Spire - Entropy

Review

Das Weltall und ambienter Black Metal – obwohl das eine oft gesehene Kombination ist, kommen da sofort die schweizer Industrialisten DARKSPACE in den Sinn. Dennoch haben die australischen Ambient Black Metaller SPIRE wenig mit dem Trio aus Bern gemein, obwohl auch sie ihrem Nihilismus einen futuristischen, astronomischen Anstrich verpassen. Auf ihrem ersten Album „Entropy“ (nach zwei EPs und einer Split mit MIDNIGHT ODYSSEY) gehen die Australier meist langsamer, dabei aber weniger monoton zur Sache, obwohl in manchen Momenten durchaus DARKSPACE-Anleihen durchschimmern – zum Beispiel in „(Unmake)“. Das ist ein Glücksgriff, denn so spannend und atmosphärisch wie auf „Entropy“ hat man spacigen Ambient Black Metal zuletzt selten gehört.

„Entropy“: schleppend, finster, repetetiv und rituell.

Mit dem Anfang „Ends“ fangen SPIRE direkt ungewöhnlich an – nicht nur wegen des Gegensatzes im Titel, sondern auch, weil die Australier „Entropy“ direkt mit einem schleppenden, repetetiven Blackened-Doom-Riff starten, statt mit einer atmosphärischen Spannungssteigung, wie man es im Ambient Black Metal erwartet. Auf besagtes Riff legt sich eindringlicher, ritueller Gesang und eine Leadgitarre zeichnet Bilder einer traumartige Finsternis. Erst nach knapp der Hälfte drücken SPIRE das Gaspedal durch, mit ihren dissonanten Riffs und dem kruden Gesang erinnern sie dabei ein wenig an DØDSENGEL und deren Album „Mirium Occultum“. „Labyrinthine“ startet im Anschluss mit einer eindringlichen Gitarre und jenem ritualhaften Gesang, mit repetetiven Disharmonien im gemäßigten Tempo frisst sich der Song unwiderstehlich in die Gehörgänge, im zweiten Drittel ziehen SPIRE das Tempo an und lassen die eine oder andere Melodie aufkommen.

Das über siebenminütige „(Remake)“ ist anschließend der erste und einzige reine Ambient-Track des Albums und zeichnet Bilder der weiten, finsteren Leere des Weltalls in den Kopf des Hörers. Das unterbricht das thematisch passende „Void“ im Anschluss, indem es direkt in die Vollen geht. Höhepunkt des Songs ist jedoch der getragene letzte Teil, bevor SPIRE zum bereits genannten „(Unmake)“ übergehen, welches stark an DARKSPACE, aber auch ein wenig an die Polen THAW erinnert. Der abschließende Titeltrack von „Entropy“ überzeugt abermals mit wiederholten Schemata im niedrigen Tempo, vor allem der melancholische, verzweifelt wirkende Schlussteil darf als Höhepunkt des Albums gelten.

SPIRE überholen schon mit ihrem ersten Album die direkte Konkurrenz

Damit machen SPIRE sehr viel richtig, denn statt auf ewigen, langweiligen Ambient-Parts ohne Aussage und Sinn herumzureiten, setzen die Australier die reinen Elektronika im richtigen Maß ein; und statt nur die großen Vorbilder des weltraumbeeinflussten Ambient Black Metals zu klonen, versehen sie ihr Debüt mit vielen denkwürdigen und eigenständigen Einfällen, von denen man einige eher auf einem Album aus der orthodox-satanischen Ecke erwartet hätte. Vor allem ist aber das Talent der SPIRE-Musiker bewundernswert, Songs zu schreiben, die mit wenigen Motiven und Variationen auskommen, aber über die volle Länge ihre Spannung halten. Genrefans: SPIRE gehören auf euren Einkaufszettel!

12.08.2016

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