Iced Earth - Framing Armageddon (Something Wicked Part 1)

Review

Galerie mit 16 Bildern: Iced Earth - Rock am Härtsfeldsee 2018

Zu hoffen, ICED EARTH würden nochmals eine sensationelle CD veröffentlichen, zeugte sicher von wenig Realitätssinn und einer gewissen Plattköpfigkeit seitens des Verfassers, ich gebs ja zu. Dennoch, die wiederaufgelegten Tracks der „Overture of the Wicked“ ließen entsprechende Vermutungen wenigstens im Kleinen aufkommen. „Framing Armageddon – Something Wicked Part One“ bekanntlich nennt sich das neue Werk der US-Amerikaner um Jon Schaffer und den Ex-PRIEST-Gesangesakrobaten aus dem britischen Königreich, Ripper Owens. Und zunächst fällt auf, dass die Lieder der Promo-CD permanent von einem sinnreichen Sprüchlein des Bandleaders Schaffer unterbrochen werden, denn alle 60 Sekunden etwa heißt es „Hello, this is Jon Schaffer from ICED EARTH, you are listening to…“ etc. Das ist sehr schon mal unerfreulich.

Das nächste Übel lauert auch schon sicht- und hörbar: denn nicht weniger als 19 Songs erwarten uns. Nicht etwa gute Tracks, nein, jede Menge Intros, Zwischenspiele, Intermezzi, Akustikpassagen, Outros etc. Das kennen wir zur Genüge von MANOWAR und CAGE. Gut, das Intro „Overture“ perkussiver Art mit Violinenklängen ist durchaus originell. Doch dann gibts mit dem Opener „Something Wicked Pt. One“ Riffgeschiebe ohne Ende; der Ripper ist wie immer bemüht, den vertrackten Song zu retten, was könnte der mit einer wirklich großen Band erreichen… Auffällig ist auch wieder mal, dass das Schlagwerk sehr künstlich in den Vordergrund produziert wurde, steril, leblos, trocken. Die Licks sind nicht gerade spektakulär zu nennen, der Chorus auch nicht. Also weiter: „Motivation Of Man“ lebt von den guten Gesangsleistungen des Rippers; wenn doch nur die Instrumentalabteilung mithalten würde, selbige besteht jedoch leider aus Robotern. Denn Hooks und Drum-Figuren müssen einfach vom Jupiter kommen; anders ist dieses vorherrschende digitale kalte Element nicht zu erklären. Das gilt auch für den bisher stärksten Song „Sethian Massacre“. Es gibt nette Ideen, die leider unausgegoren umgesetzt werden. Die Ballade „A Charge To Keep“ läutet dann die BLIND GUARDIAN-Phase der Band ein. Und selbige wird choral kräftig ausgereizt. Die Zusammenarbeit Schaffers mit BLIND GUARDIANs Hansi Kürsch im DEMONS & WIZARDS-Projekt wird mehr als deutlich zitiert.

Nach weiterem Interludium folgt der von der EP bekannte Song „Then Thousand Strong“; ehrlichgesagt eines der Highlights bisher. Und auf der Single fiel der kaum auf… „Order Of The Rose“ bietet erneut Riffgeschiebe und einen KISS-kompatiblen Refrain neuerer Zeit; der Tiefpunkt des Albums bisher, ganz klar. Nach weiteren Spielerchen folgt mit „The Clouding“ der längste Track des Albums. Der Ripper ist natürlich schon gut, klar. Und Balladenhaftes liegt ihm. Ein wenig erinnert das an „Cathedral Spires“ von PRIEST, wobei selbiger Song viel besser ist. Es folgen drei Durchnittssongs ohne Hookline, Identität oder Power, um mit „Domino Decree“ DEN Song des Albums zu präsentieren. Hier haben sie endlich gezaubert. Orient, DEEP PURPLE-Orgel, die rhythmischen Vocals in KING DIAMOND-Manier in der Strophenphase, der ausufernde Refrain; das ist der Metal, den ich erwarte, zwar schwach produziert, aber immerhin heavy, dunkel, magisch. Und der Ripper ist Eins A. Warum habt ihr nicht nur sowas komponiert? Denn der Titelsong „Framing Armageddon“, mit galoppierenden langatmigen Licks unterlegt, verfällt wieder ins 0815-Schema; nichts will hängen bleiben. „When Start Collide (Born Is He)“ ist nochmal ein ganz schwacher Song zum Abschluss, fast so als sollte uns noch einmal mit Nachdruck klargemacht werden, dass das nun so gar nichts ist, was hier mit Überlänge uninspiriert an uns vorübergezogen ist. Ein orientalisches Kitsch-Outro beschließt diese sehr mäßige Scheibe, die auch der begnadete Ripper nicht retten kann, zu kompositorisch schwach sind Schaffers Songs, zu überambitioniert mal wieder. Er will zuviel unterbringen und bekommt den Focus nicht mehr auf den einzelnen Song, das entscheidende Riff, die prägnante Choruslinie. Und DEMONS & WIZARDS sollten nicht die Blaupause für ICED EARTH liefern. Sorry, hätte ja gern besseres berichtet. Und von dieser Art Musik gibts im Frühjahr ja noch einen Teil mit Überlänge…

30.08.2007

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36676 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

1 Kommentar zu Iced Earth - Framing Armageddon (Something Wicked Part 1)

  1. frankenbub sagt:

    Für mich der absolute Tiefpunkt der Band. Ein Album was die Welt nicht braucht. Kein einziger Song auf dieser Platte ist mMn hörenswert.