Thalamus - Mr. Avenson

Review

Der Thalamus sitzt im Gehirn, genauer stellt er den größten Teil des Zwischenhirns dar und – glaubt man dem heutigen Stand der Hirnforschung – entscheidet darüber, welche Informationen „wertvoll“ im Sinne ihrer Verarbeitung und Speicherung sind. Offenbar war mein Thalamus bisher im Hinblick auf seinen Duisburger Namensvetter ziemlich unaufmerksam, denn bisher ist der 2003 gegründete Vierer mit den an „Donnie Darko“ erinnernden Kopfbedeckungen komplett an mir vorbeigegangen.

Angesichts des dritten Langspielers „Mr. Avenson“ möchte ich meinen guten Freund Homer Simpson zitieren: „Schnauze, Gehirn, sonst gibt’s wieder was mit dem Wattestäbchen!“ Denn ganz offenbar leidet mein Thalamus an Geschmacksverirrung oder zumindest reichlich Ignoranz. Ganz im Gegensatz zu THALAMUS, die mich mit ihren zwölf Songs tatsächlich beeindrucken.

Man muss zur Ehrenrettung meines Thalamus sagen, dass sich die Klasse von „Mr. Avenson“ nicht sofort erschließt. In den ersten Durchgängen stechen vor allem polyrhythmische Bestandteile hervor, die nicht ganz so zahm und gefällig sind wie die aus dem Hause TOOL, aber auch nicht den jazzigen Wahnsinn eines Fredrik Thordendal transportieren.

So ist dann auch keine Fibonacci-Folge, die sich hinter den Songs versteckt, sondern etwas viel Greifbareres: Emotion. Sänger Dave Müller schreit, singt und flüstert sich durch die Texte, wird dabei unterstützt von einer technisch soliden Instrumentalfraktion, die sich trotz aller Progrock-Attitüde niemals in Frickeleien verliert. So wachsen – durch ihre Stellung am Anfang des Albums – gerade der Opener „Pray“ sowie das folgende Titelstück mit jedem Hördurchgang und erleichtern auf diese Weise auch den Zugang zum restlichen Album. Besonders ist mir das fast abschließende, elfminütige „Dissolution“ im Gedächtnis geblieben, das von ruhigen Elementen bis hin zu Gitarrenwänden alle Stärken THALAMUS‘ in sich vereinigt.

Wer also auf Bands wie TOOL oder die weniger bekannten Schweden von BURST steht und eine leichte Schwäche für Grunge und Stoner Rock besitzt, sollte THALAMUS unbedingt anchecken. Das Schöne ist, dass „Mr. Avenson“ neben der physikalischen Veröffentlichung über LeFink Records gegen eine frei wählbare Spende (man sieht, das RADIOHEAD-Beispiel macht Schule) auch digital über die Bandcamp-Seite der Duisburger bezogen werden kann. Ich jedenfalls gönne den Jungs die Bekanntheit, die sie darüber hoffentlich erlangen, von Herzen.

22.07.2011

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