Red Moon Architect - Concealed Silence

Review

Eines muss man Inverse Records zugutehalten: wo andere Labels das Attribut „Meisterwerk“ für so ziemlich jeden ihrer Releases locker flockig aus der Hüfte schießen, sind sie brutal ehrlich. Oder scheinen zumindest so. Zitat: „Red Moon Architect is ready to hit the road towards the awareness of larger audiences and follow the footsteps of other successful Finnish metal bands“. Ob man sich der mangelnden Innovationskraft seiner Schützlinge nun wirklich bewusst ist oder sich doch nur versteckt sensationsheischend am Repertoire der Promo-Floskeln bedient: in die sprichwörtlich erwähnten Fußstapfen treten die finnischen Newcomer tatsächlich…

…und welcher anderen finnischen Metal Band die gehören, wird schnell offensichtlich. „Concealed Silence“, dem Prädikat „Album“ ohnehin schon spottend da mit knapp 30 Minuten eher auf EP-Länge gestutzt, lebt, isst, trinkt, atmet, schwitzt und scheisst den Death Doom von BLACK SUN AEON, als wolle es das Credo „Leaders Not Followers“ auf Teufel komm raus in sein Gegenteil verkehren. Bandkopf und Multiinstrumentalist Saku Moilanen hat mit RED MOON ARCHITECT ein recht genaues Abbild dessen erschaffen, was BLACK SUN AEONs Bandkopf und Multiinstrumentalist Tuomas Saukkonen bereits seit drei Alben höchst eingängig und erfolgreich vormacht. Von den Riffs mit den typisch finnischen Melodie-Läufen und den Keyboard-Flächen mit den einsam klimpernden Melodien über die perlenden Gitarren-Leads, die männlichen Gast-Clean-Vocals und weiblichen Heavenly Voices bis hin zum fett krachenden Sound, der gewaltig drückenden Produktion und dem zugegeben wirklich beeindruckend voluminös tönenden Growls von Frans Aalto – fortlaufend beschleicht einen das Gefühl, als würden RED MOON ARCHITECT die finnische Melancholie so ungefähr drei bis vier Jahre zu spät ausdrücken wollen.

Doch so inflationär das Entleihen von Stilmerkmalen auch ist, so sehr merkt man „Concealed Silence“ das Bemühen an, die eng gesteckten Grenzen zumindest aufbrechen zu wollen. Anders als BLACK SUN AEON versucht man sich hier weder an kompakten Brechern noch strenger Verse-Chorus-Verse-Symmetrie, sondern eher an ausladenden Epen und dem Anspruch, nicht ganz so vorhersehbare Strukturen zu erschaffen. Das funktioniert in „Funeral“ und „Realm“ ganz gut, führt ob des abrupt endenden „Abscond“ und unausgewogener Komposition in „Death Rank“ aber dazu, dass man sich ein wenig wie in der finnischen Pampa zur Winterzeit bestellt und nicht abgeholt fühlt. Und ob die Entscheidung, knapp sieben Minuten der halbstündigen Spielzeit für Keyboard-Interludes draufgehen zu lassen, die richtige war, sei auch mal dahingestellt.

Übrigens: neben RED MOON ARCHITECT ist Saku Moilanen noch in anderen Bands aktiv. Eine davon nennt sich ROUTASIELU, was soviel wie „Frostseele“ bedeutet, und ist, natürlich, im Death Doom beheimatet. Im letzten Jahr war Moilanen Teil des über Spinefarm veröffentlichten Debuts „Pimeys“, doch zeichnet er dort anders als bei RED MOON ARCHITECT  lediglich als Keyboarder und nicht als Mastermind verantwortlich. Diese Rolle übernimmt jemand, der im finnischen Death Doom nur allzu bekannt ist. Sein Name: Tuomas Saukkonen von BLACK SUN AEON.

14.10.2012

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