Heydenschrei - 9 Monate

Review

 

Depressive Black Metal ist für mich eine komplizierte Sache. Schließlich ist das Gefühl tiefster Niedergeschlagenheit ein sehr persönliches, welches eher in seltenen Fällen nach außen getragen wird. Die Kritik der Authentizität, die vielen Bands entgegengebracht wird, ist also sicher nicht unberechtigt. Und doch gibt es Bands, die eben jene Empfindungen durchaus in ihrer Musik widerspiegeln. Andere dagegen sind gnadenlos langweilig, auch das möchte ich nicht verschweigen. Aber wo stehen HEYDENSCHREI, um die es hier schließlich geht?

Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Denn von einer wirklichen Perle aus einem Wust der Langeweile kann ich hier nicht sprechen, gleichermaßen hebt sich „9 Monate“ aber doch vom Großteil der eintönigen Bands ab. Alleinunterhalter Vlad M. hat das Grundprinzip durchaus verstanden und setzt es auch mehrheitlich um. Atmosphäre ist das Stichwort. HEYEDENSCHREI ist stets bemüht stimmungsvoll zu klingen, mit langsamen Songs, in denen selten das Tempo angezogen wird, geben sich surrende, dröhnende und wehklagende Gitarren die Klinke in die Hand. Mal weniger, mal mehr spannend. Trotzdem gelingt es Vlad M. ein Gefühl der Beklemmung und träumerischen Distanz zum alltäglichen Treiben aufzubauen, auch durch geschickt verwendete Samples, die „9 Monate“ konkretisieren und die Einsamkeit des Protagonisten in den Vordergrund rücken. Einflüsse sind schnell gefunden, ein bisschen BURZUM, in den eingängigeren Parts (die durchaus vorhanden sind), darf man auch frühe KATATONIA nicht verschweigen. Gleichermaßen werden sich an den Vocals die Geister schneiden, und auch bei mir schwankt es zwischen genervt und fasziniert zu sein. Mal tönt es eher nach BETHLEHEM, dann wieder nach SILENCER, in jedem Fall möglichst extrem.

Das passt mitunter ganz gut zum musikalischen Treiben, doch wer an der Stimme scheitert, wird „9 Monate“ sehr wenig abgewinnen können. Ansonsten gibt es viele schöne Momente, aber eben auch einige Längen. HEYDENSCHREI hat es aber verdient einer Probe unterzogen zu werden, denn gerade in den verspielten und melodischen Parts agiert Vlad M. weitab der gängigen Eintönigkeit, denn von Tristesse durch Monotonie ist auf „9 Monate“ wenig zu spüren. Sieht man von den zeitweise unnötig in die Länge gezogenen Parts und den nicht immer geglückten Vocals ab, ist das Debütwerk sicher kein Meilenstein, aber doch als kleine Schönheit zu betrachten.

Das Album gibt es auf www.heydenschrei.de für 7€ als Digipack oder für 5€ als Download, kann vor dem Kauf aber komplett gehört werden.

16.12.2011

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