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Posthumanbigbang - Posthumanbigbang

Review

Ja es gibt sie doch noch, die kleinen, besonderen, und überraschenden Momente beim Hören neuer Musik. Einen dieser Momente bescherte mir diese Woche eine kleine, von Hand mit Filzstift beschriftete, CD in meinem Briefkasten. Die fünf Schweizer von POSTHUMANBIGBANG bringen mit der gleichnamigen Scheibe ihr erstes Album unter die Leute, nachdem die Frontmänner (und Brüder) Remo und Patrick Häberli bereits seit zehn Jahren in getrennten Lagern musizierten. In der Schweiz scheint der Metal-Nachwuchs es wohl noch schwieriger zu haben als hier zu Lande, denn die letzte aufregende Band, die mich fasziniert hat, war SAMAEL, und die wurden 1987 gegründet. Zum Glück haben sich anno 2011 fünf Eidgenossen aufgemacht, um alles zu ändern, und das Ergebnis ist laut Promo-Text eine waghalsige Mischung aus progressiven Elementen und Post Rock, sowie klassischen Heavy Metal-Klischees, elektronischen Einflüssen und akustischen Momenten.

Und was soll man sagen, obwohl das auf Papier noch recht wirr klingt, wächst spätestens nach dem atmosphärischen Opener „Preface“ zusammen, was zusammen gehört. Die Rhythmus-Fraktion gibt sich grandios verschachtelt, während den Gitarren der freie Lauf quer durch die gesamte Metal-Welt gelassen wird. Wo „Epidemic“ noch stark an die ersten TOOL erinnert, wird es in „Construction“ plötzlich sehr Hardcore-lastig, nur um daraufhin mit dem ruhigen „DIM“ zum Träumen einzuladen. Es ist im Detail schwer zu beschreiben was hier passiert, wirklich einordnen kann man den Stil nicht, vor allem weil die zwei Brüder sich scheinbar mühelos von Maynard Keenan, über Serj Tankian, bis hin zu Roger Miret hangeln, was ihren Gesang betrifft, und dabei immer genau die richtige Lage wählen, um die Atmosphäre so dicht wie möglich zu halten. Mit dem orientalischen Part in „Future Tim“, oder den hibbeligen Synthie-Klängen in „Reprise“, beweist die Combo dann auch noch ihre Affinität zu den kleinen, völlig abgedreht wirkenden Klang-Experimenten, die sich trotz aller Befremdlichkeit perfekt in das Gesamtbild einfügen. Auch „Big Bang“ und „Homebound“ schaffen sich mit ihrem eher Death Metal-beeinflussten Sound eine eigene Nische innerhalb der elf Songs, mit bösen Growls und Screams wird hier die Keule ausgepackt, ohne dabei die Melodie außer acht zu lassen. Bevor es dann aber ganz vorbei ist, glänzt „Compound“ als eines der besten Outros, die ich je gehört habe. Akustik-Gitarren, Piano und Alpenhorn? Glaubt mir, ihr wollt das hören.

Nach einer angenehmen Spielzeit von fast fünfzig Minuten bleibt dann ein offener Mund und das Verlangen, gleich noch einmal Eintauchen zu wollen, zurück. Ein Fazit über solch ein experimentelles Stück Musik fällt schwer, und doch kann ich POSTHUMANBIGBANG schlicht und einfach jedem empfehlen, der gerne Metal hört. Dass die Low-Budget Produktion mal kein Hinderniss darstellt, kommt zwar selten vor, aber selbst dieser Faktor passt zum völlig eigenständigen Sound, der hier so angenehm locker, und doch komplex präsentiert wird. Für dieses Album muss man sich Zeit nehmen, abschalten, und gebannt zuhören, aber wenn es einmal zündet kommt man kaum noch weg davon. Bitte mehr davon!

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19.03.2012

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