In Flames - Sounds From The Heart Of Gothenburg

Review

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Nach allerlei Label-Wechselei haben die schwedischen Melodeath-Urgesteine IN FLAMES den Weg zurück in ihre Wiege gefunden: Nach einer Auszeit mit Century Media („Songs Form A Playground Fading“) und Epic („Siren Charms“) erscheint im November ein neues Album beim (fast-)Ursprungslabel Nuclear Blast (ausgenommen Nordamerika und Skandinavien). Während über die Donzdorfer Klangschmiede gerne gefrotzelt wird, dass ein Wechsel dorthin einen Schritt in den Mainstream-Abgrund konstituiere, zeigten sich Fans von IN FLAMES insbesondere mit den letzten beiden Alben eher unfroh. Ob sich das anstehende „Battles“ wiederum anschickt, altgediente Anhänger froh zu machen, werden wir demnächst heraus finden – die ersten Hörproben lassen diesbezüglich wenig Hoffnung aufkommen. Und so sind Jammereien über Ausverkauf, Stilverfall und Das-ist-doch-kein-Metal-mehr vermutlich vorprogrammiert. Bevor es aber Zeit wird, in Diskussion zu treten, bis wohin sich eine Band lediglich weiter entwickelt und dabei ein paar Fans in den späten Neunzigern zurück lässt, und ab wo man sich als Musiker selbst verrät,  dürfen wir uns zurück lehnen und den ganzen Quatsch kurz vergessen:

„Sounds From The Heart Of Gothenburg“ klingt nach IN FLAMES – in jeder Dekade

Zum Aufwärmen gibt es nämlich erstmal ein Livealbum auf Augen und Ohren. „Sounds From The Heart Of Gothenburg“ erscheint auf CD, sowie DVD oder BluRay (mit CD) und zeigt einen Heimspiel-Auftritt im Göteborger „Skandinavium“. Bereits im Jahr 2014 wurde das Konzert vor rund 10.000 Fans unter der Leitung von Altmeister Patric Ullaeus (u.a. auch CHILDREN OF BODOM, ARCH ENEMY) aufgezeichnet. Die 20 Titel umfassende Tracklist turnt sich einmal quer durch rund 25 Jahre Bandgeschichte und das begeisterte Publikum zelebriert neuere Gassenhauer wie „Through Oblivion“ und „Rusted Nail“ gleichermaßen ethusiastisch, wie die altgedienten Klassiker, darunter „Take This Life“, „Cloud Connected“ und natürlich den Evergreen „Only For The Weak“. IN FLAMES gelingt es, mit der Materialsammlung aus drei Dekaden und einer stilistischen Spanne vom Melodeath bis zum Alternative Rock, anderthalb Stunden lang ohne Kompromiss die Bühne zu regieren. Trotz aller Unkenrufe, dass die „neuen IN FLAMES“ nichts mehr mit den „alten IN FLAMES“ zu tun hätten, lässt sich von dieser Zerissenheit hier nichts erkennen – IN FLAMES sind einfach sie selbst und egal, ob man „Siren Charms“ nun bis zum Ende ertragen konnte oder nicht: Dieses Konzert macht wahnsinnig Spaß und keiner der Titel wirkt deplatziert.

Publikum und Fans in authentischen Bildern eingefangen

Dass Ullaeus sowohl die Band kennt, als auch ein Gespür für Atmosphäre hat, ist nicht zu übersehen: Wem die DVD/BluRay vorliegt, der darf sich über schnörkellose Bilder freuen, die den Schweiß an Anders Fridéns Nase ebenso einfangen, wie die Begeisterung in den Augen einzelner Fans, wenn „ihr“ Song angestimmt wird. Visueller Höhepunkt ist „Eyes Wide Open“, zu dem IN FLAMES vor einem Meer aus erleuchteten Smartphones stehen. Pyroeffekte und Lichtshow werden so unaufdringlich, wie packend eingefangen: „Sounds From The Heart Of Gothenburg“ ist ein Konzertmitschnitt, den man sich mit Genuss von hinten bis vorne ansehen kann, ohne dass Langeweile aufkommt.

Echtes Live-Feeling für die Ohren

Aber auch die Tonspur allein macht schon glücklich: Das Geschrei der Fans, sowie ein guter Teil der schwedischen Ansagen (auf DVD Englisch untertitelt) sind auf CD veröffentlicht und wir hören deutlich, wann die Pyrotechnik ihr Werk verrichtet hat. Die Produktion des Albums zielt darauf ab, auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit echtes Live-Feeling durch die Kopfhörer zu blasen und Chapeau! wer sich „Sounds From The Heart Of Gothenburg“ auf die Ohren packt, fühlt sich, wie mitten im Saal. Das Ganze geht erfreulicherweise nicht zu Lasten guter Klangqualität, sodass die Trommelfelle hier mit einer perfekten Mischung aus erdiger Rohheit und glitzerndem Klangvolumen gestreichelt werden.

Mehr nicht?

Abzüge gibt es jedoch in der B-Note: Ein schönes Konzert mit schönen Bildern und tollem Klang kann „Sounds From The Heart…“ bieten, jawohl. Auf einer Konzert-DVD dürfen wir aber eigentlich durchaus ein bisschen mehr erwarten – vielleicht ein paar geschmackvolle Backstagebilder, ein bisschen Bonusmaterial, ein Interview, oder gar erweiterte Audio- und Untertiteloptionen. Hiervon bietet die vorliegende Veröffentlichung jedoch leider nichts – böse Zungen könnten behaupten, dass Nuclear Blast es eilig hatten, vor dem neuen Album noch einen Appetithappen in die Regale zu schleudern und da ein hochwertiger Konzertmitschnitt aus dem vorletzten Jahr vielleicht gerade recht kam.

Lohnt sich, muss aber auch nicht sein

Am Ende halten wir mit „Sounds From The Heart Of Gothenburg“ ein wunderbares Live-Album in Bild und Ton in den Händen, das uns vorführt, wie authentisch und rund sich IN FLAMES durch Songmaterial aus 25 Jahren klampfen können. Wer genau das und nicht mehr will, der sollte unbedingt zugreifen. Für alle Anderen bietet „Sounds From The Heart…“ am Ende leider doch zu wenig, um mit ganzer Seele eine Kaufempfehlung aussprechen zu können. Die Wertung bezieht sich daher ausdrücklich nicht auf die Leistung der Band, sondern das vorliegende Produkt.

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20.09.2016

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4 Kommentare zu In Flames - Sounds From The Heart Of Gothenburg

  1. Tottamon sagt:

    Setlist aus den letzten 25 Jahren? Das älteste Album das vorkommt ist Clayman und das ist schon aus diesem Jahrtausend. 15 der 20 Lieder sind von den letzten 3 Alben. Nichts von Colony, Whoracle, Jester Race usw. wo ist das bitte „quer durch 25 Jahre Bandgeschichte. Über die Qualität werde ich nichts sagen, da ich es nicht gehört habe, aber nachdem ich hier gelesen habe das die ganze Bandgeschicht vertreten sein soll hab ich mir schon Hoffnung gemacht, gut dass ich vorher geschaut habe und nicht blind gekauft habe.

    1. Tottamon sagt:

      OK ich habe Resin von der Clayman übersehen, schande über mein Haupt, ändert aber nur geringfügig was an der Tatsache.

      1. Tottamon sagt:

        Bin ich besoffen? Ich meine von der Colony 🙁

  2. butterbeidefische sagt:

    @Tottamon: Du hast 3 Anläufe gebraucht, um eine total unnötige Kritik zu äußern. Wäre besser für dich, wenn du tatsächlich besoffen warst…