Hackneyed - Inhabitants Of Carcosa

Review

Galerie mit 15 Bildern: Hackneyed - Rockharz Open Air 2016

Blut, Monster, verwunschene Orte – tun wir mal so, als wäre HACKNEYEDs neue Scheibe ein Videospiel. In der Amazon-Beschreibung stünde folgender Teaser: HACKENEYED laden euch mit „Inhabitants Of Carcosa“ zu einem Gruseltrip nach Silent Hill’scher Art des Hauses ein. Diesmal folgt ihr den Spuren des Königs in Gelb („The Yellow King“) und fügt nach und nach die Einzelteile des Geheimnisses von Carcosa und seinen Bewohnern zusammen.

Damit ihr dabei auch möglichst lange überlebt, nichts Wichtiges verpasst und Antworten auf alle Fragen zum Album findet, bekommt ihr von uns einen „Walkthrough“. Los geht’s!

Titel: Inhabitants Of Carcosa
Longplayer: 4
Zeitrahmen: 40:01 Minuten
Härtegrad: hoch

Intro – Die Ankunft in Carcosa

Egal, was du erwartet hast: Es kommt immer anders! Willkommen im beschaulichen Carcosa – der zerstörten und heimgesuchten fiktiven Stadt, welche Schauspiel für ein Stelldichein einer Erzählung Ambrose Bierces war, welcher gemeinsam mit Edgar Allan Poe und H. P. Lovecraft als Erfinder der modernen Horrorliteratur gilt. Ton und Inhalt gehen Hand in Hand und das Aufgebot macht „The Flaw Of Flesh“. Das wird ein Blutbad – in der Tat!

Akt 1: Carcosas Bewohner

Du wachst auf, lehnst an einer feuchten Wand und richtest dich langsam auf. Wo bist du? Du siehst einen bedrohlichen Gang vor dir, es gibt nur diesen einen Weg und du setzt dich in Bewegung. Du läufst einen langen Flur in einem heruntergekommenen und teilweise zerbombten Gebäude entlang, es ist Nacht und die Lichter flackern. Dann hörst du sie – die Sirenen. „Now I Am Become Death“ ist ein gelungener Schachzug und der klammheimliche Favorit hinter der dritten Tür: Besagte Sirenen-ähnliche langsame Zwischentöne zieren das Zitat eines der bekanntesten Interviews Robert Oppenheimers, der den tragischen Beinamen „Vater der Atombombe“ in seiner Geschichte trägt, welche aus der Sicht des tatsächlichen Bösewichts erzählt wird.

Da man weder Waffen noch sonstige Items zum Eigenschutz besitzt, sollte man möglichst nicht auf sich aufmerksam machen, die Türe langsam schließen und weitergehen. Jedoch führt der Flur in die Eingeweide des Gebäudes, hinab in einen Keller. Man hört das Summen elektrischer Geräte und ein Blick in den erscheinenden Raum zeigt ein spärlich beleuchtetes Labor mit einer Gestalt. Die Gestalt dreht sich zu dir um – „Re-Animator“. Es handelt sich um einen Wissenschaftler, welcher von der Gesellschaft ausgestoßen, ausgelacht, verjagt wurde und hier sein neues Zuhause gefunden hat. Warum seine Arbeit nicht wertgeschätzt wird, fragt er. Hier gilt es, ausweichende und besänftigende Antworten zu geben, denn er erscheint ungehalten und wütend, seine Instrumente glänzen gefährlich und du verspürst mit Sicherheit nicht den Wunsch, das nächste Testobjekt von Dr. Frankensteins Bruder zu werden, oder? Glücklicherweise kommt der offensichtliche Handlanger namens Cain in den Raum und bietet an, dich nach draußen zu geleiten.

Doch aus Carcosa gibt es keinen Ausweg. Die zwei Sonnen gehen unter, die Schatten werden länger in Carcosa. Du findest dich auf einer Straße voller Menschen wieder, die mit ihren verdreckten Habseligkeiten aussehen, als wären sie bereit zu flüchten. Doch sie bewegen sich nicht, sie starren zum Himmel, stehen still und winden sich, als würde eine unsichtbare Kraft oder Verzweiflung sie festhalten. Die Töne, die sie von sich geben, klingen verzweifelt.

Akt 2: Der König in Gelb

An dieser Stelle sollte man auf „Pause“ drücken und alle Medikits einsetzen, alle alchemistischen Tränke oder wahlweise mindestens 30 Kartoffeln zu sich nehmen, damit die Gesundheit wieder einigermaßen auf dem Dampfer ist, bevor man sich dem Endgegner stellt: Dem König in Gelb, dem König von Carcosa, der kommt, um dich und alle anderen Einwohner Carcosas zu holen. Und dann verblasst auf einmal die Welt um dich herum…

Akt 3: Das Ende

…und du öffnest benommen die Augen, siehst dich um. „Death Toll“, sozusagen der Endgegner-Song, beginnt. Du bist schwer verwundet, aber du lebst noch. Leider bist du der einzige Überlebende und du weißt, er ist noch nicht mit dir fertig. Der folgende Kampf mag zunächst ein wenig absurd wirken, ist im Grunde genommen jedoch sehr einfach: Du kannst nicht gewinnen. (Schon gar nicht, wenn Nikita Kamprad mitkeift.) Und es wird dunkel.

Abschluss-Sequenz

„Klown“ – selbstredend. Er zeigt die Vergangenheit, die Zeit vor der Reise nach Carcosa. Es klingt wie eine Retrospektive, denn dieser Clown hätte genau so auch auf „Carnival Cadavre“ gepasst. Er ist makaber, bedrückend – der Stoff, aus dem Alpträume gemacht sind. Die letzten Töne verstummen.

Und damit herzlichen Glückwunsch! Du hast „Inhabitants Of Carcosa“ erfolgreich durchgehört. Worauf wartest du? Starte direkt eine weitere Runde Todesblei mit metallischem Horror und Blut im verfluchten Carcosa. Erledige weitere Nebenmissionen, erhöhe den Lautstärkegrad und lass die Matten kreisen, ohne einen Gegner zu töten oder den Alarm auszulösen. Dabei helfen wir mit dieser Komplettlösung immerhin. Also: Pack die Badehose ein! Und eine Axt!

Fazit:

Zugegebenermaßen klingen die neuen Töne anders, als man es hinsichtlich der bisherigen Herangehensweise HACKNEYEDs erwarten würde. Ich hatte sichtlich Spaß mit der Geschichte, die erzählt wird. Natürlich ist die alte Handschrift zu erkennen, die schon so einige Ohren zum Schlackern gebracht hat, wohl aber lehnt man sich mit „Inhabitants Of Carcosa“ noch ein Stück weiter über den musikalischen Tellerrand als man es beispielsweise mit „Carnival Cadavre“ getan hat. Bereits das im Vorfeld veröffentlichte Video zu „The Flaw Of Flesh“ ließ mit (gesungener?) Melodie aufhorchen: Diese Art von Musik hat niemand wirklich erwartet, es klingt überraschend.

Man kann zwar nicht davon sprechen, dass die Brutalität beträchtlich nachgelassen hätte, wohl aber kommt der Ausdruck „erwachsener“ in den Sinn, zumindest was den Aufbau der Songs und des Albums betrifft. Dies betrifft jedoch leider nicht die Sound-Qualität – hier gibt es ein klares Minus! Der Sound ist qualitativ nicht so überzeugend wie man es von den inzwischen doch recht „alten Hasen“ HACKNEYED erwarten würde, es fehlt der sprichwörtliche „WUMMS!“. Alles klingt etwas dumpf, die Drums gehen stellenweise unter, die Akzente gehen im Einheitsbrei verloren. Dem gegenüber ist jedoch das neue Erscheinungsbild der Musik weniger roh, weiter und auch dezent langsamer, bzw. weniger chaotisch. Das Songwriting ist melodischer, vielleicht sogar melodramatischer und die Geschichten passen zueinander, sind tiefgründiger und die Arrangements runden den gesamten Durchlauf ab.

Kurzum: Der brutale Death Metal ist dem Gefühl nach um eine weitere, modernere und bedachtere Facette bereichert worden. Oder ist er ersetzt worden? Denn im letzten Satz steht auch genau der Grund, der mit Sicherheit für gespaltene Lager unter HACKNEYED-Anhängern sorgen wird: Das Wort „modern“, sehr modern. Das neue Album hat durchaus seinen Reiz und kann problemlos mit den bisherigen Veröffentlichungen mithalten, gerade weil es durch seine Andersartigkeit nach einer kurzen Anlaufzeit zu bestechen vermag. Wer aber seinen Todesmetall traditionell bevorzugt, der sollte um „Inhabitants Of Carcosa“ einfach schon im Vorhinein einen großen Bogen machen.

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11.05.2015

The world is indeed comic, but the joke is on mankind.

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