Leben Ohne Licht Kollektiv / Immemorial - Quantum Of Abstract Physics

Review

Keine Sorge: Die Klänge auf dem „Quantum Of Abstract Physics“ betitelten Gemeinschaftstonträger der beiden Projekte LEBEN OHNE LICHT KOLLEKTIV und IMMEMORIAL überschreiten den Horizont des geneigten Hörers nicht – zumindest nicht in dem Sinne, wie man das als Nichtphysiker angesichts des Titels erwarten könnte (der wiederum ist ein Thema für sich – aber dieses Review soll ja kein „Abstract Of Quantum Physics“ werden…). Überfordert könnte besagter Hörer höchstens in dann werden, wenn er oder sie so ganz ungern über den Tellerrand blickt. Das ist schon notwendig – lohnt sich aber auch!

Fangen wir bei der ersten Hälfte des Splits an, der von dem LEBEN OHNE LICHT KOLLEKTIV stammt, das interessanterweise weder aus dem deutschen Sprachraum kommt noch ein Kollektiv ist. Tatsächlich entspringt das LEBEN OHNE LICHT KOLLEKTIV dem Hirn von I. Luciferia (REVERENCE, OSCULUM INFAME) und ist damit französischen Ursprungs – wobei REVERENCE ja bereits auf ihrem 2003er Demo „Wenn die Nacht kommt…“ ihrer Vorliebe für die deutsche Sprache Ausdruck verliehen haben. Wie auch immer: LOLK (das Akronym nimmt den Namen schon ein wenig den Zauber) tragen vier Songs zu „Quantum Of Abstract Physics“ bei, die insgesamt auf eine Spielzeit von knapp 30 Minuten kommen.

Was gibt es jetzt zu hören? Die vier Tracks mäandern durch eine kalte, tote Welt aus Dark Ambient, Drone und Black Metal. Gitarren und Schlagzeug gibt es nur im eröffnenden „The Dust Is Eternal“ und im abschließenden „Dreams Injection“, die mich ein wenig an BLUT AUS NORD (noch mehr Franzosen, die gern Deutsch sprechen) zu „The Work Which Transforms God“-Zeiten erinnern. Anders gesagt fügen sich die schwarzmetallischen Anteile ähnlich formlos in die changierenden Klanglandschaften ein. Hier gibt es mit Hall beladene Synthesizer, dort gibt es Geknarze, Gerumpel. Verirrt haben sich außerdem ein paar an rituelle Musik erinnernde Gesänge („Behind The Walls“) und sogar ein Kirchenchor („Horizon“ – ich kenne das Lied, komme aber nicht auf den Titel). Dabei gelingt es LOLK geradezu meisterhaft, eine beängstigende Atmosphäre zu erschaffen. In Douglas Adams‘ „Per Anhalter durch die Galaxis“ ist an einer Stelle die Rede davon, dass Unendlichkeit eigentlich kein Problem ist – viel schlimmer ist Beinahe-Unendlichkeit, weil man das Ende sieht. So oder so ähnlich hört sich LOLKs Split-Beitrag für mich an. (8/10)

Weiter geht es mit dem ebenfalls aus Frankreich stammenden Projekt IMMEMORIAL, das mit „The Downfall Of Astral Radiance“ nur einen Track abliefert, der aber mit einer Spielzeit von dreißigeinhalb Minuten aufwartet. Im Prinzip führen IMMEMORIAL, die ihren Stil auf ihrer Facebook-Seite als „Total Terror Funeral Drone“ bezeichnen, den eingeschlagenen Weg fort, leider jedoch nicht so effektiv wie ihr Kollege I. Luciferia. Es gibt also auch weiterhin enorm ausladende und steril anmutende Klang- und Lärmlandschaften, die hin und wieder durch metallische Momente aufgewertet werden sollen. Leider jedoch wirken eben jene Elemente atmosphärisch unausgereift und können die atonalen Bestandteile weder unterstützen noch können sie verhindern, dass hier und dort beachtliche Längen entstehen. Schade, denn so bleibt ein etwas gelangweilter Rezensent zurück, der nach der ersten Hälfte noch ziemlich begeistert war. (6/10)

Insgesamt demonstrieren beide Split-Teilnehmer, wie sich lebensfeindlicher, unterkühlter und verstörender Ambient Black Metal im Grunde anhören muss. LEBEN OHNE LICHT KOLLEKTIV sind dabei dem Optimum deutlich näher gekommen als IMMEMORIAL. Meine Empfehlung: Kopfhörer auf, Licht aus und die erste Hälfte der Veröffentlichung genießen. Dann das Licht wieder anmachen und das fantastische Artwork (Dehn Sora) bewundern. Oder umgekehrt.

17.09.2012

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