Mit dem Einzug von Subway to Sally und In Extremo in die Charts kamen immer mehr Mittelalter- und Folk-Bands an die Sonne, welche besonders gerne alte Weisen mit harten Gitarren oder modernen Beats mischten. Genau diese Bands mag es schon lange zuvor gegeben haben, fristeten allerdings, teils zurecht, noch ein Dasein als Markt-Musikanten oder blutige Amateure. Irgendwie erschöpft sich schließlich sehr schnell das musikalische Spektrum von Schalmai und Dudelsack, die traditionellen Stücke ändern sich auch nach dem fünfzigsten Nachspielen nicht und die Texte werden auch nicht aktueller. Dennoch hat sich inzwischen ein florierender Markt etabliert, aus dem die oben genannten Initiatoren immer noch als Lichtgestalten herausragen. Ändern werden dies Schandmaul sicherlich nicht. Doch man muß ihnen attestieren, ihre Mischung zwar nicht sonderlich innovativ, aber angenehmer als bei so manch anderen Kollegen zu gestalten. Man könnte Schandmaul in Verwandtschaft zu den frühen Subway To Sally sehen, als diese noch mehr Folk als Mittelalter in ihre Musik einbanden. Zwischen beschwingten Melodien und mitreißend gespielten Arrangements blitzen immer wieder derbe Texte oder sarkastische Untertöne auf. Auch die Instrumentierung ist recht weit gefasst, neben Rock-Gitarren und dem üblichen Mittelalter-Brimborium finden sich hier auch Klavier oder Akkordeon, was der Stimmung zusätzlich gut tut. Auch der oftmals eingefügte weibliche Gesang passt sich schön in das Gesamtbild ein, welches sich überhaupt von der grauen Masse an Mittelalter-Combos unterscheidet. Der Folk-Mittelalter-Rock wird leider keineswegs neu erfunden, aber doch um ein paar schöne Facetten und Lieder erweitert. Freut mich, daß es doch noch Bands gibt, die dies erreichen können.
Schandmaul - Von Spitzbuben und Anderen Halunken