Ra's Dawn - Scales Of Judgement

Review

Was macht die Ägyptologen von RA’S DAWN sympathischer als die Ägypten-Forscher NILE? Ganz klar: Während uns letztere mit zerfallenden Mumien und Schlangen auf ihren Covern behelligen, präsentieren uns die sechs Jungs aus Koblenz ein Paar Hupen mit Flügeln.
Ist doch schon wesentlich einladender!

Und gottlob sind die gefiederten Milchtüten nicht das Highlight der Platte.
Vielmehr haben die Herren ihre Stärken aus- und Schwächen gegenüber den Demos abgebaut.
Das bedeutet zunächst, dass die progressiven Elemente zugunsten der Eingängigkeit etwas in den Hintergrund getreten sind. Sicher blitzen hier und da noch immer einige DREAM THEATER-Reminiszenzen auf, doch die Ägyptenfans verzichten auf Schwanzvergleiche am Griffbrett und haben Auge und Ohr auf bestens funktionierende Songs gerichtet. Man beweist auf dem Labeldebüt eindrucksvoll, dass die Band nachhaltige Songs, die dennoch vielschichtig und abwechslungsreich daherkommen.

Zwar scheint auf den ersten Hör ein wirklicher Überhammer zu fehlen, auch wenn Songs wie der mit einem starken Chorus versehene Opener „Forever“ oder „Flame Of War“ schon verdammt nahe dran sind. Doch das Liedgut, das auch schon mal in Richtung FATES WARNING schielt, wächst mit jedem Durchlauf und dann wird auch völlig verschmalzten Ohren offenbar, dass hier ein echtes Kleinod vorliegt.

Die Songs sind konsequenter, ausgereifter und kommen schneller auf den Punkt als dies bei „Solar Force“ der Fall war; gerade diese Flurbereinigung unter Dudeldidö, Gniedelfiedel und Trallala hat der Scheibe mehr als gut getan. Wo man beim Demo immer ein paar Durststrecken zu bewältigen hatte, bevor es wieder richtig interessant wurde, fesselt auf „Scales Of Judgement“ jede Minute.

Auch Sänger Olaf Reimann konnte sich steigern, wirkt jetzt auch bei den Höhen sicherer und drückt der Mucke seinen unverkennbaren Stempel auf. Das ist mal kein typisches Power-Metal-Mir-Hat-Der-Köter-Die-Klöten-Abgebissen-Gejodel, sondern geht eher in Richtung Matt Barlow, auch wenn Reimanns Organ noch eine Spur eigenwilliger ist. Gerade er sorgt für einen hohen Wiedererkennungswert.

Leider trägt die Produktion den technischen Fähigkeiten der Mucker nicht ganz die Rechnung, die man sich wünschen würde. Dazu knebelt sie die songdienlich bestens solierenden Klampfen an ein paar Punkten zu sehr und auch den Kicks fehlt allenthalben die rechte Durchschlagskraft, während die Vocals recht dominant aus den Boxen drücken.

Nichtsdestotrotz macht die Platte durch die Bank weg mächtig Spaß und auch die vom „Unveiling The Grotesque“-Demo übernommenen Songs „Terrified“ und gerade „The Masque Of The Red Death“ überzeugen. Vor allem letzterer hat richtig Atmosphäre und seine subtilen Spinettklänge passen bestens zur Thematik der allseits bekannten Poe-Shortstory.

Während „In Oceans Of Lies“ sogar ganz gut thrasht, hat man mit dem Power-Metal-Klopfer „Flame Of War“ einen feinen MAIDEN-Song parat, wie ihn STEEL PROPHET auch nicht besser hinbekommen. Zudem laden RA’S DAWN in dem Track zwischendurch zum Folk-lastigen Tanzkränzchen ein, das sich gewaschen hat. Der stimmungsvolle Rausschmeißer „Exodus“ entführt dann klanglich wieder ins heiße Ägypten, hinterlässt ebenfalls mächtig Eindruck und beschließt die starke Platte mehr als würdig.

Nun, da können die Koblenzer Herrn Michael Bacher als Stamminserent beim RH ja ne Weile alleine lassen.
Bleibt diese Form bestehen, kann die Band mit ein, zwei Alben mehr zur (deutschen) (Prog-) Power-Metal-Elite mühelos aufschließen.

19.11.2006

Der metal.de Serviervorschlag

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