King Of Agogik - The Rhythmic Drawing Room

Review

Lange habe ich diese Rezension vor mir hergeschoben, weil ich ständig das Gefühl hatte, dass es irgendwann doch noch mal endgültig „Klick!“ machen und ich die volle Genialität dieses Albums begreifen könnte. Jedoch entzieht sich der „rhythmische Salon“ des KING OF AGOGIK, der im bürgerlichen Leben unter dem deutlich weniger majestätischen Namen Hans Jörg Schmitz unterwegs ist, auch nach mehr als einem Dutzend Hördurchgängen hartnäckig dem Griff des aufmerksamen Zuhörers. Hier finden sich die unterschiedlichsten Elemente, die in bester Prog-Rock-Manier zusammengefügt werden und alle musikalischen Grenzen sprengen. Nur leider bilden sich keine starken Gesamtsongs heraus, „The Rhythmic Drawing Room“ wirkt über weite Strecken hinweg fragmentarisch.

Dennoch soll die musikalische Leistung des Drummers, der hier auch an Gitarre, Bass und Keyboards eine gute Figur macht, nicht herabgewürdigt werden. Die kreativen Einfälle und spontanen Eingebungen, die hier im gefühlten zwanzig-Sekunden-Takt verbraten werden, würde selbst im Prog-Bereich vielen Bands reichen, um daraus eine ganze Karriere zu stricken. Wer Lust am Experimentellen hat und auf eine einzigartige instrumentale Entdeckungsreise gehen möchte, der darf die unten angegebene Wertung getrost ignorieren und dieses Doppelalbum als Wegweiser für die Suche nach seinem ganz persönlichen El Dorado verstehen.

Die große Stärke des Hans Jörg Schmitz liegt in der Leichtigkeit, mit der er die verschiedensten oftmals widersprüchlichen musikalischen Elemente zusammenbringt und dabei eine gesunde Portion Humor an den Tag legt. Da werden im einen Moment Passagen präsentiert, die auch von DREAM THEATER oder sogar METALLICA stammen könnten, während bald darauf PINK FLOYD (inklusive genialem „Money“-Zitat), die FLOWER KINGS oder FRANK ZAPPA grüßen lassen. Wie man es beim Instrumentalalbum eines Drummers und angesichts des Titels erwarten darf, steht ein extrem hoher rhythmischer Abwechslungsreichtum im Mittelpunkt von „The Rhythmic Drawing Room“, der dennoch nicht den variantenreichen Melodien die Schau stiehlt.

Auch das dynamische Spektrum ist ausgeprägt und wird von einer unspektakulären, aber angenehm den Ohren schmeichelnden Produktion in Szene gesetzt. Das dicke Manko, dass aus den vielen Ideen keine echten Songs geworden sind, bleibt jedoch. Hier wird zuviel mehr oder weniger willkürlich aneinander gereiht, die Übergänge wirken an vielen Stellen zu abrupt und verhindern, dass sich die einzelnen Songteile zu einem größeren Ganzen zusammenfügen. Insofern zeigt sich Hans Jörg Schmitz hier als virtuoser Musiker und extrem kreativer Kopf, der aber darüber hinaus das Songwriting vollkommen vernachlässigt. Somit wird „The Rhythmic Drawing Room“ nur einer kleinen Special-Interest-Zuhörerschaft Freude bereiten – dieser dafür umso länger und nachhaltiger.

18.12.2009

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