Notions - Rorschach

Review

Kai, Zylla, Timo und Martin sind NOTIONS aus Münster und greifen mit ihrem ersten Album „Rorschach“ an. Der geneigte Fan kann in 25 Minuten alles abgreifen, was sich in den letzten 15 Jahren im Hardcore-Punk und Screamo bewährt hat. Allerdings hat das Quartett etwas an Geschmeidigkeit eingebüßt, ist sperriger geworden und macht es dem Hörer nicht mehr so leicht, wie noch auf der selbstbetitelten EP. Im direkten Vergleich mit dieser erschaffen NOTIONS mit „Rorschach“ eine deutlich düsterere Stimmung, schlagen mehr Haken und sind nicht mehr so direkt geradeaus.

D.I.Y. in jeder Hinsicht

Grundsätzlich machen NOTIONS nichts, was sie nicht können. Damit sind sie den meistens Bands schon ein gewaltiges Stück voraus. „Compass & Magnet“ taumelt träge in den Raum, erinnert mit seiner Verruchtheit und dem leicht abgehängten Western-Flair an den Soundtrack der Serie „Westworld“. Das Intro wird rüde gebrochen und NOTIONS stoßen den Hörer direkt in das Zentrum – keine Sekunde wird verschwendet und jedes noch so kleine verfügbare Stückchen Sound scheint ausgefüllt zu sein.

Die dichte, schon fast klaustrophobische Stimmung bezieht den Hörer umgehend komplett ein. „Carry My Name“ ist sozusagen der Querschnitt von „Rorschach“, wer diesen Song mag, wird NOTIONS erstes Album lieben. Spätestens wenn mitten im rüden Gerocke plötzlich Gitarren wie elfenhafte Frauenstimmen aufheulen, dann ist es um jeden Post-Hardcore-Screamo-Punk-Fan geschehen.

Ungeschmückter purer Sound

Neu sind die deutschen Textzeilen, die auf „Fortschritt Um Des Fortschritts Willen“ und „Wires“ genau im richtigen Moment kommen und das Spektrum angenehm erweitern. Ohne anzuprangern sprechen NOTIONS wichtige Themen an, dabei sind sie stets niveauvoll, niemals platt. Wem nützt der erste Aufschrei wegen Ungerechtigkeiten, wenn sich der erste Knall in einem Nebel aus Ignoranz auflöst? Wer bestimmt, was Gut und was Böse ist? Ist alles nur eine Frage der Sicht? „Rorschach“ ist ungewöhnlich ergiebig und nach all den Eindrücken, mag man kaum glauben, dass kein Song merklich über drei Minuten geht und das komplette Album unter einer halben Stunde bleibt.

NOTIONS halten sich nicht mit Schnick-Schnack auf, alles auf „Rorschach“ kommt zwar knifflig aber erfreulich schnell auf den Punkt. Unerwartete Wendungen werden nicht zwangsläufig wiederholt und so manches Licht blitzt nur einmal und kurz auf, obwohl es sicher auch mehrfach gezündet hätte. Alleine der Mittelteil von „Walter“, wenn sich Drums und Bass aus der eingekesselten Atmosphäre freikämpfen und mit Gewalt drücken, ist eine hohe Punktzahl wert – wer braucht bitte Breakdowns?

Wer nichts zu verlieren hat, kann alles gewinnen

Dass NOTIONS also ungezwungen gegen den Erwartungsdruck arbeiten, stet in schönem Kontrast zu den musikalischen Zitaten, die sich die Münsteraner auf jeden Fall gönnen. Eine Band, die nicht vom Label ins Rampenlicht getreten wurde, liefert handgemachten anspruchsvollen Hardcore-Punk direkt aus dem Bauch – was will man mehr? Die LP kommt mit allen Texten stilecht in giftgrün, hinterlässt einen wertigen und detailliert abgestimmten Gesamteindruck NOTIONS haben auf „Rorschach“ Kante mit Emotionen verschmolzen und müssen sich mit damit vor internationalen Größen ganz sicher nicht verstecken.

18.02.2017

Der metal.de Serviervorschlag

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