Iron Maiden - Virtual XI

Review

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Nach dem enttäuschenden „The X-Factor“ stehen IRON MAIDEN 1998 unter starkem Zugzwang. Der abtrünnige Bruce Dickinson hatte ein Jahr zuvor gemeinsam mit ex-Gitarrist Adrian Smith „Accident Of Birth“ veröffentlicht. Viele Fans sehen daraufhin in Dickinsons Soloprojekt die wahre Fortführung des MAIDEN-Sounds. Doch trotz aller Rückschläge hält Steve Harris an dem Kurs von „The X-Factor“ fest. „Virtual XI“ ist wieder ein langes Album voll komplexer Songs und auch Blaze Bayley darf der Band erhalten bleiben.

Das eröffnende „Futureal“ startet recht vielversprechend. Knackiges, melodisches Gitarrenriffing, treibender Bass und ein präzises Schlagzeug, das sind definitiv IRON MAIDEN. Aber was ist das? Äh, soll das etwa der Sänger sein? Jetzt mal Butter bei die Fische, das ist doch nicht deren Ernst, oder? Ist es doch? Oh man, also gut, dann wollen wir da Mal durch. Blieb Blaze Bayleys Gesangsleistung auf „The X-Factor“ schon weit hinter Bruce Dickinson und auch Paul Di’Anno zurück, schlägt er dem Fass auf „Virtual XI“ den Boden aus. Dass bei dem zum Teil unverständlichen Gemurmel niemand im Studio mal gesagt hat, dass das so nicht geht, ist wirklich erschreckend.

Iron Maiden verschenken ihre Möglichkeiten

Umso trauriger ist das, weil das Songmaterial auf „Virtual XI“ wirklich weitaus besser ist als auf dem Vorgänger. „The Clansman“ beispielsweise ist durchtränkt mit tollen Melodien, griffigen Hooks und versprüht die Energie, die sich Fans von ihrer Lieblingsband wünschen. Doch Bayleys Gesangsleistung reißt selbst den besten Song noch ins Mittelmaß runter, so kraftlos ist seine Stimme. Was Steve Harris dazu trieb, den WOLFSBANE-Frontmann als neuen Sänger zu verpflichten, wird wohl auf ewig sein Geheimnis bleiben.

Doch das „Virtual XI“ am Ende wieder nicht mehr als Durchschnittsware ist, liegt natürlich nicht allein an Bayley. Das fast zehnminütige „The Angel And The Gambler“ ist eine totale Schlaftablette. Der saftlose Sound hingegen reiht sich in die durchweg enttäuschenden Produktionen der IRON-MAIDEN-Veröffentlichung der 90er ein. Wer sich beim Anhören die Songs mit Dickinsons Stimme im Ohr vorstellt, kann an Nummern wie „When Two Worlds Collide“ oder „Don’t Look To The Eyes Of A Stranger“ durchaus Freude haben.

Dickinson – eins, IRON MAIDEN – null, so lässt sich der Stand 1998 zusammenfassen. Wo Bruce Dickinson mit „Accident Of Birth“ eines der besten Metalalben der 90er veröffentlicht hat, straucheln Steve Harris und co. auch auf ihrem zweiten Album mit Blaze Bayley. Obwohl die Platte etwas besser als sein Vorgänger ist, sorgen schlechte Ticketverkäufe auf der anschließenden Tour für eine  „einvernehmliche Trennung“ von Blaze Bayley. Der Reunion mit Dickinson und Adrian Smith steht nichts mehr im Wege und sie sollte ein wahrer Triumphzug werden.

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20.12.2017

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12 Kommentare zu Iron Maiden - Virtual XI

  1. Doktor von Pain sagt:

    „Obwohl die Platte etwas besser als sein Vorgänger ist…“
    Na, das kann man auch anders sehen.

    5/10
  2. FreesingFab sagt:

    Immer nur der gleiche Vorwurf, dass Bayley eine „kraftlose“ Stimme habe. Für mich klingt das nach einem Versuch einen objektiven Grund für die subjektive Abneigung zu finden. Für meinen Geschmack könnte der gesamte Sound der beiden Bayleyalben etwas kraftvoller sein, ich will das aber nicht nur auf Blaze abwälzen.
    „The Angel and the Gambler“ ist viel zu lang und repetitiv, hier ist der Vorwurf der „Schlaftablette“ nachvollziehbar.
    Die restlichen 7 Songs sind aber, finde ich, wirklich hörenswert. Mit „The Clansman“ und „Como estais Amigos“ (auch wenn dieser eher ungewöhnlich für Maiden ist, vll ach gerade deswegen) sind für mich zwei wirkliche Hammersongs dabei.
    Ich finde, da gibt es Maiden-Alben (auch aus den 80ern), bei denen der gebotene Durchschnitt der Songs schlechter ist.

    8/10
    1. DieBlindeGardine sagt:

      @FreesingFab
      Du hast schon recht damit, dass man die Misserfolge der Bayley-Alben nicht alleine auf Blaze Bayley schieben sollte. Zumindest für meinen persönlichen Geschmack war auch das Songwriting zum großen Teil eher durchwachsen. Dass Bayley aber nunmal auch ein vollkommen ungeeigneter Dickinson-Nachfolger war, finde ich trotzdem. Nicht weil er ein schlechter Sänger ist, sondern weil er stimmlich überhaupt nicht zu Maiden gepasst hat. Das merkt man auch daran, dass Nummern wie „The Clansman“, „Futureal“ und „Sign Of The Cross“ später mit Dickinson am Mikro nochmal einen guten Deut stärker waren.

      6/10
      1. Doktor von Pain sagt:

        Allerdings – „The Clansman“ ist auf dem „Rock in Rio“-Livealbum einer der stärksten Songs.

  3. Gargamel sagt:

    Für mich das schlechteste Maiden Album überhaupt. Die ersten 4 Stücke finde ich gut, „The Clansman“ und „Lightning Strikes Twice“ sogar ziemlich gut. Danach fällt das Album allerdings ins Bodenlose ab, von den folgenden 4 Stücken ist bis heute nicht ein einziger Fipsel hängen geblieben.

    4/10
  4. Jonas sagt:

    Fantastisch! Klar, die gefühlten 10 unnötigen Minuten bei The Angel and the Gambler stören selbstverständlich, aber sonst ist das Album erstklassig. Blaze Bayley ist dieser Stimmlage (die soweit ich weiß Dickinson’s ist, da die Lieder meines Wissens nach für ihn gedacht waren) nicht gewachsen. Doch man höre sich seine Soloalben an. Die sind erstklassig! Dennoch ist Virtual XI ein fantastisches Album!

    9/10
  5. Masud sagt:

    Allein das wohl eines der besten Maiden Solos auf dem Album ist (clansman) hievt es schon über 5 Punkte

    7/10
  6. Herr von Suenden sagt:

    In einem Bayley Interview las ich einmal (sinngemäß), dass er NACH Virtual XI langsam seinen Platz fand und eine gewisse Aufbruchstimmung in Sachen Songwriting für ein mögliches drittes Album verspürte. Leider kam es nie dazu. Einige Ideen von Bayley landeten wohl noch auf Brave New World. Ich gebe Virtual XI höchstens sieben Punkte, nicht wegen Blaze, sondern dem durchschnittlichen Material.
    Seien wir ehrlich: Nach Fear of the Dark war der Ofen aus (bei einigen glimmte gar nach Seventh Son kein Feuerchen mehr). Die einzigen Alben, die mich danach noch überzeugten, waren X-Factor (wohl aufgrund der unerwarteten finsteren Atmosphäre) und Dance Of Death (der wirkliche 2. Frühling der Band!). Heute vergleiche ich Book of Souls mit Virtual XI anno 1998. Alles wirkt wie seinerzeit wieder ziemlich festgefahren und künstlerisch in die Länge gezogen. Da ziehe ich selbst den Gambler einem Empire of the Clouds vor!

    7/10
    1. Doktor von Pain sagt:

      Watt? „Brave New World“ (2000) ist ja wohl eines der besten Maiden-Alben überhaupt. Und Blaze Bayley hat übrigens das eine oder andere gelungene Soloalbum nach seiner Zeit bei Iron Maiden rausgebracht.

      1. Herr von Suenden sagt:

        Joa Doc,
        Brave New World ist ein gutes und wichtiges Album als Einstieg in die zweite Dickinson-Ära. Wenn ich „nicht überzeugend“ schreibe, stelle ich dessen Qualität nicht in Abrede. Hat für mich jedoch „Skip“-Charakter (Blood Brothers, Dream of Mirrors, Out of…).
        Den zweiten Punkt, den du ansprichst, kann ich unterschreiben. Insbesondere The Night that will not die, auf dem Bayley ein paar Songs „seiner“ Maiden-Ära zum Besten gibt. Hammer!

      2. Hypnos sagt:

        Ja. Brave New World ist für mich ebenbürtig mit Piece Of Mind. Ein Meisterwerk…Dance Of Death war dann leider eine Enttäuschung

  7. Sanvoisen sagt:

    Für mich eine starke Platte und die letzte richtig gute bis zu Book of souls.
    Die Songs im Einzelnen:

    Futureal – schnell, cooler Refrain, starker Gesang, Gitarren auf 180!!! 10/10
    The angel and the gambler – viel zu lang und untypisch; schwache Lyrics 4/10
    Lightning strikes twice – HAMMER! Welch ein Refrain; sehr spannungsgeladene Strophen; hinreißendes Solo 10/10
    The Clansman – etwas langatmiger Mittelteil-ansonsten cooler Akkustikbass; live klasse 9/10
    When two worlds collide – starke Strophen und Bridge, schwächerer Refrain, gutes Solo 8/10
    The educated fool – die ruhige Kopfnummer wie auf fast jedem Maiden-Album; braucht Zeit 7/10
    Don`t look….. – wie schon der Songtitel zu lang; Solopart ist das beste 7/10
    Como estais amigos – Der Rausschmeißer schlechthin; tolle Lyrics; Gänsehautrefrain und Gitarrenharmonien aus einer anderen Liga!!! 10/10
    Bayley singt aggressiv und verleiht den Stücken ein Liveflair, welches deutlich besser gelingt als Dickinsons Versuch mit „No prayer“..

    9/10