Grown Below - The Long Now

Review

Ich bin immer wieder erstaunt über die scheinbar grenzenlose Dynamik, die der zeitgenössische Sludge- und Funeral-Doom-Untergrund ausstrahlt. Es mag manchen wie ein Lobgesang erscheinen, setzt man sich aber einmal ausgiebiger mit der Fülle an herausragendem Material auseinander, das in diesem Genre zurzeit immer wieder heranreift, wird man schon mal überschwänglich. „The Long Now“, das Debüt der belgischen Post-Sludge-Formation GROWN BELOW, ist ein solcher Anstoßstein der Überschwänglichkeit. Stark an ISIS-Alben wie „Panopticon“ angelehnt, verzaubert dieses beeindruckende Debüt mit einer brillianten Mischung aus Sludge, Post-Metal und Progressive Rock/Metal.

Die Basis seiner magischen Ausstrahlung bezieht das Album aus einem feinfühlig abgestimmten Wechselbad gähnender, tiefgestimmter Gitarrenwände, verspielt umhertänzelnder Clean-Passagen und einer ungewöhnlich variablen gesanglichen Bandbreite. Dabei zeigen sich GROWN BELOW als Meister der Subtilität und verweben gekonnt ausschweifende, unheimlich zärtlich intonierte musikalische Akzente in ihr Material, ohne dabei ihre tendenziell minimalistische Ausrichtung allzu sehr außer Acht zu lassen. Man könnte hier von ausschweifendem Minimalismus sprechen, einem Paradoxon, das nur anhand der Musik selbst anzudeuten ist. Selbst der Opener „Trojan Horses“, der die Bezeichnung ‚geradlinig‘ noch am ehesten verdient hätte, besticht durch seine angedeuteten Exkurse ins melancholisch-Verspielte. Die Krone der Vielschichtigkeit sind Lieder wie „The Abyss“ oder der Titelsong „The Long Now“. Hier verschwimmen zuweilen sämtliche Konturen, der Hörer wird zwischen Niedergeschlagenheit und berauschenden Gedanken- und Gefühlsfluchten zerrieben wie ein Erdklümpchen zwischen den Fingern. Die Bandbreite an Stimmungen, die „The Long Now“ bietet ist unglaublich groß und muss sich hinter der Größe anderer Bands wie PELICAN, ISIS oder CULT OF LUNA in keinster Weise verstecken.

Die Arbeit, die GROWN BELOW auf diesem Debüt demonstrieren, kann einen als Liebhaber des Genres nur vom Hocker reißen. Da tut die unaufdringliche, zweckdienliche Produktion des Materials ihr übriges. Die Feinheiten der Songs kommen darin hervorragend zum Vorschein, während zugleich der sanfte, perlende Fluss der Musik gewahrt bleibt. So wird „The Long Now“ mit seinen 67 Minuten sorgsam verdichteter Musik zu einem Genuss, von dem man sich, wenn man erst einmal auf den Geschmack gekommen ist, nicht mehr so schnell lösen kann. Es handelt sich hier um ein Werk, das einem als Hörer viel gibt und dabei doch lange Zeit seine Geheimnisse bewahrt, sodass man sich ihm immer wieder hingeben möchte. Kurz gefasst: „The Long Now“ ist ein wahnsinnig eindringliches Debüt, das sich niemand, der an Sludge oder Post-Rock/Metal auch nur ein wenig gefallen findet, entgehen lassen sollte. Dieses wunderbare Machwerk schreit geradezu nach einem Nachfolger.

18.11.2011

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