Noctura - Requiem

Review

Nachdem der Pagan Metal einst ein rasant wachsendes Genre war, das immer neue interessante Kapellen hervorbrachte, siecht diese Musikrichtung nun schon seit einiger Zeit dahin. Und auch NOCTURA gelingt es erwartungsgemäß nicht, der ganzen Innung neuen Wind einzuhauchen. Aber Leute, wir reden hier schließlich von einem Debüt, also bitte Ansprüche runter schrauben und möglichst fair beurteilen. Und was den Würzburgern absolut gelungen ist, man hat mit „Requiem“ zumindest eine sehr interessante neue Facette erschaffen. Das wird das Genre vermutlich nicht revolutionieren, aber absolut bereichern. Und genau das haben in letzter Zeit verdammt wenige geschafft.

Das nächste große Ding?

Dabei ist die Formel von NOCTURA eigentlich gar nicht mal so schwierig, aber man muss halt erstmal drauf kommen. Die Jungs verknüpfen im Prinzip einfach Pagan Metal à la beispielsweise XIV DARK CENTURIES oder GERNOTSHAGEN mit frickeligem Italo-Gefiedel. In jedem Song findet man immer wieder neoklassische Keyboard-Einschübe. Das mag jetzt so einigen nach viel zu viel Geklimper klingen, aber als Fan vor allem alter RHAPSODY (OF FIRE) – also als die noch richtig gut waren – ist man davon durchaus angetan. Das ist definitiv mal ein neuer und interessanter Ansatz mit jeder Menge Potential. Wird diese Art von Metal vielleicht das nächste große Ding? Nicht ausgeschlossen. Natürlich kommt einem so manche Passage z.B. in „Henoch“ schon verdammt bekannt vor. Aber schwamm drüber, das ist ja bei anderen Bands auch nicht anders. Ein Song wie „Wo Dornen Ewig Weilen“ präsentiert die Jungs dann hingegen von einer anderen Seite. Hier geht man etwas heftiger, aber immer noch atmosphärisch sehr dicht zu Werke. Das Ganze ist durchaus komplex, dennoch sehr eingängig. Im Schlusstrack „Gebettet In Schwarzen Rosen“ schielt man dann deutlich in Richtung alter EQUILIBRIUM. Hier gilt für den Vergleich ähnliches wie bei RHAPSODY: Damals, ganz am Anfang ihrer Karriere, als diese noch wirklich gut waren. Das dürfte vor allem auch jüngeren Fans so richtig gut rein laufen. Und trotz eines schon etwas platten Titels wie „Königin Der Nacht“ ist man mit der Musik trotzdem wohltuend weit entfernt von peinlichen Humpa-Prost-Pagan-Entgleisungen. Mit „Inquisition“ haben NOCTURA sogar einen richtigen kleinen Hit verbrochen, hier brilliert man mit einigen wunderbaren Melodielinien.

Die Band selber bezeichnet ihren Stil als „Neoclassical Death bzw. Black Metal“. Diese Wortwahl sollte man allerdings nochmal überdenken, denn die Mucke geht doch viel eher in Richtung Pagan und hat mit Death oder Black nicht allzu viel zu tun. Und außerdem: Darf Black Metal eigentlich fröhlich sein, auch nur im Ansatz? Die Szenepolizei wird vehement verneinen und aufschreien. Doch ignorieren wir diese Schreie und Diskussionen über Stilbezeichnungen einfach mal, so wie früher die dörfliche Gendamerie beim freihändig Fahrrad fahren, dann bleibt da ein äußerst interessanter Ansatz. Und freihändig ist eigentlich ein prima Stichwort, denn NOCTURA klammern sich absolut nicht an den Lenker der Konventionen. Und genau deswegen kann „Requiem“ überzeugen.

18.08.2016

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