Kosmonovski - Augen Zu Und Furcht

Review

Falls ihr „Augen Zu Und Furcht“ von KOSMONOVSKI aus Rheine auch zum ersten Mal im Auto hört – keine Angst, das Gepiepe ist nur die Einleitung des Songs „Echo“ und keine akustische Warnmeldung eures Autos. Nach diesem ersten Schreck füllen die neun Musiker aber auch schnell mit stabilem Bass, warmen Farfisa-Orgelklängen und intelligenten Texten auf. Im Verlauf der nächsten 35 Minuten gibt es eingängigen, aber niemals platten, deutschsprachigen pop-punkigen Indie-Rock zu hören. Fans von MUFF POTTER, DONOTS, BLUMFELD oder alten DIE STERNE-Platten sollten aufmerken.

Die Antwort bleibt Nein!

Zappelig und trotzdem nicht überdreht marschieren KOSMONOVSKI durch wichtige Themenlandschaften und konstruieren zu jeder ihre eigene Geschichte. Das Punkige äußerst sich nicht durch geshredderte Riffs oder große Pogo-Paraden und bezieht sich mehr auf die Haltung. Schon lässig, wie Sänger Holger in Plädoyer die Punchlines ganz nebenbei raushaut – „Homophob lebt sich’s scheinbar am schönsten, Nächstenliebe versaut dir den Tag“, auch die kleinen JULIAN CASABLANCAS-Zitate in der Hook werden wohlwollend zur Kenntnis gekommen.

Generell ist es die angenehme Unaufgeregtheit, durch die KOSMONOVSKI Mehrwert im Vergleich zu überambitionierten Hipster-Truppen bieten. Während die darauf achten, optisch ihre Haltung durch Tattoos zu unterstreichen und auch möglichst den wichtigen Teil der Botschaft durch lautes Schreien zu verstärken, bleiben die KOSMONOVSKIs ganz entspannt. Etwas dringlicher wird es dann beim Rausschmeißer „Kasino“, was nicht bedeutet, dass KOSMONOVSKI vorher dröge vor sich hinplätschern würden – ganz im Gegenteil!

Als weiteres Plus sind die Percussions von Christoph nennenswert, genau im richtigen Moment liefern sie Tiefe und Substanz. „Nie Mehr“ ist mit Abstand die schönste Vertonung von carpe diem, die seit Langem veröffentlicht wurde. Es lebt sich wirklich leichter, wenn man sich die Endlichkeit vor Augen führt und einsieht, dass der Großteil der Dinge, über die man sich ständig Gedanken macht, vollkommen irrelevant sind. KOSMONOVSKI ummanteln die starken Texte mit ansprechend vielseitigen Arrangements, häufig aufgewertet durch ungewöhnliche kreative Einsprengsel (z.Bsp.“Tempo“, „Echo“).

„Was noch kommt, was noch passiert, steht auf einem anderen Papier“

„Augen Zu Und Furcht“ ist ein äußerst bemerkenswertes Debüt, das sich unbeabsichtigt zwischen alle Stühle setzt. Es zeigt, dass man Punk sein kann, ohne runter gerockt zu sein und nonstop Bier zu trinken. Dass man Meinungen äußern kann, ohne den Zeigefinger zu heben oder zu schwammig zu sein. KOSMONOVSKI bezeichnen ihre Musik selbst, zurückzuführen auf körperliche und seelische Störungen der Bandmitglieder, als Psychiatrie POP. Dies sei hier der Vollständigkeit halber erwähnt, hat allerdings keinen Einfluss auf „Augen Zu Und Furcht“, zumindest keinen negativen.

15.06.2017

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