Northern Kings - Reborn

Review

ATROCITY hat es getan und wird es wieder tun, sogar OZZY OSBOURNE hat es gemacht und auch QUEENSRYCHE hat es erst vor ein paar Monaten in den Fingern gejuckt – sie und noch viele andere haben ihren Tibut einigen der unsterblichsten Klassikern aus Pop, Rock, Country, Blues und Musical gezollt und sich damit musikalisch vor den Ikonen ihrer Zeit verneigt. Leider lässt das Ergebnis solcher Versuche oft zu wünschen übrig, denn sehr viel mehr als eine Adaption des Originals in den eigenen Sound ist nicht vorgesehen. Doch wenn sich vier der ausdrucksstärksten Stimmen Finnlands zusammentun, um ein gemeinsames Album aufzunehmen, dann ist Minimalismus und Bescheidenheit eindeutig fehl am Platz. Das fanden auch Marco Hietala (NIGHTWISH, TAROT), Tony Kakko (SONATA ARCTICA), J.P. Leppäluoto (CHARON) und J. Ahola (TERÄSBETONI) und gaben ihrem ehrgeizigen Projekt den Namen NORTHERN KINGS.

Bereits beim Anblick der Songauswahl für eines der innovativsten (tatsächlich hat dieses Wort hier Berechtigung!) Coveralben aller Zeiten mit dem schlichten aber richtungsweisenden Titel „Reborn“ kann einem schwindlig werden, denn von so illustren Namen wie zum Beispiel PHIL COLLINS („In The Air Tonight“), PETER GABRIEL („Sledgehammer“), TINA TURNER („We Don’t Need Another Hero“), DIRE STRAITS („Brothers In Arms“) und sogar DAVID BOWIE („Ashes To Ashes“) ist von Pop bis Rock alles dabei. Nicht weniger als dreizehn Klassiker erfahren auf diesem Album eine bombastische Wiedergeburt als heldische Epen, griffige Rocksongs, herzzerreißende Balladen und orchestrale Pophits, allesamt – und das ist das Besondere an diesem Album – mit Herz und neuer Seele dargeboten!

Schon der Opener „Don’t Stop Believin'“ von JOURNEY wurde in ein symphonisches, speediges Metalgewand gesteckt und klingt überragend majestätisch. Auch die erste Singleauskopplung „We Don’t Need Another Hero“, im Original von TINA TURNER, kann entsprechend mithalten und wurde mit opulenten Streichern und reichlich Bombast unterlegt. Aus dem schon oft gecoverten „Rebel Yell“ wurde hier kurzerhand ein doomig-schleppender Soundtrack und aus DAVID BOWIEs „Ashes To Ashes“ zauberten die NORTHERN KINGS eine majestätische Rocknummer, die zeitweise sogar Musical-Status erreicht! Richtig begeistert hat mich auch LIONEL RICHIEs „Hello“, das seine ursprünglich melancholische Schmalzigkeit abgelegt hat und auf „Reborn“ als lässiger Midtempo-Rocker in einer zum Original völlig unterschiedlichen Grundstimmung sehr hardrocklastig und zugleich melodisch und erfrischend aus den Boxen ertönt. Die Krönung des Ganzen allerdings macht das abschließende „Brothers In Arms“ (DIRE STRAITS): Ein langes Intro, das wegen seiner Orchesterparts starken Soundtrackcharakter aufweist, entwickelt sich zu einem unsterblichen, atmosphärisch dichten Metalsong, bei dem das ein oder andere Mal schlichtweg Gänsehaut angesagt ist.

Nach soviel Begeisterung gibt es aber auch einige Ernüchterungen, denn „(I Just) Died In Your Arms“ (CUTTING CREW) kann leider gar nicht überzeugen, das hatten doch die finnischen Zuckerbäcker TO/DIE/FOR bereits besser drauf, und auch „Creep“ (RADIOHEAD) wurde bereits von SENTENCED in ein unschlagbares Gothic-Metal-Gewand gesteckt, so daß die Version auf „Reborn“ im Vergleich dazu ziemlich müde klingt.

Dennoch überraschen die vier Nordmänner mit einem Album, das an Innovation und Intensität tatsächlich einen Großteil vieler Alben in den Schatten stellt, die im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden, einschließlich jene ihrer Hauptbands! Da es sich hierbei trotz allem lediglich um (durchweg umarrangierte und aufgepeppte) Coverversionen handelt, die Originale aber immer den Flair von Nostalgie bewahren werden, vergebe ich sehr gute 7 Punkte.

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28.01.2008

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5 Kommentare zu Northern Kings - Reborn

  1. stendahl sagt:

    Wo oben Jens steht, steht unten nicht selten Stendahl; so auch hier. Was Marco sich dabei gedacht hat, diese bekannten Gassenhauer mit zusätzlich Kleister zu ummanteln… Abzocke? Soviel wird damit nicht zu verdienen sein. Er macht zuviel, Qualität bleibt seit Jahren auf der Strecke. Ich glaube eher, dass seine Passion ohnehin dem 0815-Mainstreampop gilt und er eine Art männliche Tina Turner sein möchte, doch wer ist dann in diesem Falle Ike? Sorry Jens, du kennst das ja:-)

    2/10
  2. redakteur sagt:

    Selbst Steve der Symphonic-Metal-Fan kann dem Kollegen Jens nicht zustimmen. Gerade mal 4 der 13 Stücke sind halbwegs gelungen umgesetzt. Der Rest bewegt sich zwischen mäßig und ultra-grottig.

    3/10
  3. doktor von pain sagt:

    Das ist die Musik, die Mutti während des Bügelns auflegen kann. Für mehr ist das Album kaum zu gebrauchen.

    2/10
  4. philip sagt:

    Von der Pllatenfirma zusammenkonstruierter Mist, den keine Sau braucht, der den tollen Heavys aber sicher die Kohle aus der Tasche zieht!!

  5. blackchest sagt:

    Dieses Album ist ein echter Dauerbrenner und wird nie langweilig. Klar, das liegt an den Melodien der Original-Songs, aber die NORTHERN KINGS haben mit ihren Interpretationen etwas Einmaliges geschaffen, das die überaus genialen Originale noch einmal aufwertet. Superb!

    8/10