Smohalla - Resilience

Review

Es ist schon interessant: Die Teilnahme am ULVER-Tribut „My Own Wolf: A New Approach“ scheint fast ein Qualitätsmerkmal für aufstrebende Bands zu sein. So konnten mich vor eineinhalb Jahren bereits SAEL mit „The Sixth Extinction“ ziemlich vom Hocker hauen – ihre Landsmänner von SMOHALLA schaffen das dieser Tage mit „Resilience“, wenn auch auf andere Weise. Die Termini ‚Post Black Metal‘ und ‚Progressive Black Metal‘ habe ich im SAEL-Review angesprochen – umso schwerer fällt es mir, eine treffende Bezeichnung für die Musik auf „Resilience“ zu finden; der für Black Metal mit Postrock-Einflüssen verwendete ‚Post Black Metal‘ passt hier ebenso wenig wie das Attribut ‚progressiv‘ – auch wenn sowohl ‚post‘ als auch ‚progressiv‘ zweifelsohne im Wortsinn zutreffen.

Was also gibt es auf „Resilience“ zu hören? Man stelle sich vor, EMPEROR hätten zu „Anthems…“-Zeiten BLUT AUS NORDs „The Work Which Transforms God“ oder „MoRT“ gehört und sich entschlossen, eine ähnliche Richtung einzuschlagen – das Resultat könnte „Resilience“ sein. Der Opener „Quasar“ kommt noch sehr gemäßigt und fast ohne schwarzmetallische Anleihen daher, transportiert aber bereits die unheimliche Atmosphäre des Albums. Das folgende „Au Sol Les Toges Vides Master“ bietet teils zackigen, meist aber im Midtempo verhafteten Black Metal, der trotz sehr präsenter (und toll gemachter) Synthetik haarscharf an der totalen Atonalität vorbeischrammt, sich aber gerade deswegen erst nach und nach in all seiner Pracht entfaltet. Der mehrstimmige klare Gesang erinnert mich immer wieder an Ihsahn auf den ersten EMPEROR-Veröffentlichungen – und fügt sich absolut stimmig in das oberflächlich herrschende Chaos ein. Insgesamt halten sich SMOHALLA nur selten in höheren Geschwindigkeitslagen auf, jedoch ohne doomig zu werden.

Den drei Franzosen gelingt es während der acht Stücke meisterhaft, dissonante Gitarren, schleppendes Schlagzeug, atmosphärische Elektronik und variabelsten Gesang zu einem Gebräu zu vermischen, das mir die Nackenhaare aufstellt. Das Wort ‚unheimlich‘ habe ich eben schon in den Raum geworfen, in Ermangelung weiterer deutscher Adjektive greife ich mal auf die englischen Worte ‚eerie‘ und ‚creepy‘ zurück. „Resilience“ besitzt eine ganz eigene, bedrohliche, manchmal fiese Atmosphäre, die während dieser Dreiviertelstunde greifbar wird.

SMOHALLA katapultieren sich mit ihrem Full Length-Debut(!) also scheinbar problemlos in die erste Liga visionären Black Metals, ich würde sogar soweit gehen, von ‚Avantgarde‘ zu sprechen. Was mir an „Resilience“ im direkten Vergleich mit den BLUT AUS NORD-Veröffentlichungen deutlich besser gefällt, ist, dass SMOHALLA ihre Dissonanz nicht als Selbstzweck sehen, sondern das Potential atonaler(er) Strukturen ausschließlich für die Erzeugung atmospärischer Dichte nutzen (ein Weg, der auf „The Work Which Transforms God“ immerhin zu spüren ist). Damit ist „Resilience“ ein heißer Kandidat auf mein „Album des Jahres“. Wer sich für Schwarzmetall abseits der ausgetretenen Pfade begeistern kann und bei Namen wie EMPEROR, VED BUENS ENDE, DHG oder eben BLUT AUS NORD anfängt zu sabbern, sollte mal ein Ohr riskieren. Es lohnt sich!

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22.10.2011

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