Gentrification - Deviance

Review

Crowdfunding ist eine tolle Sache. Mit ein bisschen Vermarktungsgeschick und einem kleinen, soliden Kreis von Supportern kann man sein Herzensprojekt mithilfe einer spendenden „crowd“ verwirklichen. Dabei hängt die Erfolgswahrscheinlichkeit natürlich vom Betrag ab, der erzielt werden soll, sowie von der Popularität des Themas. Umso schöner ist es mitzukriegen, dass das Interesse an extremem Metal im Deutschland des Jahres 2014 anscheinend noch ausreichend vorhanden ist, um einer kleinen Berliner Prügelkapelle ihr Debütalbum zu finanzieren.

Der Begriff „deviant“ bezeichnet Verhalten, welches von der allgemeinen gesellschaftlichen Norm abweicht. Dementsprechend geben sich GENTRIFICATION in den Texten auf ihrem Debütalbum bewusst politisch und kritisch. Zu erwähnen ist hierbei, dass der größtenteils gutturale Gesang durchgängig von Fronterin Lena stammt. Das musikalische Fundament dazu bildet eine recht melodische Death/Black Metal-Interpretation, die immer wieder durch unverzerrte Gitarren und gesprochenen Parts aufgelockert wird.

Mit einem solchen Part beginnt „Deviance“ auch gleich. Die Gitarren erinnern an die IN FLAMES der „Whoracle“-Ära und genau wie bei denen weiß man ab dem ersten Ton, dass es gleich ordentlich zur Sache geht. „Sudden Death Syndrome“ legt groovig los, vergisst jedoch die Melodien dabei zu keiner Zeit. Leider klingen die Vocals im unverzerrten Break etwas zahnlos und ohne das mächtige Fundament wenig bedrohlich. „First World Collapse“ knüppelt von der ersten Sekunde los und erinnert an einen HYPOCRISY-Song der schnelleren Sorte und so ähnlich geht es dann auch erstmal weiter. Von den, im Pressetext erwähnten Hardcore-Elementen ist recht wenig zu hören, stattdessen regieren Blastbeats und die durchgetretene Double Bass („Emancipate“). Der Death Metal des Fünfers speist sich insgesamt eindeutig eher aus der melodischeren, skandinavischen Schule à la AT THE GATES.

Etwas Kritik kann jedoch an den Vocals geäußert werden. Hier ist eindeutig keine Angela Gossow am Werk (oder im Studio wurde weniger Nachbearbeitung betrieben). Fronterin Lena macht ihre Sache zwar nicht schlecht, den Growls mangelt es an den entscheidenden Stellen jedoch an Tiefe und die höheren Passagen könnten mehr Aggressivität vertragen. So läuft man leicht Gefahr, live in dünnes Black Metal-Gegurgel zu verfallen.

Ansonsten gibt es wenig zu beantstanden. Auch das restliche Album bietet zwischen Midtempo („For Greater Say“), akustischen Intermezzi („Aspiration“) und feinster Brutalität („With Compliments“) eine Menge soliden bis wirklich guten melodischen Death Metal. Auch der Sound der Eigenproduktion geht absolut in Ordnung. GENTRIFICATION schaffen es außerdem ihrem Death Metal eine, im Kontext des Genres recht hohe Eingängigkeit zu verleihen. Das liegt zum Teil an den zwar komplexen, dabei jedoch auch ziemlich groovigen Riffs und dem hohen Melodieanteil. Wer die Platte übrigens, wie der Rezensent, nach Ende der Spielzeit im Player lässt, den erwartet noch eine kleine Überraschung. Es lohnt sich.

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12.02.2014

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1 Kommentar zu Gentrification - Deviance

  1. Gentri F. Ication sagt:

    Das Album kann man übrigens in voller Länge bei Bandcamp anhören: http://gentrification.bandcamp.com
    Und auch als limitierte CD erwerben, wenn man mag.