Lotus Thief - Rervm

Review

Galerie mit 5 Bildern: Lotus Thief - Prophecy Fest 2017

Es ist angesichts der äußeren Umstände – Veröffentlichung über das finnische Label Svart Records, lateinische Songtitel, die Pseudonyme der beiden Künstler (Bezaelith und Otrebor) und das ziemlich düstere Cover – vollkommen klar, woher LOTUS THIEF eigentlich auf gar keinen Fall stammen dürften (es aber trotzdem tun): San Francisco im „golden state“ Kalifornien. Ich war folgerichtig sehr gespannt, ob die musikalische Ebene des Zweiers eher den formalen Aspekten oder der Herkunft genügen würde.

Ersteres ist der Fall: LOTUS THIEF klingen auf ihrem zweiten Album „Rervm“ (nach dem 2012 erschienen „Nymphaea Caerulea“) extrem düster – wenngleich sich ein skandinavischer Touch sehr schnell weitgehend ausschließen lässt. LOTUS THIEF sind musikalisch irgendwo im Post Metal daheim, lassen aber auch sphärische Postrock-Elemente, Sludge, Stoner Rock, Doom und sogar Black Metal mit in ihr klangliches Gebräu einfließen. Das ist jetzt nichts Unerhörtes, allerdings gelingt es den beiden Beteiligten, das Ganze sehr abwechslungsreich und dynamisch zu gestalten. Zwischen den Songs bauen LOTUS THIEF auf Geräuschkulissen, die die Übergänge zwar etwas langatmig wirken lassen, der Atmosphäre im Grunde aber recht dienlich sind (wenn sie denn nicht so lang wären).

Der ungewöhnlichste Aspekt an „Rervm“ ist jedoch nicht das durchaus gelungene instrumentale Fundament, sondern die gesangliche Komponente: Sängerin Bezaelith verwendet ihre im Alt gelegene Stimme, um Schichten aufzubauen, von denen einige die Funktion eines Orgelpunktes übernehmen – dadurch entsteht ein wenig der Eindruck eines Chors, der nur wenig modulierend über dem facettenreicheren metallischen Grundgerüst liegt. Cooler Ansatz, zumal das Timbre der Dame sehr gefällig ist und sich ziemlich gut in die Musik LOTUS THIEFs integriert.

Leider ist dieser Ansatz noch nicht ganz ausgereift – die stimmliche Komponente klingt insgesamt zu träge und steif, um der Dynamik der Musik gerecht zu werden; vielleicht ist dieser Kontrast Absicht – und ich kann auch nicht behaupten, dass dieser Gegensatz nicht einen gewissen Reiz auf mich ausübt -, aber ein bisschen mehr Dramaturgie dürfte es schon sein. So ist „Rervm“ letztendlich ein Album, das auf seine Weise außergewöhnlich klingt, seine Eigenarten aber noch nicht hundertprozentig zu nutzen weiß – sollten LOTUS THIEF es schaffen, die musikalischen und gesanglichen Ansätze noch besser zu kombinieren und noch stärker in den Dienst der Atmosphäre zu stellen, könnte der Nachfolger mehr als nur „gelungen“ werden. Bei Svart Records sind sie jedenfalls gut aufgehoben.

Wer Lust bekommen hat, kann sich das Album auf der Bandcamp-Seite LOTUS THIEFs im Stream anhören.

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06.12.2014

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1 Kommentar zu Lotus Thief - Rervm

  1. hypnos sagt:

    ganz starke Platte. Klingt ein weinig nach einer Mischung aus alten Madder Mortem, In The Woods zu ‚Omnio‘ Zeit und den leider viel zu wenig beachteten As Divine Grace.
    Von mir 8/10