NeroArgento - Three Hours Of Sun

Review

Nach zehn Jahren ist von der großen Nu-Metal-Welle der Jahrtausendwende nicht mehr viel übrig. Neue Bands wagen sich kaum noch an das Genre ran, und selbst einstige Maßstäbesetzer wie LINKIN PARK machen mittlerweile etwas vollkommen anderes. Die Musik des Italieners Alessio NeroArgento hat sich von dem Musikphänomen immerhin hörbar beeinfluss lassen, ohne es direkt zu kopieren. Einige Elemente, wie die typisch eingängig-krachenden Gitarrenriffs sind auf „Three Hours Of Sun“ allgegenwärtig, Sprechgesang findet dafür kaum statt. Für die eigene Note sorgen zahlreiche elektronische Spielereien, wie Keyboardsamples, Verfremdungen oder abgehackte Gesangsstücke, die angenehm an das Youtube-Phänomen „This Is Sparta“ erinnern. Einen Sympathiepunkt gibt es auch für die Tatsache, dass Alessio als klassische Einmannband die Platte komplett selbst produziert und jedes Instrument einzeln aufgenommen hat, wie man es auch im Videoclip des Openers „Trust“ begutachten kann.

Wobei der starke zweite Song „Play Us Loud“ für mich der stärkere Opener geworden wäre, welcher auch aufgrund seiner Kürze besser funktioniert und vom immer noch guten „Daedalus Calls“ abgelöst wird. Es dauert aber nicht lange, bis man merkt, wie undankbar Nu-Metal-Versatzstücke für Musiker sind. Und wie Alessio schon früh an der über die Grenze tritt, ab der ein eingängiges Riff nicht mehr moshbar kracht, sondern schnell langweilig wird und die Spielzeit nicht mehr trägt. Positive Beispiele sind „The Antidote“ und „Advertising Muse“, die es nicht nur laut, sondern auch experimentiv versuchen, und damit bis zum Schluss spannend und unterhaltsam bleiben. Oft hat man aber das Gefühl, am Anfang des Liedes gut unterhalten zu werden, sich am Ende aber trotzdem darüber zu freuen, dass es vorbei ist. Das ist auch deswegen schade, weil „Three Hours Of Sun“ durch seine Eingängigkeit und den hohen Ohrwurmfaktor auch für Gelegenheits-Nu-Metaller enorm zugänglich ist. Nach einiger Zeit kristallisiert sich aber auch ein zweiter Wehrmutstropfen der Platte heraus: So viel Aufwand Alessio in das mächtige Produzieren seiner Instrumente aufgebracht hat, so langweilig wirkt über weite Teile sein Gesang. Handwerklich hab ich im Metalbereich schon deutlich schlechteres gehört, aber ein wenig Chester Bennington für Arme kann er nicht von sich weisen.

LINKIN PARK ist für NERO ARGENTO sowieso immer ein gutes Vergleichsbeispiel. Denn so sehr ich mich bei ersteren geärgert hab, dass die Lieder immer schon nach drei Minuten vorbei waren, umso mehr hätte ich es mir für die Arbeit des Italieners regelrecht gewünscht. Oder zumindest mal den einen oder anderen spannenden Mittelteil mehr. Alessio lässt keinen Zweifel daran, mit wie viel Verve er sein Musikprojekt betreibt, kann es auf „Three Hours Of Sun“ aber nicht rund zu Ende bringen. Dennoch muss man ihm zu Gute halten, dass er ein Genre bespielt und erweitert, das heute trotz eines guten LIMP-BIZKIT-Comebacks kaum noch in der Musik präsent ist und im Alltag ein wenig seine Coolness verloren hat. Wer nach „Gold Cobra“ Blut geleckt hat, kann hier ruhig auch mal reinhören.

13.07.2011

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