Negative Symbols - Without Voices

Review

Ohne Worte

NEGATIVE SYMBOLS ist das Black-Metal-Projekt des ehemaligen Live-Bassisten von DER WEG EINER FREIHEIT, Benedikt Willnecker. Das Debüt des Projektes hört auf den Namen „Without Voices“ und der macht unmissverständlich klar, wie der Schwarzwurzelhase hier läuft, nämlich instrumental. Statt großer, vokaler Gesten lässt Willnecker lieber die Musik für sich sprechen und fordert damit auch die Aufmerksamkeit des Hörers für sich ein. Immerhin liegt dem Album ein Konzept zu Grunde, es geht um den Frust, den Willnecker bei der Arbeit im traditionellen Bandgefüge verspürt. Mit anderen Worten ist „Without Voices“ trotz hochmelodischer Passagen ein nicht gerade zugängliches Album geworden, sondern eines, das einen gewissen Höraufwand voraussetzt.

Mit Schuld daran ist auch das Schlagzeug. Es klingt eindeutig wie programmiert, so gleichförmig laut und maschinell perfekt es drauf los bollert. Dazu ist es sehr in den Vordergrund gemischt und nimmt vor allem die Tiefen für sich komplett ein. Glücklicherweise überlagert es den Rest der höhenlastigeren Musik nicht zu sehr. Dazu ist es erstaunlich leicht, sich mit dem Schlagzeug zu arrangieren. Allein die Copy/Paste-artigen Drum Fills erinnern einen immerzu daran, dass hier definitiv ein Computer zum Einsatz gekommen ist und kein menschlicher Schlagzeuger. Bedenkt man, wie viel Herzblut in das Songwriting hinein geflossen ist, fällt dieser vermeintliche Kardinalfehler jedoch gar nicht mal mehr so sehr ins Gewicht.

NEGATIVE SYMBOLS und die Kunst des instrumentalen Metals

Denn die Songs, die allesamt unbenannt und stattdessen einfach nur durchnummeriert worden sind, überzeugen durch dramatische Wendungen und packende Melodien. Letztere atmen den verträumten Blackgaze-Odem von DEAFHEAVEN und Co., sorgen damit gerne mal für ein wohliges Kribbeln. Getragen werden diese zumeist auf großflächigen Soundwänden, die zusammen mit dem maschinellen Schlagzeug einen aggressiven Unterton für die zerbrechlichen Melodien bilden.

Das Konzept wird dabei nicht zum platten Gimmick, die Aggressivität versucht niemals, die Melodien zu ersticken und umgekehrt. Vielmehr drückt sich der Frust in den mal mehr, mal weniger subtilen Variationen innerhalb der Musik aus. Effektiv sind vor allem jene, welche die BpM-Zahl und damit die Intensität der Musik verändern, wunderbar im Opener und im dritten Track zu hören. Schön sind aber auch die strukturellen Feinheiten der Songs. So wir der Hörer im siebten Track etwa nach dem vorangegangenen, sperrigen Orkan zum Ende hin mit einem wunderschönen, schwelgerischen Finale belohnt, bei dem es einem immerzu kalt den Rücken herunterlaufen kann. Es ist einfach schön, zu hören, wie das Konzept nicht zur emotionalen Einbahnstraße umfunktioniert wird, dass Willnecker beide Seiten der Medallie respektiert, anstatt nur eine zu beleuchten.

Dieses Hin und Her ist letztendlich auch der eigentliche Reiz des NEGATIVE SYMBOLS-Debüts. Hier geht es nicht darum, Gefühle in Worte zu fassen, sondern ihnen vielmehr ein musikalisches Gesicht zu geben und nicht platt wirken zu lassen. Das erfordert einiges an Geduld seitens des Hörers, auch Toleranz, nicht zuletzt gegenüber dem Schlagzeug. Man könnte sogar hier den konzeptionellen Frust hinein interpretieren, als Unmut seitens Willneckers gegenüber menschlicher Ungenauigkeit. Das macht den Klang der Drums natürlich nicht weniger gewöhnungsbedürftig. Hat man diese Hürde jedoch erst einmal überwunden, steht dem Genuss von „Without Voices“ nichts mehr im Wege.

23.11.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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