Slime - Sich Fügen Heißt Lügen

Review

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Es benötigt nur wenige Töne des Albums, um sich mindestens 20 Jahre zurück in der Zeit katapultiert zu fühlen. Wer auf eine Antwort auf das diffuse Occupy-Zeitalter, in dem wir uns befinden, gewartet hat, wird hier allerbestens bedient. Nach 18 Jahren haben sich SLIME noch einmal dazu entschlossen, alles zu geben und ein klärendes Album an den Start zu bringen. „Sich Fügen Heißt Lügen“ ist jedoch kein Album, das mal eben schnell mit ein bisschen Schrammelei und viel Lust und Laune eingezimmert wurde, sondern ein sehr gut durchdachter Hochgenuss moderner deutscher Punk-Musik.

Nachdem die Hamburger bereits 2010 eine Comeback-Tournee erfolgreich absolviert haben, war es an der Zeit, neue Töne von sich zu geben. Die Band knüpft dabei nahtlos an ihr letztes Album „Schweineherbst“ aus dem Jahre 1993 an, klingt aber weder antiquiert noch altersschwach. Genau das Gegenteil ist sogar der Fall. SLIME klingen frisch und trotzdem bissig wie eh und je und können mittlerweile aus rund 20 weiteren Jahren Lebenserfahrung schöpfen, was man der Qualität der Musik auch anhört. Das Album ist intelligent, lyrisch und inhaltlich wertvoll und besitzt immer noch den rohen, unbändigen Charme des alten Punk Rock, wie wir ihn kennen und lieben. SLIME beleben mit ihrem Album zudem eine Szene wieder, die man bereits lange tot wähnte und deren letzte Überbleibsel man höchstens noch mit entsetztem Kopfschütteln in ihrem lächerlichen Kommerzgerangel beobachten konnte. All jenen Bands, die sich nur noch um ihre Bankkonten gekümmert und sich so weit weg von ihren ursprünglichen Idealen entwickelt haben, dass sie den Stempel „Punk“ kaum noch verdienen, zeigen SLIME die Faust und starten ihr konsequentes Anti-Programm noch einmal mit all ihren Facetten und treffsicheren Parolen.

Auf „Sich Fügen Heißt Lügen“ jagt ein Ohrwurm den nächsten. Es ist völlig egal, welches Lied man hervorhebt, es gibt 13x saftige Kritik an der Gesellschaft, ihren Führern und deren hässlichen Ausgeburten. Ob man nun das Titelstück, „Wir Geben Nicht Nach“, „Bürgers Alptraum“, „Revoluzzer“, „Zum Kampf“ oder sämtliche anderen Lieder aufführt ist egal, denn die Qualität des Albums ist durchgehend großartig. SLIME rocken, punken, regen zum Nachdenken und zum Widerstand an, denn die Missstände in unserer Welt haben sich in den letzten 20 Jahren keineswegs verbessert. Mit inhaltlich mehr denn je zutreffenden Texten des 1934 von den Nazis ermordeten Schriftstellers Erich Mühsam, bewegt sich die Band deutlich an der anarchistischen Front und trumpft mit der verbalen Faust.

Das neue Album von SLIME ist der manifestierte Hoffnungsschimmer, nicht mehr ausschließlich auf die letzten, mittlerweile verkrüppelten Punk-Rock-Ikonen (wir kennen sie alle aus Funk und Fernsehen…) angewiesen zu sein. SLIME sagen ihnen allen mit „Sich Fügen Heißt Lügen“ den Kampf an. Es gibt ihn also doch noch, den echten Punk. In diesem Sinne: Wir geben nicht nach!

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10.06.2012

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15 Kommentare zu Slime - Sich Fügen Heißt Lügen

  1. xXx-Oimel-xXx sagt:

    Ohne jemals das Album gehört zu haben, aber wenn ich lese:
    “ All jenen Bands, die sich nur noch um ihre Bankkonten gekümmert und sich so weit weg von ihren ursprünglichen Idealen entwickelt haben, dass sie den Stempel „Punk“ kaum noch verdienen…“ muss ich lachen.
    Da mir die Gagenforderungen von SLIME, im fünfstelligen Bereich, noch gut in Erinnerung sind.
    ´ne Punkcombo, die nach ihrer Reunion mal fix 20.000 Euronen für ein Gig fordert ist natürlich nicht kommerziell & brauch sich wirklich nicht mehr um das gut gefüllte Bankkonto kümmern.
    Da kann die Musik noch so gut sein (sofern sich da nichts geändert hat), das ist einfach unglaubwürdig & lächerlich.

  2. Matthias sagt:

    Ich glaube, zwischen SLIME und Bands wie DIE ÄRZTE oder DIE TOTEN HOSEN gibt es kommerziell gravierende Unterschiede. Außerdem bedeutet das nicht sautomatisch, dass sie gar nichts verdienen dürfen, nur weil das Etikett Punk drauf haftet. Wenn jemand Aufwand beteibt, muss er auch dafür entlohnt werden (dürfen). Mal abgesehen davon…. Reich sind die ganz sicher nicht durch ihre Musik.

  3. Hans-Hubert sagt:

    Was DÄ und DTH angeht, so gehe ich sowieso davon aus, dass es die beiden Bands schon lange nicht mehr interessiert, ob etwas Punk ist oder nicht. Und im Grunde machen die beiden Bands doch, was sie wollen, und das ist weitaus mehr Punk als nach mehreren Jahrzehnten noch immer zu versuchen, sich den musikalischen Punkregeln zu, äh, fügen. Da ist mir die lockere Art der zwei genannten „Kommerzpunkbands“ weitaus sympathischer.

  4. Matthias sagt:

    …oder es ist einfach nur die Einstellung dazu, und die sei, ganz egal wie sie letztendlich ist, jedem selbst überlassen.

  5. Noyp sagt:

    Oder anders formuliert: Erfolgreicher Punk is nich so wirklich punkig.

  6. Jörg sagt:

    Was ist denn „erfolgreich sein“? Wo beginnt „erfolgreich sein“? Wenn „erfolgreich sein“ kein Punk ist, würde das ja bedeuten, dass Punks ihre Musik gar nicht veröffentlichen dürfen, damit sie als „echte Punks“ durchgehen und dem Erfolg fern bleiben. Man kann ja zu Slime stehen wie man will, aber sie beleben gerade ein lange mausetotes Genre wieder. Und ich finde es sogar sehr frisch, dass sie nicht modern klingen, sondern ihre alte Musik einfach weiter spielen. Was spricht auch dagegen? Es gibt doch genug andere Bands die experimentieren und sich „ganz toll entwickeln“ und an unsere Zeit anpassen, dann darf es doch auch solche geben, die sich auf ihre Wurzeln besinnen. Der Vergleich mit den Ärzten und den Hosen ist übrigens nicht wirklich angebracht. Die spielen in einer ganz anderen Kategorie. Musikalisch wie auch kommerziell und finanziell sowieso.

  7. xXx-Oimel-xXx sagt:

    In Zeiten wo Nix-Gut jeden Mist bzw. jede drittklassige Band auf Konserve bannt, muss die Zeit für „echte Punks“ ziemlich hart sein. Vielleicht liegt es daran, dass die „echten Punks“ im Gegensatz zu den „unechten Punks“ einfach ihre Instrumente nicht halten können bzw. erst gar keine besitzen. XD
    Mir ging es auch gar nicht um den musikalischen Aspekt. Wenn sich eine Band zur Reunion wieder zusammenfindet & dann für Gigs hohe Gagen fordert dann sollte jeder wissen wie die Spatzen von den Dächern pfeifen. Zwischen etwas verdienen & ordentlich absahnen besteht eine große Kluft. Da nützt es auch nichts wenn man musikalisch an die guten alten Zeiten anknüpft.
    Ich glaube die EASTSIDE BOYS haben es mit ihren Song „Viva la Reunion“ sehr gut getroffen. 😉

  8. Bernd Löffler sagt:

    Ich versteh das Problem nicht mit diesem Gerede von hohen Gagen. Na und, lass sie doch. Es gibt einmal die, die es fordern, aber auch die, die bereit sind zu zahlen. Also, wen kümmerts? Wenn mir ein Konzert von einer Band zu teuer ist, geh ich nicht hin, fertig, aus.

  9. xXx-Oimel-xXx sagt:

    Womit wir jetzt beim bei den Punks ach so verhassten Liberalismus angekommen sind. 😉
    Von mir aus kann sich die Band 100.000€ pro Gig in den Allerwertesten blasen lassen. Leider kann ich dann deren Attitüde von Rebellion & (!Achtung!) Antikapitalismus usw. nicht ernst nehmen, da man dem Hörer auch eine surreale Welt vorgaukelt.
    Durch solche Aktionen hat sich die Band selber demontiert & ist zu dem geworden, wogegen sie einst gesungen hat. Doch solange die ebenfalls verhasste Konsumgesellschaft alles kauft, ist die Welt in Ordnung. 😉

  10. Matthias sagt:

    @Oimel: Du scheinst diesbezüglich schlechte Erfahrungen mit SLIME gemacht zu haben. Worauf beziehst du dich da genau? Ich meine, mit Zahlen um sich werfen und „irgendwas“ behaupten (nicht, dass ich dir da was unterstellen möchte, bitte nicht falsch verstehen), kann jeder. Mal abgesehen davon, es gibt für alles Gründe. Obs nun der Wunsch ist, bissel Knete abzugreifen (Jauch, ick hör die trappsen) oder einfach nur Spaß zu haben, ist mir ehrlich gesagt auch egal. Deswegen aber sofort alles anzuzweifeln halte ich für übertrieben. Mich interessiert letztendlich nur die Musik und im Falle vorliegender Scheibe die guten Texte des Albums. Von Szenegehampel distanziere ich mich, und zwar jeglicher Art. Ich respektiere aber das, was die Band aussagen und sein möchte, ob das mir, dir, dem Gesetz oder anderen Lesern und Schreibern hier nicht passt, spielt dabei keine Rolle, denn jeder kann selbst entscheiden. Schrieb das nicht schon jemand? Ah, ich selbst 😉

  11. xXx-Oimel-xXx sagt:

    Sickman, die Sache mit der Gage war damals in diversen Zines/Mags nachzulesen, darunter auch in „der Bombe“. Ich wollte hier auch keine große Diskussion diesbezüglich anzetteln.
    Ich habe damals selber viel D-Punk, darunter auch SLIME, gehört. Vielleicht rührt mein Unmut auch daher. 😉
    Das diie Musik von SLIME schlecht ist stand nie zur Debatte. 😉

  12. Stendahl666 sagt:

    Wir leben im Kapitalismus. Wie wir ALLE unsere Kohle verdienen, ist uns scheißegal, Hauptsache sie fließt… und das tut sie. Na und? Authentisch oder nicht, mir SCHEIßEGAL. Sie sind gut, das zählt. Was ihr hier äußert, interessiert niemand. SLIME stehen drüber und sollte es mal knallen, stehen sie in erster Reihe, während ihr Spacken euchi n euren Reihenhäusern auf Pump zurücklehnt. Mit Frauen auf Pump. Mit Frauen in Pumps. Blöden Haarschnitten. Und doof as fuck. Wie Eure Kommentare.

  13. Broesli sagt:

    Um mal eine andere hier erwähnte Band zu zitieren:
    „Für mich ist Punk arschlecken und Rasur“

    😉

  14. jottpeher sagt:

    Echt Punks? Unechte Punks? 20.000 Euro Gage , na und? Die Platte ist spitze und ehrlich und kein aufgewärmter Schrott. Die Fahren durch die Gegend zu fünft,für jeden 4000 Euronen pro Auftriitt. falls das überhaupt stimmt. Ist doch cool wenn da für jeden auch was überbleibt, nach Abzug der Spesen.Da hat man auch kein gut gefülltes Bankkonto am Ende des Jahres. Ich würde auch nicht immmer Nudeln mit Ketchup essen wollen, nur weil ich Musik mache. Wenn man solche Leute nicht unterstützt wird es bald keine Künstler mehr geben , die sind dann nämlich alle verhungert. Und ie die da am lautesten schreien waren eigentlich immer die Schlimmsten.

  15. flopsen sagt:

    also ich bin slime fan seit 1980. ich scheiss auf das neid-gerede von „echten“ punks. ich war früher selbst einer mit iro. lass die jungs doch auch was verdienen. es gibt eine milliarde schlechtere bands und die verkaufen auch cd´s. also was solls. und slime haben immer ihre eigene meinung und erfahrungen verarbeitet. genau. sie haben mir aus der seele gesprochen und die zustände in D angeprangert. ohne sie wäre es hier nur ein volk aus mitläufer schaafen…