Hämatom - Schutt Und Asche

Review

Galerie mit 19 Bildern: Hämatom - Rockharz Open Air 2023

Die Live-Qualitäten, die HÄMATOM anlässlich ihres zweihundertsten Konzertes visuell verewigt und veröffentlicht haben, ließen sich schon bei verschiedensten Bands als Support bewundern. Zuallererst entdeckten die Spaßmetaller (ja, richtig gelesen) von J.B.O. die maskierte Truppe, die mittlerweile harte Botschaften in ihren Liedern versteckt. Auch DIE APOKALYPTISCHEN REITER baten die Flecken schon um Unterstützung, ebenso wie EISREGEN und SOULFLY, aktuell versuchen EISBRECHER ihr in die Popecke gerutschtes Image mit der Härte von HÄMATOM wieder aufzuwerten.

Dass HÄMATOM mittlerweile zum bekannten und beliebten Label Rookies & Kings wechseln konnte, welches u.a. auch FREI.WILD betreut, ist sicherlich ein Riesensprung für die Band. Man sieht das Potential schon der hochwertigen DVD Aufmachung an – ein von vorn bis hinten ausgezeichnetes Artwork, eine tolle In-Szene-Setzung von euphorischen Fans, ein Booklet, das Einblicke und zugleich wichtigste Textauszüge nochmals vereint. Pluspunkt.
Was jedoch schon beim Blick auf die Rückseite auffällt: auch wenn die Live-CD einen neuen Exklusivtrack enthält, so fehlen doch drei Songs von der DVD, und zwar „Wer Hat Angst“, „Kiste“ und „Friss Oder Stirb“. Minuspunkt. Dafür bietet die DVD aber noch ganze fünf Musikvideos und eine Doku zur Entstehung des letzten Albums.

Schon während der ersten Tracks auf der DVD fällt die dynamische Kameraführung auf, die den Zuschauer quasi aus der ersten Reihe mitrocken lässt. Auch die Lichtshow, die bei jedem Lied komplett anders ist, begeistert sofort. Lediglich die immer wieder sichtbaren Kameramänner stören das Gesamtwerk, da sowas bei größeren Bands und ihren DVD-Produktionen nicht passieren darf. Durch die ausgezeichnete Dynamik der Kameramänner sei dies aber verziehen.
Ein besonderes Highlight – wie bei jedem HÄMATOM-Gig, da mindestens ein Affe auch immer mit auf Festivalshows darf –  sind natürlich die Gorillas bei „Neandertal“, die im Rhythmus die Trommeln durch die Gegend schleudern.
Für „El Mariachi“ haben sich die Bayern einen weiteren maskierten Musiker auf die Bühne geholt, der auch gleich bei „Auge Um Auge“ oben blieb. Bei den energetischen Drums und den Feuerflammen merkt man selbst vorm Fernseher, wie HÄMATOM den gut 1000 Besuchern in Trockau eingeheizt haben.

Bei der Hymne „Sie Will Nur Spielen“ haben die Jungs dann sogar eine ganze Truppe weiblicher Fans auf die Bühne gelassen, was noch mehr Aktion auf die Stage brachte. Ein besonderes Bild entstand auch hier, wie hinter Sänger Nord die Flaggen wehen, und nicht nur davor. Sicher für jeden Beteiligten ein Highlight, wenn die DVD daheim angeschaut wird.
Ein Highlight jagt das nächste, denn bei „Wer Hat Angst“, einer der wohl schärfsten  Missbrauchskritiken und Kirchenanprangerungen, die je musikalisch vertont wurden, verteilte ein Pfarrer Weihwasser. Hier sieht man, mit welcher Kreativität HÄMATOM aufwarten, um ihre Songs live mit entsprechender unterhaltung zu versehen und auch optisch viel zu bieten.

Bei „Kiste“ präsentieren die Trash Metaller sich dann ganz in SLIPKNOT-Manier, an die die Masken der Jungs (nicht ihre Musik!) ohnehin schon in Ansätzen erinnern, und holen noch einen zweiten Drummer auf die Bühne. Ruhephasen schien es kaum gegeben zu haben, außer bei „Schmerz“ und anschließend „Totgesagt Doch Neugeboren Teil 2“, wo sich dann durch Statur und Gitarre auch offenbarte, wer schon ein paar Titel früher maskiert mit auf der Bühne stand: Gitarrist Pat Pzywara von der Irish-Speed-Folk-Combo FIDDLER’S GREEN. Schade eigentlich, dass Pat nicht schon beim Opener mit auf der Bühne stand, hat der Song mit ihm doch viel mehr Drive.

Auch gleich anschließend bei „Spieglein“ holt man sich weitere hochkarätige ostdeutsche Unterstützung, diesmal von der recht umstrittenen Band EISREGEN, denn Sänger Michael „Blutkehle“ Roth gibt dem Song mit seiner Kreischstimme eine einen eigenwilligen, neuen Dreh. Auch die Animation zum Mitspringen nehmen fast alle im Publikum gern auf und tun wie geheißen.

Die verteilten Segel für „Sturm“, die unter den HÄMATOM-Freaks, wie sich die Fans nennen, wehen, unterstreichen, wie eng Band und Publikum verflochten sind, und wie groß die Bereitschaft ist, sich aktiv am Konzert zu beteiligen. Kein Stillstand, keine Langeweile, HÄMATOM sind live, egal ob als Opener bei kleinen Festivals oder bei eigenen Shows, der absolute Reißer.

Auch beim letzten Track „Leck Mich“, wo nochmals final gepogt und gefeiert wird, und sich sämtlichste Mittelfinger, die es in Trockau gibt, wie geheißen in Richtung Bühne erstreckten, wehen die Flaggen – wer HÄMATOM mag, steht sehr offen dazu.

Abschließend lässt sich sagen, HÄMATOM ist es gelungen, mit ihrer ersten Live-DVD Maßstäbe ohnegleichen zu setzen. Ein Wahnsinnskonzert, ohne Fehler, eine geile Lichtshow, super Gäste auf der Bühne, Unterhaltung bei jedem Lied – fragt man Leute, die an diesem Tag vor Ort in Trockau waren, fangen die Augen an zu glänzen, und wenn man die DVD schaut, weiß man auch warum. Bei der hier gebotenen Unterhaltung sind die kleineren Macken wie die fehlenden Lieder auf der CD oder die ständig sichtbaren Kameramänner irgendwie völlig unerheblich. Meisterwerk!

10.10.2012

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