Sin7SinS - Purgatory Princess

Review

Das mit dem Female-Fronted-Metal ist immer so eine Sache. Je nachdem, welcher Art die Promo-Bilder sind, fällt auch gleich das erste (zugegebenermaßen nicht unbedingt faire, aber automatische) Urteil: Daumen hoch, oder ein Prusten und Daumen runter. Ich persönlich freue mich immer, wenn ich mal kein übertrieben aufgetakeltes Mädel im Minirock sehen muss. Das liegt jedoch keinesfalls an den Miniröcken, sondern vielmehr an der Tatsache, dass das oftmals kurze Röckchen doch spürbar über die hinterherhinkende Musik hinwegtrösten soll. Der erste Eindruck von SIN7SINS‘ neuem Album ist jedoch positiv. Das Cover verleitet zwar im Nachhinein betrachtet irgendwie zu einer Fehleinschätzung des Inhalts. Die Band-Bilder sprechen eine ganz andere Sprache und man vermutet eine PINK-ähnliche, punkige oder zumindest rotzfreche Attitüde – aber der erste Eindruck ist positiv und wird mit jeder Minute Spielzeit zusätzlich untermauert.

Was nun aber tatsächlich mein erster Gedanke war, als „Purgatory Princess“ startete? – Krasse Stimme!

Zugegeben: Was in der ersten Sekunde noch irgendwie an AQUAs „Barbie Girl“ erinnert, entpuppt sich als starke Sängerin, die trotz der hohen Tonlage nicht nur süß, sondern irgendwie auch selbstbewusst und rotzig daherkommt und den Sound komplettiert, ohne zu aufdringlich zu wirken. Die Attitüde passt dabei zur Musik, zum Gesamtauftritt und ergibt ein abgerundetes Bild. Beim vorgelegten Werk handelt es sich schon um die dritte Veröffentlichung und dass die Niederländer musikalisch keine Anfänger mehr sind, ist ab der ersten Sekunde hörbar. Man geizt nicht mit seinen „Reizen“ und punktet durch Ideenvielfalt, gelungenes Songwriting und lückenlosen Klang.

Wenn ich mir die Rezension zum Vorgänger „Perversion Ltd.“ anschaue, stelle ich jedoch verwundert fest, dass der Gothic-Anteil bei „Purgatory Princess“ wesentlich in den Fokus gerückt ist und am zuvor bemängelten Ohrwurm-Faktor stark gearbeitet wurde. Tatsächlich ist das Ohrwurm-Potential sogar so gut, dass (es nervt, bzw.) man auch umgeben von Unmengen andersartiger Musik mindestens ein oder zwei Refrains aus dem Stegreif nachträllern kann (bzw. könnte), ohne sich anstrengen zu müssen. Im weiteren Verlauf des Albums zeigen sich nach und nach weitere Stärken: Sängerin Lotus überzeugt stimmlich sehr gut, nach mehreren Durchläufen ist jedoch anzumerken, dass man von eben dieser keine sonderlich große Vielfalt geboten bekommt. Erstaunlicherweise stört diese Tatsache keineswegs, denn das Gemisch wird durch männliche Unterstützung im Sinne von Clean-Gesang an der einen („No Tears Left“) und Growls an der anderen („Say What You Want“) Stelle abwechslungsreich gestaltet. Der Klang ist vollmundig, zusätzlich sorgen elektronische Elemente, sowie Tempowechsel und melodische Riffs ihrerseits dafür, dass kein Track dem anderen gleicht und trotzdem eine eigene Handschrift hervorsticht. Eine Ballade darf natürlich nicht fehlen: „Bittersweet Dreams“ ist einer dieser Titel, die – obgleich die Mischung aus Gesang, Klavier und Keyboardstreicher dem nächstgelegenen Musical entsprungen sein könnte – einfach nicht mehr aus dem Kopf zu bekommen sind. Leider verliert das hintere Drittel des Albums etwas an Durchschlagskraft, aber „Nieten“ sucht man vergebens.

„Purgatory Princess“ ist dank seiner Vielfalt ein starkes Album und jedem Musikfreund anzuraten, der Gefallen an rockigem Gothic und melodischem, aber weniger hartem Modern Metal finden kann. Es ist nicht besonders ausgefallen oder bahnbrechend und das mit dem Albumtitel versprochene „Fegefeuer“ der Prinzessin bleibt aus, aber das Gesamtpaket lohnt sich und beim nächsten Mal darf es dann – sofern es musikalisch genau so ausgereift ist – von mir aus auch ein Röckchen sein.

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23.12.2014

The world is indeed comic, but the joke is on mankind.

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