Gorath - Apokálypsis (Unveiling The Age That Is Not To Come)

Review

Filip Dupont, der kreative Kopf, Gitarrist und Sänger von GORATH, ist ein Mann, vor dem ich Respekt habe. Wenn Menschen über 30 mit Familie, verantwortungsvollem Vollzeitjob und mehreren anderen Verpflichtungen es schaffen, alle eineinhalb Jahre ein Album zu veröffentlichen, das sie alleine schreiben, aufnehmen und produzieren, das Layout und alle dazugehörigen Grafiken selbst zu bearbeiten, ein Video zu drehen und schneiden, Internetpräsenzen zu pflegen und auf privater Basis Wochenend-Minitouren für ihre Band zu organisieren – dann brennen sie wirklich für das, was sie tun. Davor kann man nur den Hut ziehen. Und auch davor, dass GORATH unter diesem Mann zur ernstzunehmendsten Black Metal-Band Belgiens nach ENTHRONED geworden sind.

Vor diesem Hintergrund ist das fünfte GORATH-Album „Apokálypsis – Unveiling The Age That Is Not To Come“ noch ein Stück interessanter. Textlich mit der Apokalypse aus dem Johannes-Evangelium befasst (übrigens von Jurgen S. von THEUDHO erarbeitet), zeigt sich das Quartett hier musikalisch reifer, vielfältiger und überlegter als auf den vier Vorgängern. Die Basis für die mitunter ausufernd langen Songs bildet nachwievor Black Metal, den man oberflächlich in die schwedisch-orthodoxe Ecke stecken könnte, der aber deutlich in die progressive, avantgardistische Richtung tendiert. In den straightesten Momenten erinnert das mit den minimalistisch erscheinenden, aber durchaus sehr anspruchsvollen Arrangements an SATYRICON in der „Rebel Extravaganza“-Phase. VED BUENS ENDE oder VIRUS dürften durchaus Pate gestanden haben für die schrägen, disharmonischen Parts des Albums, wie in dem beinahe viertelstündigen „Beasts From The Earth And The Sea“, das zudem auch noch mit relaxten Elektro- und Ambienteinwürfen und großartigen Choralsamples punkten kann. Und dann gibt es da, gerade in getragenen Songs wie dem französischsprachigen „Porteur De Lumière“, auch ein paar doomig-sludige Einflüsse, die den Belgiern gut zu Gesicht stehen.

Geeint werden alle diese dynamischen Bestandteile durch die schleichend-bedrohliche Düsternis in den sieben Stücken, die unter anderem auf fast intellektueller Ebene mithilfe von O-Tönen aus Nachrichten über die aktuellen Kriege der Menschheit in die Moderne transportiert wird („Wrath Of God“). Damit ist die an und für sich altbekannte und vielzitierte Apokalypse textlich wie musikalisch klischeefrei und ansprechend aufgearbeitet. Sogar für die größtenteils in Eigenregie entstandene und im Necromorbus Studio gemasterte Produktion, die kompakt, vielschichtig und druckvoll ist und damit Tradition und Moderne geschickt verknüpft, kann man GORATH nur ein dickes Lob aussprechen. Auch wenn der Band auch auf dem fünften Album der ganz große Song oder gar der ganz große Wurf auf Albumlänge nicht gelingt, ist „Apokálypsis – Unveiling The Age That Is Not To Come“ als Gesamtkunstwerk eine Platte, die man 2011 gehört haben sollte, wenn man ambitionierten Black Metal schätzt. Ich für meinen Teil finde das wesentlich aufregender als beispielsweise alles, was SECRETS OF THE MOON in den letzten zehn Jahren aufgenommen haben.

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25.08.2011

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