeschliffener Black-Metal-Atmosphäre.

Sechs Stücke und eine gute halbe Stunde lang wütet sich der Reaper im Autogrim-Modus (auf den Ausdruck hat er das Patent, glaube ich) durch die Platte und bietet dabei wenig Überraschendes. Das Schlagzeug pumpt DARKTHRONE-like schnörkel- und auch drucklos, die Gitarren atmen klirrende Winterluft, und die Stimme ist bis kurz vor die Unendlichkeit mit Hall belegt. Black Metal eben, Black Metal aus Norwegen, mit ein bisschen Thrashattitüde, einigen sehr an die erste DOEDHEIMSGARD erinnernden Riffs, und fertig.

Hier könnte das Review bei jeder anderen Band enden, wenn es sich nicht um FURZE handeln würde. Es handelt sich aber um FURZE, und das heißt: das ist nicht einfach nur Black Metal, das ist schizophrener, drogengeschwängerter, seltsamer Kram, der sich ab der Hälfte der Spielzeit nicht mehr mit gängigen Wendungen beschreiben lässt. Obskure, vordergründige Basslinien; gequält hervorgestoßene Stimmlaute; sphärische Akkord- und schiefe, improvisiert wirkende Sologitarren; nur noch sporadisches Schlagzeug; verwehte Synthesizerchöre… was soll man davon halten? Gar nichts, halten darf man sich bei solcher Musik ohnehin an gar nichts mehr. Spätestens im letzten Drittel des Albums, das komplett das Stück „Whilst The Trident Spawn And Spectre“ füllt, darf man sich an keine Kategorien mehr klammern, wenn man nicht der totalen Verwirrung anheim fallen will.

Stattdessen sollte man sich, selbst als offenherziger Black-Metal-Hörer, daran gewöhnen, dass hier ein Einzelkämpfer mit sehr viel eigenem Stil und der vollkommenen Fuck-Off-Attitüde versucht hat, seine Vorstellung von düsterer, kompromissloser Musik umzusetzen. Gelungen ist es ihm verhältnismäßig gut – verhältnismäßig deshalb, weil „Trident Autocrat“ nicht ganz so vollendet wie „Necromanzee Cogent“ die Hirnmuchte abbildet, die sich in Woe J. Reapers Kopf breitgemacht zu haben scheint.
Wie gesagt, die Hälfte ist Black Metal, wie er auch Verehrern alter DARKTHRONE noch munden könnte – und die anderen Hälfte ist schlicht und einfach pikant. Beides auf einem Album wirkt allerdings fast abstoßend und zumindest inkonsequent.
Wer sich ab hier, nach den letzten drei Minuten (die aus einer Art Drumsoundcheck bestehen…) noch weitertraut, lese im Anschluss das Review zu „Necromanzee Cogent“.

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04.12.2006

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1 Kommentar zu Furze - Trident Autocrat

  1. audaron sagt:

    Es ergibt sich nur noch die Frage, ob der Bandname einen Befehl darstellt…

    5/10