Rage Nucléaire - Unrelenting Fucking Hatred

Review

Lord Worm ist zurück! Vielen noch bestens bekannt als Grunzer auf den ersten beiden CRYPTOPSY-Alben, sowie dem missglückten Zweitversuch „Once Was Not“. Nun, nach Jahren der öffentlichen Abstinenz meldet sich der Mann der kranken Töne mit seiner neuen Band zurück. Auf den gefährlichen Namen RAGE NUCLÉAIRE getauft, haben sich die Kanadier aufgemacht, um die Welt des extremen Metals zu erobern. Ihr Debüt bietet eine sehr heftige Form des Metals und liebäugelt dabei gerne im Black Metal, Ansatzweise im Death Metal und, Achtung, in der ANAAL-NATHRAKH-Hölle. Diese haben die vier Kanadier nämlich offensichtlich ausgiebig gehört, denn ihr Sound ist deutlich an den der Briten angelehnt, auch wenn es durchaus feine aber entscheidende Abweichungen gibt.

„Unrelenting Fucking Hatred“ tönt der Titel des Debüts und schlägt einem mit diesen Worten ebenso garstig entgegen, wie es bereits der Bandname vermag. Musikalisch erfüllen RAGE NUCLÉAIRE diesen Eindruck ebenfalls einwandfrei, denn ihre Mischung aus purer Raserei, fiesen Riffs, fast schon symphonischen Melodien und Lord Worms krankem Geröchel ist wirklich abartig derb und klingt nach totalem Hass.

Spannend ist die Produktion des Albums. Wenn die Gitarren richtig Gas geben, was übrigens die meiste Zeit der Fall ist, wirken sie fast schon wie Keyboards, die einen durchgehenden Ton spielen. Die Aussteuerung ist dabei ebenfalls sehr interessant. Ich habe lange hin und her gerätselt, wie die Jungs diesen seltsamen Sound im Studio hinbekommen haben, bin aber leider zu keinem wirklich schlüssigen und brauchbaren Ergebnis gekommen. Fakt ist, dass die Gitarren äußerst unüblich ausgesteuert sind. Dass ihnen rein von der Klangfülle ruhig ein wenig mehr Raum zur Entfaltung gut getan hätte, soll hier nur am Rande eine Bedeutung spielen, denn die Regelung der sechs Saiten ist schlichtweg strange und besitzt durchaus einen gewissen Reiz. Hört es und ihr werdet wissen, was ich meine. Das Schlagzeug brettert und rattert wie eine Nähmaschine durchs Album und kennt keine Gnade, der Bass ist eher dienlich eingesetzt und zur Untermalung der morbiden Atmosphäre gibt es Keyboard-Flächen und kleinere Melodien. Alles fein aufeinander abgestimmt entwickeln diese Elemente ein gemeinsames Ganzes, das sich wie ein Monstrum aufbäumt und mit abartigen Klängen seine Eingeweide auskotzt.

RAGE NUCLÉAIRE wollten mit „Unrelenting Fucking Hatred“ definitiv keine Scheibe für Weichkekse aufnehmen, das dürfte schon nach wenigen Tönen klar sein. Das Album zerstört alles, was den Weg kreuzt und atmet. Worm krächzt, quiekt und gurgelt seinen krankhaften Gesang so eklig wie selten zuvor ins Mikro und trotz dem er ein eher schwachbrüstiges Organ hat, also keine tiefen Frequenzen abdeckt und seine Stimme überhaupt nicht voluminös ist, tönt er einfach nur besessen und widerlich im positiven Sinne. Das, was für mich bei CRYPTOPSY nicht (mehr) funktioniert hat, regelt er hier mit der passenden Musik weg. Er scheint seine musikalische Mitte gefunden zu haben; gut so.

RAGE NUCLÉAIRE sind ganz bestimmt nicht jedermanns Sache und dürften für einen Großteil aller Metaller zu derb sein, aber ist es letztendlich nicht genau das, was Musik zu etwas Besonderem und (möglicherweise) einzigartig macht? Who knows…

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27.10.2012

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5 Kommentare zu Rage Nucléaire - Unrelenting Fucking Hatred

  1. Hans-Hubert sagt:

    Ich bin trotzdem mal auf die Texte gespannt, denn Hitlersamples und Songtitel wie „Endziel“ finde ich jetzt nicht so tschakayeahyeah. Ich will da niemandem was unterstellen, aber…

  2. Matthias sagt:

    Ach komm, damit schockt man doch heute nicht mehr. Hitler-Samples oder ähnlicher Mist von damals wird mittlerweile als Provo so oft benutzt… harmlos.

  3. Hans-Hubert sagt:

    Tja, und da kommt es mir auf den Kontext an – ich kenne die Texte leider noch nicht, und ich hoffe einfach, dass das, wenn man sich mal so manchen Songtitel anschaut, eher auf irgend eine Weise kritisch oder „berichtend“ gemeint ist. Ich bin da noch etwas skeptisch.

  4. Matthias sagt:

    Das ist weder kritisch noch berichtend, das ist Provo und soll einfach nur heftig wirken. Es ist heute meines Erachtens aber auch müßig hinter jedem Satz oder jedem Sample sofort was böses zu vermuten.

  5. Hans-Hubert sagt:

    Tu ich bei den meisten auch nicht, aber bei Blitzbirne Lord Worm bin ich mir da nicht so sicher, und deswegen warte ich erst, bis ich irgendwie an die Texte kommen. Dann, erst dann werde ich darüber urteilen und mich näher mit der Musik befassen wollen.