Marillion - Happiness Is The Road, Volume 1: Essence

Review

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Erst wenige Jahre ist es her, da stand der Name MARILLION – an dieser Stelle sei erwähnt, dass ich Derek William Dick, den meisten sicherlich als FISH viel bekannter, und sein Vermächtnis in ewigen Ehren halte, Steve „H“ Hogarth als neuen Sänger der Band allerdings von Anfang an akzeptierte und über die Jahre hinweg zu schätzen gelernt habe – stellvertretend für ein intensives Rock-Erlebnis, für Progressivität, für Experimente, für etwas, das bereits beim bloßen Erwähnen dafür sorgte, dass mein Herz schneller anfing zu schlagen, meine Hände feucht wurden und meine Augen anfingen zu leuchten: MARILLION – eine Liebeserklärung an die Rock-Musik.

Als 2004 „Marbles“, das erste von treuen Fans aus aller Herren Länder vorfinanzierte Doppel-Album der Band veröffentlicht wurde, war ich desillusioniert, von einer Band vor den Kopf gestossen, die mich durch sämtliche Höhen und Tiefen meines Lebens begleitete. Von vielen Fans jedoch – sogar von Verfechtern der FISH-Ära – in höchsten Tönen gelobt und als eines der besseren Alben der Band verehrt, kann mich „Marbles“ allerdings auch heute noch über weite Strecken kaum oder überhaupt nicht überzeugen, obwohl ich – das gebe ich zu – Songs wie „Fantastic Place“, „Ocean Cloud“ und „Neverland“ ganz bestimmt nicht mehr missen möchte.

Letztendlich erschien mit „Somewhere Else“ vor etwas über einem Jahr ein Album, das mich nicht nur desillusionierte, sondern maßlos enttäuschte. Ohne auch nur einen für MARILLION typisch emotionalen Song und ohne die bandeigene Atmosphäre, die mich auf Vinyl, später von CD und auf vielen Konzerten stets umgarnte und bis zum Abklingen des letzten Tones nicht wieder freigab, ist für mich „Somewhere Else“ der vielleicht schmerzlichste Tiefpunkt der Band: Langweilig, uninspiriert, unambitioniert und so ganz und gar nicht mehr das, was ich an MARILLION immer geliebt habe und auch heute noch liebe, wie das musikalisch lodernde Feuer in jedem der Herren, die brillianten Momente innerhalb der einzelnen Tracks oder die unterschiedlichen Facetten, die Alben wie „Anoraknophobia“, „Radiation“ oder „This Strange Engine“ – um nur einige der neueren Werke zu nennen – so einzigartig machen.

Dementsprechend hatte ich ehrlich gesagt keinerlei Erwartungen an „Happiness Is The Road“, dem neuen MARILLION-Album, das erneut auf zwei Silberscheiben und – RADIOHEAD seien gepriesen – diesmal auch vorab kurzzeitig gegen Abgabe eines frei gewählten Betrages von der bandeigenen Homepage heruntergeladen werden konnte. Vielleicht ist es dieser Einstellung zu verdanken, dass ich mit Fug und Recht behaupten kann, weder enttäuscht noch völlig begeistert zu sein: „Happiness Is The Road, Volume 1: Essence“ ist eine durchwachsene, konzeptionell aufgebaute MARILLION-Veröffentlichung mit Durchhängern und Glanzleistungen, die berühren aber teilweise auch wenig oder gar nichts zu sagen haben.

Der Titel ist dabei an ein Buch angelehnt, das H von einem Arzt gegen Tourstress verschrieben wurde und über den Sinn des Lebens philosophiert. So weit, so gut. Den Anfang macht mit „Dreamy Street“ eine melancholisch-besinnliche Nummer, die kurzzeitig Erinnerungen an „Brave“ weckt und durchaus für Gänsehaut sorgt, bevor „This Train Is My Life“ einen typischen MARILLION-Song offenbart, der hauptsächlich vom gewohnt verträumt-zerbrechlichen Gesang Hogarths lebt und atmet. Der vom Piano dominierte Titelsong der ersten CD mag auf dem ersten Blick bzw. Hör etwas unorganisiert wirken, entpuppt sich nach einigen Durchläufen allerdings doch zu einem wunderschönen Song, bei dem auch Steve Rotherys Gitarrenspiel bewusst inhaliert werden darf, kann und soll. Doch was danach folgt, plätschert ehrlich gesagt nur noch an mir vorbei. Zwar entpuppt sich „Wrapped Up In Time“ anhand seines umheimlich schwerfälligen Aufbaus nach der Halbzeit doch noch zu einer Glanzleistung, denn der Chorus bleibt im Gedächtnis und weckt Emotionen, aber das darauf folgende Instrumental „Liquidity“ empfinde ich als völlig fehl am Platz, und bietet ausser purer Langeweile nichts, was auch nur annähernd die Magie der „alten“ MARILLION wiederspiegelt. Vielleicht hat die Band einfach Recht damit: „Nothing Fills The Hole“, weder gleichnamiger Song, noch die fünf weiteren Songs, die kaum noch ihrer Erwähnung wert sind.

„Happiness Is The Road, Volume 1: Essence“ wirkt über große Strecken unkoordiniert und – böse Zungen hüten sich davor, diesbezüglich eine Verbindung zu Hs Suche nach dem Sinn des Lebens zu ziehen – oftmals schlichtweg orientierungslos. Von einigen Seiten vernahm ich im Vorfeld, dass sich gerade dieses Werk stark an „Brave“ orientiert, aber ganz ehrlich, „Happiness Is The Road, Volume 1: Essence“ versprüht weder diese besondere Atmosphäre, noch die Leidenschaft von „Brave“, denn genaugenommen kommt keiner der vorliegenden Songs so richtig auf den Punkt. Auch die Produktion habe ich schon deutlich besser gehört. Ob’s daran liegt, dass Dave Meegan, der stets einen dichten und erhabenen Sound aus dem Material der Herren herauskitzelte, diesmal nicht mit dabei ist?

24.12.2008

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