The Phobos Ensemble - Lux Aeterna

Review

Gleich nachdem ich mich zunächst oberflächlich mit THE PHOBOS ENSEMBLE und ihrem Wahnwitz von Musik beschäftigt hatte, befiel mich passenderweise eine klamme Furcht; die Angst davor zu schreiben. Die Easiophobie! Wie sollte ich da ein Review abliefern? Oh, Graus – all die Zeichen, das Getippe, die Finger auf der Tastatur, der ganze Text… furchtbar!

Also stellte ich eine Rezensions-Privatsekretärin ein. Aber ich sach euch – die kocht einen dermaßen beschissenen Kaffee, dass innerhalb einer Woche die Phobie in Gänze vergessen war. So konnte ich wieder selbst in die Tasten hauen…

Die Angst-Gruppe selbst leidet an ganz bestimmten Phobien, wohingegen sie gegen andere völlig gefeit ist. Wer sich traut, der geneigten Hörerschaft einen solchen einstweilen überaus merkwürdig anmutenden Mix aus Genres anzubieten, zeigt der Cainophobie, also der Angst vor Neuem, die ganz kalte Schulter und hat auch mit der Gelotophobie, der Angst, ausgelacht zu werden, ebenso herzlich wenig am Hut wie mit der Allodoxaphobie, der Angst vor Meinungen.

In Behandlung ist das Ensemble ganz eindeutig wegen akuter Dikaiomaphobie. Sie ängstigt sich vor jeder Festlegung und fürchtet das Verharren, besser gesagt, die strikte Orientierung an einem einzigen Genre wie der Teufel das Weihwasser. Jetzt mag sich der Rezipient davor ängstigen, dass er bei Genuss von “Lux Aeterna“ auf Grund ständiger Reizüberflutung die Ohren strecken muss, aber den Österreichern gelingt es tatsächlich, trotz der schieren Masse an Einflüssen nicht zerfahren zu klingen. Sicherlich muss man die Bereitschaft mitbringen, sich auf die Jungs auch einzulassen, denn der Hörer wird laufend gefordert. Wer das aber tut, wird bei jedem Song mit etwas Andersartigem belohnt.

So klingen in “Ancient Chrome“ die Göteborger PSYCORE an, wobei das Intro auch auf den Alben “Weight“ oder “Come In And Burn“ der ROLLINS BAND hätte stehen können. Stücke wie das treibende, großartige “Steamhammer“ weisen hingegen klassische Auffe-Glocke-Attacken im Stile URSURPERs auf, obwohl sie sich eigentlich eher nach SOAD anhören und eine gewaltige Eingängigkeit entfalten. “Charon’s Waltz“ hingegen mischt herrlich doomigen Groove mit derben Grindgeprügel und James-Hetfield-Gedächtnis-Phrasierung, bevor ein melodischer Refrain einsetzt. Ich nehme an, das Ensemble kann auf fünfundachtzig Sänger/Grunzer/Shouter/Squealer zurückgreifen, um diese Bandbreite an Vokalakrobatik am Mikro abzubilden.

Wer sich für Kauziges und gleichsam Frisches zu begeistern weiß, und vor der Kombination diverser Genres nicht Reißaus nimmt, sollte dieser Angst-Kapelle definitiv eine Chance einräumen. Hier geben sich ZAPPA, THE MASS, BOTCH, SOAD, MASTODON, GOJIRA und eben PSYCORE die Klinke in die Hand und wenn wer meint, das Ensemble sei somit im Mathcore-etc.-Lager zu verorten, wird mit Einschüben von klassichem Heavy Metal, einer Prise CROWBAR, PANTERA-Groove und EXODUS-Riffs herrlich verwirrt.

Manches dabei ist nicht immer so ganz zwingend, doch wird dieser Misstand durch erlebbare Spielfreude und dem Mut, abseits ausgetretener Pfade zu pilgern mehr als ausgeglichen. Vor dem nächsten Output der kranken Ösis (die sich selbst auch nicht so ganz bierernst nehmen) habe ich jedenfalls keine Angst und erwarte nicht weniger als ein kleines Meisterwerk.

So, ich mach mir dann mal ’n gescheiten Kaffee…

03.03.2013

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