Thaw - Grains

Review

Galerie mit 9 Bildern: Thaw - Tyrant Festival 2018

Drei Jahre nach dem ziemlich grandiosen „Earth Ground“ und zwei Jahre nach dem seltsamen „St. Phenome Alley“ veröffentlichten die polnischen Noise Black Metaller THAW Ende 2017 ihr neues Album „Grains“. Diesmal konnten sie dafür mit Agonia Records sogar ein Label für sich gewinnen, mit dem der Band der nächste Schritt auf der Karriereleiter durchaus gelingen kann. Bleibt nur die Frage: Besinnen sich THAW wieder auf ihr cooles, gleichzeitig höchst atmosphärisches und dennoch irgendwie eingängiges Songwriting von „Earth Ground“? Oder machen sie mit dem anstrengenden, sperrigen, Ambient-Drone- und Noise-lastigen, kaum mit Black Metal durchsetzten Stil von „St. Phenome Alley“ weiter?

Die Formalia deuten auf „Earth Ground“ hin

Fans der metallischeren Werke der Band seien auf jeden Fall beruhigt: Auf „Grains“ gibt es wieder mehr als nur ein paar Minuten Gitarren zu hören, und auch die Kompositionen sind wieder kürzer und knackiger ausgefallen: Im Gegensatz zu den beiden 20-Plus-Minütern des Vorgängers wirken die Tracklängen auf „Grains“ gar poppig. So läuft der kürzeste Song, der Opener „The Brigand“, fünfeinhalb Minuten, als längstes Stück steht „The Harness“ mit knapp zehn Minuten zu Buche. Die Formalia deuten also auf eine Kontinuität mit „Earth Ground“ hin – aber passt das auch stilistisch?

Stilistisch betreten THAW den Mittelweg

Die Antwort lautet: klares Jein! THAW spielen anno 2017 definitiv wieder Metal, wenngleich „Grains“ deutlich doomiger klingt, als das ja doch eher flotte „Earth Ground“. Im Grunde könnte man fast behaupten, das neue Album des Quintetts aus Sosnowiec sei sowas wie der Mittelweg aus „Earth Ground“ und „St. Phenome Alley“: Es gibt mehr Gitarren, mehr Metal, aber ebenso deutlich legen THAW auf Klangteppiche und Atmosphäre wert, eher doomig-ambienter Drone als noisiger Black Metal; eher Stimmung als Eingängigkeit.

Das mag insofern klug sein, als dass THAW damit wohl Fans ihrer beiden Schaffensperioden – der Black-Metal-lastigeren und der Ambient-Drone-lastigeren – zufriedenstellen. Und ja: THAW sind und bleiben Meister was die kalte, gewissermaßen industrielle Atmosphäre angeht. Dennoch fehlt „Grains“ ein wenig das i-Tüpfelchen, welches das 2014er-Album noch zu Genüge hatte: harte Aggression gepaart mit catchy Passagen, die direkt ins Ohr gingen und dort Widerhaken ansetzten. Dort bestand die Kunst ja gerade darin, den Black Metal mit Noise zu vermengen und sich trotzdem hart groovend ins Gedächtnis des Hörers zu schrauben. Einen „Hit“ wie „Afterkingdom“ oder „Sun“ bleiben THAW auf „Grains“ jedoch schuldig.

„Grains“ bleibt hinter den Erwartungen früherer Fans zurück

Und so ist das vierte Album der Polen ein zweischneidiges Schwert. Ja, es ist atmosphärisch dicht und beeindruckend stimmungsvoll. Aber das bekommt man eben auch woanders, ihr ehemaliges Alleinstellungsmerkmal hingegen lassen THAW heuer auf der Strecke liegen. Damit ist „Grains“ sicherlich kein schlechtes Album – vor allem Drone-Doom-Fans könnten Gefallen daran finden -, aber es bleibt hinter den Erwartungen jener Fans zurück, die THAW mit „Earth Ground“ lieben gelernt haben. Schade.

20.02.2018

Der metal.de Serviervorschlag

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