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Primal Rock Rebellion - Awoken Broken

Review

Es dürfte nicht nur mir so gegangen sein, ich bin ziemlich sicher, dass ein Großteil derjenigen, die Adrian Smith für seine Arbeit mit IRON MAIDEN schätzen, ihre Zweifel hatten, ob sein neues Nebenbetätigungsfeld wirklich Zählbares und Essentielles abwerfen würde. Sein neuer Spielpartner Mikee Goodman, der ehemalige Sänger der britischen Progressive Metal-Band SIKTH dürfte bei Adrians Stammkundschaft für zusätzliches Stirnrunzeln gesorgt haben, denn nicht jeder MAIDEN-Fan dürfte von den Qualitäten der abgefahrenen, chaotischen Psychpathen-Musik überzeugt gewesen sein. Und selbst wenn – Adrian als Teil einer modernen, Mathcore-beeinflussten Trendband war selbst für die eisenhärtesten Verfechter musikalischer Freiheit nur schwer vorzustellen. Und mir ging es da nicht anders. PRIMAL ROCK REBELLION, so der vielversprechende Name dieser neuen „Supergroup“, würden einen Haufen unwichtiger Kompositionen auf den Markt werfen, mit dem beide Musiker diejenigen Songideen verbraten, die sonst nirgends Verwendung fanden. Ein typisches Nebenprojekt großer Musiker eben, das sich die Fans mit Glück geduldig anhören, aber genauso schnell wieder vergessen würden. Davon war ich überzeugt, daran konnte nicht der geringste Zweifel bestehen.

 

Doch siehe da: Nichts von alledem ist wahr. „Awoken Broken“ ist gut, richtig gut sogar, es ist, man möge mir diese vermeintliche Übertreibung nachsehen, das innovativste Stück Musik, an dem Adrian Smith seit vielleicht „The Number Of The Beast“ mitgewirkt hat. Und trotz seiner zahlreichen, gutklassigen Beiträge zu den letzten MAIDEN-Alben ist es aus kompositorischer Sicht auch eines seiner besten der letzten Jahre. PRIMAL ROCK REBELLION (die unter anderem von SIKTH-Drummer Don Foord unterstützt werden) ist in der Tat die beinahe perfekte Symbiose aus dem, was die beiden Musiker am besten können. Mikee trägt seine einzigartigen, abwechslungsreichen und äußerst emotionalen Vocals bei, ist vermutlich für den absolut zeitgemäßen Grundbaustein der Musik zuständig und lässt über die volle Distanz mal den Psychopathen, mal den verliebten, den ängstlichen und den verzweifleten Mikee von der Kette. Und Adrian Smith schreibt große Melodien, vergoldet die Songs mit der Art Refrains, die auch in den 80ern schon für die Gänsehaut von Millionen gesorgt haben, und er spielt Gitarre wie nur er es tut. PRIMAL ROCK REBELLION bietet ihm die Gelegenheit mit verschiedenen Sounds zu experimentieren, immer wieder kommt jedoch auch der altbekannte Adrian-Stil durch. Das Intro von „Bright As A Fire“ erinnert soundtechnisch tatsächlich an selige „Somewhere In Time“-Zeiten, auch wenn der Song, der drumherum gestrickt ist, eher wenig mit diesem ewigen Klassiker zu tun hat. Die Soli sind wie immer erstklassig und songdienlich, und es passt alles so wunderbar zusammen, wie man es sich wohl kaum hätte vorstellen wollen.

 

Der klassische Metal-Fan wird mit dem Songmaterial nicht viel anfangen können, so viel sei gesagt, der traditionsbewusste Metaller, ich höre schon die Stimmen und sehe vor meinem geistigen Auge die Kommentare, wird über dieses „unsägliche moderne Geschrubbe“ seinen gesamten Hass ausgießen. Diejenigen Metal-Fans jedoch, die ähnlich wie Adrian auch mal über den Tellerrand blicken möchten, werden nicht anders können, als die Qualität dieses Albums schlicht anzuerkennen. Die Symbiose aus Melodie und Wahnsinn lässt „Awoken Broken“ frisch und unverbraucht aus den Boxen donnern, und das Ganze ist noch mit einem hohen Maß an Abwechslung gesegnet. Beim brachial-groovigen Opener „No Friendly Neighbour“ lässt man sich ehrfürchtig und nach Luft ringend in den Sitz drücken, die danach folgende erste Single „No Place Like Home“ ist der einzige etwas flache Song unter dem schmutzigen Dutzend. Nicht nur bei „Bright As A Fire“ und dem großartigen, eher ruhigen „Tortured Stone“ (diese Hookline!) blitzt in den eingängigen Refrains Adrians Gespür für große Melodien wieder auf, und Mikee Goldman gibt sich alle Mühe, die kompletteste Gesangsleistung seiner Karriere abzuliefern. Es darf widerborstig gekeift und leidenschaftlich gesungen werden, und wenn es der Song zulässt dann gibt es auch wieder die von SIKTH bekannten Spoken Word-Passagen. Beim Titelsong öffnen PRIMAL ROCK REBELLION die Tore in die Welt des garstigen Horrors, „Search For Bliss“ ist ein mitreißender Hookline-Rocker, der dennoch jenes allgegenwärtige Element besitzt, dass die Scheibe zu etwas erstaunlich Eigenständigem macht. Alles garniert von einem vordergründigen Enthusiasmus, von dem man auch als der größte Fanboy zugeben muss, dass er den letzten MAIDEN-Alben komplett abging.

 

Wer dieser Veröffentlichung eine Chance gibt, und sich halbwegs für anspruchsvolle, aber nachvollziehbare Arrangements, eine moderne, nicht zu aufgeblasene Produktion und spannendes Songmaterial begeistern kann, und wer gerne genauer hinhört, um instrumentale Details zu entdecken, der wird mit „Awoken Broken“ eine musikalische Reise erleben, die sich gewaschen hat, weil sie in sämtlichen Tiefen der menschlichen Empfindung herumstochert und Emotionen freisetzt. Und weil sie unerwarteterweise, und ich wiederhole mich, einfach verdammt gut ist. An PRIMAL ROCK REBELLION wird man sich auch am Ende des Jahres noch erinnern. Wetten?

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20.02.2012

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