Memories Of A Dead Man - V.I.T.R.I.O.L.

Review

In Frankreich passiert in der letzten Zeit sehr viel abseits der „klassischen“ metallischen Subgenres. Nachdem SMOHALLA im letzten Jahr mit „Résilience“ ein Meisterstück visionären Black Metals veröffentlichten und auch dieses Jahr mit HYPNO5Es „Acid Mist Tomorrow“ bereits einen ganz heißen Kandidaten auf den Titel „Album des Jahres“ gesehen hat, lauert in nicht einmal drei Wochen das neue GOJIRA-Album am Horizont – und dazwischen gibt es eben auch noch MEMORIES OF A DEAD MAN, die es angesichts dieser Veröffentlichungen bestimmt nicht leicht haben, sich mit „V.I.T.R.I.O.L.“ Gehör zu verschaffen. Das fände ich sehr schade – auch wenn die sechs jungen Männer aus Paris qualitativ nicht in den Bereich vordringen kann, den beispielsweise HYPNO5E gerade vorgelegt haben.

Warum habe ich mir jetzt gerade HYPNO5E als Beispiel ausgesucht? Die stilistische Ausrichtung ist zumindest ungefähr vergleichbar – so nennen MEMORIES OF A DEAD MAN nicht ganz zu Unrecht THE OCEAN als musikalische Orientierung. Ich persönlich sehe jedoch die Nähe zu CULT OF LUNA oder TOOL deutlich stärker, sogar die schwüle Schrägheit der letzten INTRONAUT-Scheibe wird mir hier und dort ins Gedächtnis gerufen. Kurzum: „V.I.T.R.I.O.L.“ besteht aus einer knappen Stunde gekonntem Art Rock, der ganz klare Hard- und Postcore-Anleihen aufweist und selbst Stoner- und Sludge-Einflüsse nicht verleugnen kann.

Wo ist jetzt der Haken? Ich finde derer drei. Da wäre einerseits die Erkenntnis, dass MEMORIES OF A DEAD MAN es trotz ihrer offenbar vorhandenen Fähigkeiten auf allen Ebenen (Songwriting, Arrangement, Atmosphäre), eine echte Identität zu entwickeln. Die elf Songs können – obwohl musikalisch auf hohem Niveau – mir nicht den Eindruck vermitteln, etwas noch nie Dagewesenes zu hören. Zum anderen wären da ein paar Längen, die sich gegen Mitte des Albums eingeschlichen haben mir noch deutlicher ins Ohr gefallen sind als qualitative Schwankungen anderer Veröffentlichungen – obwohl ich nicht genau sagen kann, woran das liegt. Die letzten drei Songs „Leave Scars“ (mit weiblichem Gesang), „Diving Bell And Butterfly“ (das vermutlich an den gleichnamigen Film angelehnt ist, den ich nebenbei bemerkt nur empfehlen kann) und „INRI“ entschädigen aber für alles.

Zu guter (bzw. schlechter) Letzt stoße ich persönlich mich ganz gewaltig an den gepressten Vocals, die mir immer wieder auffallen: Der Gesang klingt dort nämlich wie der einer schlechten Oi!/Hooligan-Band und kann sich leider überhaupt nicht stimmig einfügen. Die genannten Kritikpunkte sind natürlich alle irgendwie verschmerzbar und machen „V.I.T.R.I.O.L.“ sicherlich zu keinem schlechten oder auch nur mittelmäßigen Album – daher meine Empfehlung an alle Anhänger progressiven Ge[Rocks/-cores/Metals], die sich auch mit TOOL, CULT OF LUNA, NEUROSIS oder THE OCEAN anfreunden können.

03.06.2012

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