Japanische Kampfhörspiele - The Golden Anthropocene

Review

Galerie mit 12 Bildern: Japanische Kampfhörspiele - Summer Breeze Open Air 2018

JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE machen sich auf „The Golden Anthropocene“ über das titelgebende, „goldene“ Menschenzeitalter lustig. Neben unter anderem der intellektuellen Verstumpfung wird auch die „Nach mir die Sintflut“-Mentalität („Planeten planieren“) angeprangert. Dabei treffen die Krefelder durchaus mal den richtigen Nerv und verabreichen ihren Hörern die ein oder andere bittere Pille. Wer sich schnell angegriffen fühlt, etwa durch das Interlude „Mitmachdiktatur“, ist hier definitiv fehl am Platz. Schluckbeschwerden könnte auch „Anitsein“ verursachen, welches den Herdentrieb der Gesellschaft durch den Kakao zieht.

JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE liefern Sozialkritik für zwischendurch

Musikalisch fahren die Herren ihren bekannten, grindigen Stiefel und bemühen sich dabei um viel Abwechslung. Tempowechsel gibt es viele, auch wird mal mit Percussion gearbeitet („Reiz-Reaktion-Automat“) oder der Beat von „Der Durchschnittsmensch“ mit dem Tuten eines Telefons synchronisiert. Auch in den weniger experimentellen Momenten wie „Weiß“ steckt einiges an Kreativität drin. Der Song legt eine förmliche, songschreiberische Odyssee hin, angefangen bei Death Metal über Hard- respektive Grindcore hin zu dezenten Black-Metal-Einsprengseln.

Teilweise sind die Texte aber doch etwas klobig und platt geraten, „Smart“ etwa enttäuscht in dieser Hinsicht entgegen seines Titels. Dazu hätte die Musik etwas frischer klingen und die Produktion mehr Durchschlagskraft vertragen können. Es gibt zwar keine wirklichen Ausfälle zu vermelden, aber wirklich spektakulär sind die Songs auch nicht umgesetzt. Abgesehen von Momenten wie den oben Erwähnten bietet „The Golden Anthropocene“ nur wenige Passagen, die hängen bleiben. Im schlimmsten Fall klingt das Album wie Allerwelts-Grind mit zeitgemäßem Bezug. Am memorabelsten ist dieser, wenn JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE die Tabus brechen und dabei richtig bissig klingen. Dagegen enttäuscht etwa „Planeten planieren“ vor allem musikalisch, da nach Minute zwei kaum etwas aufregendes passiert, der Song aber noch knapp vier (!) Minuten vor sich hin rumpelt.

Damit haben sich JAPANISCHE KAMPFHÖRSPIELE sicher keine goldene Nase verdient. „The Golden Anthropocene“ hat dennoch seine Momente, die letztendlich auch den Charme des Albums ausmachen, vor allem wenn sie einen unvorbereitet treffen. Bei allem, was hier nicht ganz rund läuft, macht das Album also dennoch Spaß. Reinhören tut jedenfalls nicht weh, solange man selbst ein halbwegs dickes Fell hat.

02.11.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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