My Dying Bride - For Lies I Sire

Review

Galerie mit 32 Bildern: My Dying Bride - Eindhoven Metal Meeting 2022

Eigentlich kommt „For Lies I Sire“ einige Monate zu spät, sind MY DYING BRIDE doch die Meister molltönender Melancholie, deren Alben der ideale Soundtrack zum Monat November sind und nicht so recht zum nun langsam einziehenden Frühling passen wollen. Andererseits würde ein solcher Ansatz den Alben der Briten schlicht nicht gerecht werden: Einmal eingetaucht in die düstere, karge und bedrückende Welt von MY DYING BRIDE, verlieren solche Äußerlichkeiten schnell an Belang. Und was für Alben wie „Turn Loose The Swans“, „The Angel And The Dark River“ oder „A Line Of Deathless Kings“ zutrifft, gilt gleichermaßen für das neue Werk. Doch „For Lies I Sire“ hält auch einige Überraschungen bereit.

Zunächst aber beginnt das Album mit einem Opener, der wie ein Einstieg in einen Sog der Melancholie wirkt: „My Body, A Funeral“ entzieht mit seinen dürren Gitarrenklängen und dem zerbrechlichen Gesang von Aaron Stainthorpe der Umwelt alle Farben und erinnert nicht wenig an die bisweilen kargen Songs vom 1995er Meisterwerk „The Angel And The Dark River“. Und dann… taucht ein Instrument auf, das von vielen schmerzlich vermisst und deren Einsatz kaum mehr erwartet wurde: Aber mit der neuen Keyboarderin Katie Stone kehrt die Geige wieder zurück in den Klangkosmos von MY DYING BRIDE. Die Geige – wie sie vibriert, wie sie atmet, wie sie einsame Melodien beisteuert!

Das zupackende „Fall With Me“ wiederum zitiert geschickt die rockigeren Töne von „Like Gods Of The Sun“, nur um im weiteren Verlauf ein ähnliches Gefühl wie auf „Turn Loose The Swans“ heraufzubeschwören. Keine Frage – MY DYING BRIDE greifen in die Vollen und bieten ein Album, das bei all seiner Reduziertheit ein Maximum an Gefühlen bietet, auch wenn es eher Gefühle der Trauer und Verzweiflung sind. Das wird noch verstärkt beim Titeltrack, der ruhig beginnt, dann aber immer wieder von Gitarreneruptionen unterbrochen wird, die später im Zusammenspiel mit den Geigenklängen den Track in ein majestätisches Opus wandeln. „Bring Me Victory“ und „Shadowhaunt“ stehen dem in nichts nach, und erst der Track „Sactuario Di Sangue“ zeigt lichte Momente der Hoffnung, wenn Aaron seine Stimme hebt. Nur, damit dieses zarte Pflänzchen mit „A Chapter In Loathing“ (welch passender Titel) sofort verdorrt: Wie eine eisige Schneewalze zieht dieses Stück vorüber, macht weder vor Blastbeats halt noch vor giftigen Vocals, während disharmonische Keyboards die Death-Metal-artigen Gitarren untermalen. Abrupte Stille. Mit treibenden Drums beginnt das abschließende „Death Triumphant“, das noch einmal alle typischen Trademarks von MY DYING BRIDE vereint.

Nach ziemlich genau einer Stunde ist dieses fließende, treibende, anschwellende und zum Ende eruptiv ausbrechende Werk vorbei und lässt nur ein Urteil zu: „For Lies I Sire“ ist ein weiteres Meisterwerk von MY DYING BRIDE, das nicht nur äußerst eindringlich ist, sondern eine Vielzahl an Harmonien, Melodien und einfach großartigen Songs enthält. Und auch wenn sich die Briten nach zwanzig Jahren nicht neu erfunden haben, so klingt „For Lies I Sire“ durch den Einsatz der Geige doch wieder ein wenig anders als die vorhergehenden Alben. Eindringlich, intensiv, großartig!

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20.03.2009

- Dreaming in Red -

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2 Kommentare zu My Dying Bride - For Lies I Sire

  1. doktor von pain sagt:

    Da kommt Stimmung auf; wenn auch keine fröhliche.

    8/10
  2. Anonymous sagt:

    Das Album hat meiner Meinung nach ein ganz großes Problem: Es beginnt mit einem absolut sensationellen Song, bei dem wirklich alles richtig gemacht wurde, die Erwartungshaltung an die darauffolgenden Songs steigt dadurch enorm an, kann aber letzten Endes nicht erfüllt werden. Nach dem ersten Hördurchgang hat sich bei mir also erst einmal Ernüchterung breitgemacht, die Enttäuschung war doch recht groß. Hat man erst einmal realisiert, dass der Opener das beste Stück des Albums ist, ist es in weiteren Durchläufen auch wesentlich leichter, sich auch auf die restlichen Songs einzulassen. Dabei merkt man, dass das Album insgesamt ein "Grower" ist, nach jedem Durchlauf also besser wird. Mittlerweile bin ich der Meinung, dass es ein solides Werk ist, aber am Meisterwerk schrammt es für mich persönlich vorbei, dafür hätten mehr Songs der Marke "My Body, A Funeral" dabei sein müssen.

    8/10